Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
nichtswürdigen und schlechten Leuten oft in ge-
ringen Sachen gute Worte geben muß, daß sie
einem mit einer Nachricht an die Hand gehen,
da man als ein Gelehrter vielmehr ihnen hätte
lernen sollen. Wer dieses alles erweget, der
wird gewiß nicht in Abrede seyn, daß das stu-
dium oeconomicum
eben nicht allezeit zum be-
sten auf Universitäten getrieben werde, und daß
allerdings eine Verbesserung darinnen stat ha-
ben könne.

Ob ich nun gleich der geringste unter denje-
nigen bin, welche die öconomische Wissenschaf-
ten durch Schriften zu befördern suchen, so habe
mich doch über die 40 Jahr in dem Acker-Gar-
ten-Wein- und Hopfen-Bau beschäftiget, und
ohne Ruhm zu melden, manches sowohl nach
hiesiger als auswärtiger Cultur erfahren und er-
funden, und wünsche nichts mehr, als meinem
Nächsten mit meiner wenigen Erkentnis und Er-
fahrung zu dienen. Und in dieser guten Absicht
habe auch bey dieser Gelegenheit meine Gedan-
ken von Verbesserung derer academischen Vor-
lesung über die Oeconomie eröfnen und einige
Vorschläge thun wollen, wie man der studiren-
den Jugend auf Universitäten hierinnen zu Hül-
fe kommen und solche zur Praxi anweisen solle.

Jch würde aber hier gewißlich unvernünf-
tig und wider alle Klugheit handeln, wenn ich
die löblichen und rühmlichen Bemühungen der
Gelehrten, auf vielen hohen Schulen, welche
den jungen Leuten erstlich die Historie der Oe-

conomie

Vorrede.
nichtswuͤrdigen und ſchlechten Leuten oft in ge-
ringen Sachen gute Worte geben muß, daß ſie
einem mit einer Nachricht an die Hand gehen,
da man als ein Gelehrter vielmehr ihnen haͤtte
lernen ſollen. Wer dieſes alles erweget, der
wird gewiß nicht in Abrede ſeyn, daß das ſtu-
dium œconomicum
eben nicht allezeit zum be-
ſten auf Univerſitaͤten getrieben werde, und daß
allerdings eine Verbeſſerung darinnen ſtat ha-
ben koͤnne.

Ob ich nun gleich der geringſte unter denje-
nigen bin, welche die oͤconomiſche Wiſſenſchaf-
ten durch Schriften zu befoͤrdern ſuchen, ſo habe
mich doch uͤber die 40 Jahr in dem Acker-Gar-
ten-Wein- und Hopfen-Bau beſchaͤftiget, und
ohne Ruhm zu melden, manches ſowohl nach
hieſiger als auswaͤrtiger Cultur erfahren und er-
funden, und wuͤnſche nichts mehr, als meinem
Naͤchſten mit meiner wenigen Erkentnis und Er-
fahrung zu dienen. Und in dieſer guten Abſicht
habe auch bey dieſer Gelegenheit meine Gedan-
ken von Verbeſſerung derer academiſchen Vor-
leſung uͤber die Oeconomie eroͤfnen und einige
Vorſchlaͤge thun wollen, wie man der ſtudiren-
den Jugend auf Univerſitaͤten hierinnen zu Huͤl-
fe kommen und ſolche zur Praxi anweiſen ſolle.

Jch wuͤrde aber hier gewißlich unvernuͤnf-
tig und wider alle Klugheit handeln, wenn ich
die loͤblichen und ruͤhmlichen Bemuͤhungen der
Gelehrten, auf vielen hohen Schulen, welche
den jungen Leuten erſtlich die Hiſtorie der Oe-

conomie
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
nichtswu&#x0364;rdigen und &#x017F;chlechten Leuten oft in ge-<lb/>
ringen Sachen gute Worte geben muß, daß &#x017F;ie<lb/>
einem mit einer Nachricht an die Hand gehen,<lb/>
da man als ein Gelehrter vielmehr ihnen ha&#x0364;tte<lb/>
lernen &#x017F;ollen. Wer die&#x017F;es alles erweget, der<lb/>
wird gewiß nicht in Abrede &#x017F;eyn, daß das <hi rendition="#aq">&#x017F;tu-<lb/>
dium &#x0153;conomicum</hi> eben nicht allezeit zum be-<lb/>
&#x017F;ten auf Univer&#x017F;ita&#x0364;ten getrieben werde, und daß<lb/>
allerdings eine Verbe&#x017F;&#x017F;erung darinnen &#x017F;tat ha-<lb/>
ben ko&#x0364;nne.</p><lb/>
        <p>Ob ich nun gleich der gering&#x017F;te unter denje-<lb/>
nigen bin, welche die o&#x0364;conomi&#x017F;che Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaf-<lb/>
ten durch Schriften zu befo&#x0364;rdern &#x017F;uchen, &#x017F;o habe<lb/>
mich doch u&#x0364;ber die 40 Jahr in dem Acker-Gar-<lb/>
ten-Wein- und Hopfen-Bau be&#x017F;cha&#x0364;ftiget, und<lb/>
ohne Ruhm zu melden, manches &#x017F;owohl nach<lb/>
hie&#x017F;iger als auswa&#x0364;rtiger Cultur erfahren und er-<lb/>
funden, und wu&#x0364;n&#x017F;che nichts mehr, als meinem<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten mit meiner wenigen Erkentnis und Er-<lb/>
fahrung zu dienen. Und in die&#x017F;er guten Ab&#x017F;icht<lb/>
habe auch bey die&#x017F;er Gelegenheit meine Gedan-<lb/>
ken von Verbe&#x017F;&#x017F;erung derer academi&#x017F;chen Vor-<lb/>
le&#x017F;ung u&#x0364;ber die Oeconomie ero&#x0364;fnen und einige<lb/>
Vor&#x017F;chla&#x0364;ge thun wollen, wie man der &#x017F;tudiren-<lb/>
den Jugend auf Univer&#x017F;ita&#x0364;ten hierinnen zu Hu&#x0364;l-<lb/>
fe kommen und &#x017F;olche zur <hi rendition="#aq">Praxi</hi> anwei&#x017F;en &#x017F;olle.</p><lb/>
        <p>Jch wu&#x0364;rde aber hier gewißlich unvernu&#x0364;nf-<lb/>
tig und wider alle Klugheit handeln, wenn ich<lb/>
die lo&#x0364;blichen und ru&#x0364;hmlichen Bemu&#x0364;hungen der<lb/>
Gelehrten, auf vielen hohen Schulen, welche<lb/>
den jungen Leuten er&#x017F;tlich die Hi&#x017F;torie der Oe-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">conomie</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0016] Vorrede. nichtswuͤrdigen und ſchlechten Leuten oft in ge- ringen Sachen gute Worte geben muß, daß ſie einem mit einer Nachricht an die Hand gehen, da man als ein Gelehrter vielmehr ihnen haͤtte lernen ſollen. Wer dieſes alles erweget, der wird gewiß nicht in Abrede ſeyn, daß das ſtu- dium œconomicum eben nicht allezeit zum be- ſten auf Univerſitaͤten getrieben werde, und daß allerdings eine Verbeſſerung darinnen ſtat ha- ben koͤnne. Ob ich nun gleich der geringſte unter denje- nigen bin, welche die oͤconomiſche Wiſſenſchaf- ten durch Schriften zu befoͤrdern ſuchen, ſo habe mich doch uͤber die 40 Jahr in dem Acker-Gar- ten-Wein- und Hopfen-Bau beſchaͤftiget, und ohne Ruhm zu melden, manches ſowohl nach hieſiger als auswaͤrtiger Cultur erfahren und er- funden, und wuͤnſche nichts mehr, als meinem Naͤchſten mit meiner wenigen Erkentnis und Er- fahrung zu dienen. Und in dieſer guten Abſicht habe auch bey dieſer Gelegenheit meine Gedan- ken von Verbeſſerung derer academiſchen Vor- leſung uͤber die Oeconomie eroͤfnen und einige Vorſchlaͤge thun wollen, wie man der ſtudiren- den Jugend auf Univerſitaͤten hierinnen zu Huͤl- fe kommen und ſolche zur Praxi anweiſen ſolle. Jch wuͤrde aber hier gewißlich unvernuͤnf- tig und wider alle Klugheit handeln, wenn ich die loͤblichen und ruͤhmlichen Bemuͤhungen der Gelehrten, auf vielen hohen Schulen, welche den jungen Leuten erſtlich die Hiſtorie der Oe- conomie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/16
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/16>, abgerufen am 21.11.2024.