Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.12. Cap. Von Orangen-Bäumen. aber das Versetzen mit Behutsamkeit vorgenom-men werden, damit die Erde so viel möglich an den Wurzeln hangen bleibe. Jst die Erde zu trocken, und man besorgt, daß sie vielleicht von den Wurzeln abfallen möchte, so begiesset man sie einen Tag vorher; ist sie aber schwer und feste, so hat man das Begiessen nicht nöthig. Solte die Erde und die Wurzeln in den Gefässen zu feste anliegen, daß die Gewächse sich nicht wollen her- aus ziehen lassen, so lüftet man die Erde mit ei- nem grossen Messer oder mit einem kleinen Spa- ten am Ende los, damit der Stam sich desto leich- ter heraus ziehen lasse. Jch habe erfahren wenn ich von andern Leuten Orangen-Bäume gekauft, welche aus Unwissenheit in alzu leichte und san- digte Erde gesetzet worden, daß wir bey den Um- setzen, aller Behutsamkeit ohngeachtet, nicht die al- lergeringste Erde daran geblieben, sondern von den Wurzeln gänzlich abgesallen, daß sie völlig nackend geworden, welches bey den Orangen- Bäumen einen grossen Schaden verursachet, in- dem man sie von neuen, als wenn sie erstlich aus Jtalien gekommen wären, niederum treiben und in das Gewächs-Haus oder auf ein Mist-Beet bringen muß. Aus dieser angeführten Ursache muß dahin gesehen merden, daß allezeit zu diesen Bäumen eine Erde, welche schwer ist, und eine Bindung machet, genommen werde. Die beste Zeit solche Bäume zu versetzen, ist der May-Mo- nat. Wenn die neuen Garten-Gefässe, wie auch die hierzu dienliche Erde herbey geschaft und [a]lles zube- N 5
12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. aber das Verſetzen mit Behutſamkeit vorgenom-men werden, damit die Erde ſo viel moͤglich an den Wurzeln hangen bleibe. Jſt die Erde zu trocken, und man beſorgt, daß ſie vielleicht von den Wurzeln abfallen moͤchte, ſo begieſſet man ſie einen Tag vorher; iſt ſie aber ſchwer und feſte, ſo hat man das Begieſſen nicht noͤthig. Solte die Erde und die Wurzeln in den Gefaͤſſen zu feſte anliegen, daß die Gewaͤchſe ſich nicht wollen her- aus ziehen laſſen, ſo luͤftet man die Erde mit ei- nem groſſen Meſſer oder mit einem kleinen Spa- ten am Ende los, damit der Stam ſich deſto leich- ter heraus ziehen laſſe. Jch habe erfahren wenn ich von andern Leuten Orangen-Baͤume gekauft, welche aus Unwiſſenheit in alzu leichte und ſan- digte Erde geſetzet worden, daß wir bey den Um- ſetzen, aller Behutſamkeit ohngeachtet, nicht die al- lergeringſte Erde daran geblieben, ſondern von den Wurzeln gaͤnzlich abgeſallen, daß ſie voͤllig nackend geworden, welches bey den Orangen- Baͤumen einen groſſen Schaden verurſachet, in- dem man ſie von neuen, als wenn ſie erſtlich aus Jtalien gekommen waͤren, niederum treiben und in das Gewaͤchs-Haus oder auf ein Miſt-Beet bringen muß. Aus dieſer angefuͤhrten Urſache muß dahin geſehen merden, daß allezeit zu dieſen Baͤumen eine Erde, welche ſchwer iſt, und eine Bindung machet, genommen werde. Die beſte Zeit ſolche Baͤume zu verſetzen, iſt der May-Mo- nat. Wenn die neuen Garten-Gefaͤſſe, wie auch die hierzu dienliche Erde herbey geſchaft und [a]lles zube- N 5
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12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
aber das Verſetzen mit Behutſamkeit vorgenom-
men werden, damit die Erde ſo viel moͤglich an
den Wurzeln hangen bleibe. Jſt die Erde zu
trocken, und man beſorgt, daß ſie vielleicht von
den Wurzeln abfallen moͤchte, ſo begieſſet man ſie
einen Tag vorher; iſt ſie aber ſchwer und feſte, ſo
hat man das Begieſſen nicht noͤthig. Solte die
Erde und die Wurzeln in den Gefaͤſſen zu feſte
anliegen, daß die Gewaͤchſe ſich nicht wollen her-
aus ziehen laſſen, ſo luͤftet man die Erde mit ei-
nem groſſen Meſſer oder mit einem kleinen Spa-
ten am Ende los, damit der Stam ſich deſto leich-
ter heraus ziehen laſſe. Jch habe erfahren wenn
ich von andern Leuten Orangen-Baͤume gekauft,
welche aus Unwiſſenheit in alzu leichte und ſan-
digte Erde geſetzet worden, daß wir bey den Um-
ſetzen, aller Behutſamkeit ohngeachtet, nicht die al-
lergeringſte Erde daran geblieben, ſondern von
den Wurzeln gaͤnzlich abgeſallen, daß ſie voͤllig
nackend geworden, welches bey den Orangen-
Baͤumen einen groſſen Schaden verurſachet, in-
dem man ſie von neuen, als wenn ſie erſtlich aus
Jtalien gekommen waͤren, niederum treiben und
in das Gewaͤchs-Haus oder auf ein Miſt-Beet
bringen muß. Aus dieſer angefuͤhrten Urſache
muß dahin geſehen merden, daß allezeit zu dieſen
Baͤumen eine Erde, welche ſchwer iſt, und eine
Bindung machet, genommen werde. Die beſte
Zeit ſolche Baͤume zu verſetzen, iſt der May-Mo-
nat. Wenn die neuen Garten-Gefaͤſſe, wie auch
die hierzu dienliche Erde herbey geſchaft und alles
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