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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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von Ausartung derer Samen.
um die Krebse in denen Monaten, in deren Namen
sich ein R befindet, viel Zwirn in sich haben und
nicht vol sind. Es rühret nemlich solches nicht
von dem Monde her, sondern von dem Mangel
der Nahrung, indem sie wegen der kalten Ge-
wässer in gedachten Monaten die junge Brut,
womit sie sich sonsten zu nähren pflegen, nicht
finden, und folglich in ihren Löchern bleiben,
und vom Leibe zehren. Wenn man zur Winter-
Zeit ihre Mägen visitiret, wird man nichts darin-
nen finden. Und so ja der Mond in diese Thiere
influiren solte, so müsten sie auch im Winter vol
seyn, indem ja alle Monate der Mond scheinet
und vol wird. Die Liebhaber der Krebse solten
billig zusammen treten und dahin trachten, daß
der leidige R aus den Monaten relegiret würde.
Deßgleichen läßt sich aus dem obigen die Ursache
gar leicht entdecken, warum die Krebse in den
Monaten, worinnen sich kein R befindet, mehren-
theils vol werden, weil sie nemlich in denenselben
wegen der warmen Wasser ihre gute Nahrung fin-
den. Jch sage aber mit Fleiß, daß solches nur
mehrentheils geschehe: denn wenn auch zuweilen
im Sommer bey einfallender kühlen Witterung
die Wasser kalt sind, und die Krebse ihre gehörige
Nahrung nicht finden können, so werden sie gewiß
nicht vol werden, wenn auch gleich der Mond noch
so vol wäre.

Was ich wegen Degeneration eines Kohls
in den andern in meinem vorigen Schreiben be-
hauptet, nemlich daß dieselbe weder vom Winde,

noch
D 3

von Ausartung derer Samen.
um die Krebſe in denen Monaten, in deren Namen
ſich ein R befindet, viel Zwirn in ſich haben und
nicht vol ſind. Es ruͤhret nemlich ſolches nicht
von dem Monde her, ſondern von dem Mangel
der Nahrung, indem ſie wegen der kalten Ge-
waͤſſer in gedachten Monaten die junge Brut,
womit ſie ſich ſonſten zu naͤhren pflegen, nicht
finden, und folglich in ihren Loͤchern bleiben,
und vom Leibe zehren. Wenn man zur Winter-
Zeit ihre Maͤgen viſitiret, wird man nichts darin-
nen finden. Und ſo ja der Mond in dieſe Thiere
influiren ſolte, ſo muͤſten ſie auch im Winter vol
ſeyn, indem ja alle Monate der Mond ſcheinet
und vol wird. Die Liebhaber der Krebſe ſolten
billig zuſammen treten und dahin trachten, daß
der leidige R aus den Monaten relegiret wuͤrde.
Deßgleichen laͤßt ſich aus dem obigen die Urſache
gar leicht entdecken, warum die Krebſe in den
Monaten, worinnen ſich kein R befindet, mehren-
theils vol werden, weil ſie nemlich in denenſelben
wegen der warmen Waſſer ihre gute Nahrung fin-
den. Jch ſage aber mit Fleiß, daß ſolches nur
mehrentheils geſchehe: denn wenn auch zuweilen
im Sommer bey einfallender kuͤhlen Witterung
die Waſſer kalt ſind, und die Krebſe ihre gehoͤrige
Nahrung nicht finden koͤnnen, ſo werden ſie gewiß
nicht vol werden, wenn auch gleich der Mond noch
ſo vol waͤre.

Was ich wegen Degeneration eines Kohls
in den andern in meinem vorigen Schreiben be-
hauptet, nemlich daß dieſelbe weder vom Winde,

noch
D 3
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[53/0074] von Ausartung derer Samen. um die Krebſe in denen Monaten, in deren Namen ſich ein R befindet, viel Zwirn in ſich haben und nicht vol ſind. Es ruͤhret nemlich ſolches nicht von dem Monde her, ſondern von dem Mangel der Nahrung, indem ſie wegen der kalten Ge- waͤſſer in gedachten Monaten die junge Brut, womit ſie ſich ſonſten zu naͤhren pflegen, nicht finden, und folglich in ihren Loͤchern bleiben, und vom Leibe zehren. Wenn man zur Winter- Zeit ihre Maͤgen viſitiret, wird man nichts darin- nen finden. Und ſo ja der Mond in dieſe Thiere influiren ſolte, ſo muͤſten ſie auch im Winter vol ſeyn, indem ja alle Monate der Mond ſcheinet und vol wird. Die Liebhaber der Krebſe ſolten billig zuſammen treten und dahin trachten, daß der leidige R aus den Monaten relegiret wuͤrde. Deßgleichen laͤßt ſich aus dem obigen die Urſache gar leicht entdecken, warum die Krebſe in den Monaten, worinnen ſich kein R befindet, mehren- theils vol werden, weil ſie nemlich in denenſelben wegen der warmen Waſſer ihre gute Nahrung fin- den. Jch ſage aber mit Fleiß, daß ſolches nur mehrentheils geſchehe: denn wenn auch zuweilen im Sommer bey einfallender kuͤhlen Witterung die Waſſer kalt ſind, und die Krebſe ihre gehoͤrige Nahrung nicht finden koͤnnen, ſo werden ſie gewiß nicht vol werden, wenn auch gleich der Mond noch ſo vol waͤre. Was ich wegen Degeneration eines Kohls in den andern in meinem vorigen Schreiben be- hauptet, nemlich daß dieſelbe weder vom Winde, noch D 3

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/74>, abgerufen am 27.04.2024.