Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.6. Cap. Vom Oculiren. viel davon zu halten, indem ein solches Augekurz vor dem Winter zu treiben pfleget, und al- so das Reislein und Holz nicht reif wird, sondern gar zu weich und zart bleiben muß folglich durch die Kälte und Frost den Winter über leicht Schaden nehmen kan. Und ob man gleich ge- denket durch das Verbinden mit Heu oder Stroh demselben eine Güte zu thun, so machet man doch dadurch übel ärger. Denn wenn es sehr regnet oder auf starken Schnee Thau-Wet- ter sich ereignet, so lauft das Wasser zwischen dem Stroh oder Heu bis an das Auge hinun- ter. Wenn nun ein Frost darauf erfolget, wel- ches gemeiniglich zu geschehen pfleget, so muß das kaum hervorgetriebene Auge erfrieren und verderben. Drum ist es noch besser gethan, daß man dergleichen Augen lieber auf Hofnung stehen lässet. Die andere Art, nemlich die schlaffenden §. 6. Was zubeobachten, wenn das Auge beklie- ben. Wenn nach Verfliessung einer Zeit von 6 nicht
6. Cap. Vom Oculiren. viel davon zu halten, indem ein ſolches Augekurz vor dem Winter zu treiben pfleget, und al- ſo das Reislein und Holz nicht reif wird, ſondern gar zu weich und zart bleiben muß folglich durch die Kaͤlte und Froſt den Winter uͤber leicht Schaden nehmen kan. Und ob man gleich ge- denket durch das Verbinden mit Heu oder Stroh demſelben eine Guͤte zu thun, ſo machet man doch dadurch uͤbel aͤrger. Denn wenn es ſehr regnet oder auf ſtarken Schnee Thau-Wet- ter ſich ereignet, ſo lauft das Waſſer zwiſchen dem Stroh oder Heu bis an das Auge hinun- ter. Wenn nun ein Froſt darauf erfolget, wel- ches gemeiniglich zu geſchehen pfleget, ſo muß das kaum hervorgetriebene Auge erfrieren und verderben. Drum iſt es noch beſſer gethan, daß man dergleichen Augen lieber auf Hofnung ſtehen laͤſſet. Die andere Art, nemlich die ſchlaffenden §. 6. Was zubeobachten, wenn das Auge beklie- ben. Wenn nach Verflieſſung einer Zeit von 6 nicht
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6. Cap. Vom Oculiren.
viel davon zu halten, indem ein ſolches Auge
kurz vor dem Winter zu treiben pfleget, und al-
ſo das Reislein und Holz nicht reif wird, ſondern
gar zu weich und zart bleiben muß folglich durch
die Kaͤlte und Froſt den Winter uͤber leicht
Schaden nehmen kan. Und ob man gleich ge-
denket durch das Verbinden mit Heu oder
Stroh demſelben eine Guͤte zu thun, ſo machet
man doch dadurch uͤbel aͤrger. Denn wenn es
ſehr regnet oder auf ſtarken Schnee Thau-Wet-
ter ſich ereignet, ſo lauft das Waſſer zwiſchen
dem Stroh oder Heu bis an das Auge hinun-
ter. Wenn nun ein Froſt darauf erfolget, wel-
ches gemeiniglich zu geſchehen pfleget, ſo muß
das kaum hervorgetriebene Auge erfrieren und
verderben. Drum iſt es noch beſſer gethan,
daß man dergleichen Augen lieber auf Hofnung
ſtehen laͤſſet.
Die andere Art, nemlich die ſchlaffenden
Augen zu oculiren, geſchiehet am beſten vom An-
fange des Auguſt-Monats bis zu Ende, wenn
vorhero der Saft zum andernmal volkommen
in die Baͤume getreten iſt, wovon unten ein
mehres ſol gehandelt werden.
§. 6.
Wenn nach Verflieſſung einer Zeit von 6
bis 7 Wochen geſehen wird, daß das eingeſchobe-
ne oculirte Auge beklieben, ſo muß das Band,
womit es verbunden worden, wiederum geoͤfnet
werden, damit der Baſt nicht in den Stam mit
einwachſe, und das Auge an ſeinem Wachsthume
nicht
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