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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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und Zwerg-Bäumen.
dürfen angebunden werden, sondern es muß zwi-
schen der Latte und dem Reise ein kleiner Raum
bleiben, denn wenn sie zu feste angebunden sind,
so schneidet und wächset die Weide oder das Band
oft so feste in die Schale ein, daß man sie ohne
Gewalt nicht heraus bringen kan, wodurch nicht
nur der Umlauf des Saftes gehindert, sondern es
werden nach einiger Zeit ungestalte Zelken daraus.
Ein grosser Uebelstand ist es auch, wenn manche
unverständige Gärtner die Aeste creuzweise über
einander binden. Es müssen vielmehr die Aeste
und Reiser immer in einer Reihe nach einander
in gleicher Ordnung gelegt und angebunden wer-
den. Den obersten Ast muß man zuerst, und
zwar in der Mitten des Baumes anbinden und
alsdann zur Rechten und zur Linken mit dem An-
binden fortfahren. Die neuen Aeste, welche den
Sommer über hervor wachsen, sind ebenfals an-
zuheften, und dieses geschiehet am besten im Ju-
nius. Sind sie zum theil noch zart, so können
Binsen oder auch das Bast von Matten dazu ge-
nommen werden. Es ist diese Arbeit nicht oben-
hin anzusehen, denn dieselbe muß einem Spalier
das beste Ansehen geben. Allhier muß ich noch
dieses erinnern: Wenn es den Sommer über vie-
le von den Schmetterlingen giebt, welche Herr
Rösel in seiner Jnsecten-Belustigung in der zwey-
ten Classe N. II. p. 9. unter die Nacht-Vögel rech-
net, und die harichte braune Raupe, Hr. Frisch
aber in seiner Jnsecten-Beschreibung p. 14. die
bundköpfige Garten- und Wald-Raupe nennen,

so
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und Zwerg-Baͤumen.
duͤrfen angebunden werden, ſondern es muß zwi-
ſchen der Latte und dem Reiſe ein kleiner Raum
bleiben, denn wenn ſie zu feſte angebunden ſind,
ſo ſchneidet und waͤchſet die Weide oder das Band
oft ſo feſte in die Schale ein, daß man ſie ohne
Gewalt nicht heraus bringen kan, wodurch nicht
nur der Umlauf des Saftes gehindert, ſondern es
werden nach einiger Zeit ungeſtalte Zelken daraus.
Ein groſſer Uebelſtand iſt es auch, wenn manche
unverſtaͤndige Gaͤrtner die Aeſte creuzweiſe uͤber
einander binden. Es muͤſſen vielmehr die Aeſte
und Reiſer immer in einer Reihe nach einander
in gleicher Ordnung gelegt und angebunden wer-
den. Den oberſten Aſt muß man zuerſt, und
zwar in der Mitten des Baumes anbinden und
alsdann zur Rechten und zur Linken mit dem An-
binden fortfahren. Die neuen Aeſte, welche den
Sommer uͤber hervor wachſen, ſind ebenfals an-
zuheften, und dieſes geſchiehet am beſten im Ju-
nius. Sind ſie zum theil noch zart, ſo koͤnnen
Binſen oder auch das Baſt von Matten dazu ge-
nommen werden. Es iſt dieſe Arbeit nicht oben-
hin anzuſehen, denn dieſelbe muß einem Spalier
das beſte Anſehen geben. Allhier muß ich noch
dieſes erinnern: Wenn es den Sommer uͤber vie-
le von den Schmetterlingen giebt, welche Herr
Roͤſel in ſeiner Jnſecten-Beluſtigung in der zwey-
ten Claſſe N. II. p. 9. unter die Nacht-Voͤgel rech-
net, und die harichte braune Raupe, Hr. Friſch
aber in ſeiner Jnſecten-Beſchreibung p. 14. die
bundkoͤpfige Garten- und Wald-Raupe nennen,

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[179/0211] und Zwerg-Baͤumen. duͤrfen angebunden werden, ſondern es muß zwi- ſchen der Latte und dem Reiſe ein kleiner Raum bleiben, denn wenn ſie zu feſte angebunden ſind, ſo ſchneidet und waͤchſet die Weide oder das Band oft ſo feſte in die Schale ein, daß man ſie ohne Gewalt nicht heraus bringen kan, wodurch nicht nur der Umlauf des Saftes gehindert, ſondern es werden nach einiger Zeit ungeſtalte Zelken daraus. Ein groſſer Uebelſtand iſt es auch, wenn manche unverſtaͤndige Gaͤrtner die Aeſte creuzweiſe uͤber einander binden. Es muͤſſen vielmehr die Aeſte und Reiſer immer in einer Reihe nach einander in gleicher Ordnung gelegt und angebunden wer- den. Den oberſten Aſt muß man zuerſt, und zwar in der Mitten des Baumes anbinden und alsdann zur Rechten und zur Linken mit dem An- binden fortfahren. Die neuen Aeſte, welche den Sommer uͤber hervor wachſen, ſind ebenfals an- zuheften, und dieſes geſchiehet am beſten im Ju- nius. Sind ſie zum theil noch zart, ſo koͤnnen Binſen oder auch das Baſt von Matten dazu ge- nommen werden. Es iſt dieſe Arbeit nicht oben- hin anzuſehen, denn dieſelbe muß einem Spalier das beſte Anſehen geben. Allhier muß ich noch dieſes erinnern: Wenn es den Sommer uͤber vie- le von den Schmetterlingen giebt, welche Herr Roͤſel in ſeiner Jnſecten-Beluſtigung in der zwey- ten Claſſe N. II. p. 9. unter die Nacht-Voͤgel rech- net, und die harichte braune Raupe, Hr. Friſch aber in ſeiner Jnſecten-Beſchreibung p. 14. die bundkoͤpfige Garten- und Wald-Raupe nennen, ſo M 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/211>, abgerufen am 03.12.2024.