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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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7. Cap. Einige Schreiben
Rüben, denn es sind Rüben und bleiben Rüben;
desgleichen mit denen Gras-Blumen oder Nel-
ken, ob sie einfach oder gefült werden, so sind es
doch Nelken: welches auch von denen vielen Ar-
ten derer Erbsen und Salläte (Lattich) zu sagen
ist. Ferner haben Ew.-- die Gütigkeit und be-
trachten die mancherley und die vielen Arten, Far-
ben und Structuren der Phaseolen, welche binnen
vier Jahren nach einander bestellen lassen, und an
welchen der Lusus naturae so sehr vorgehet, daß
man sich über keine Art von Sämereyen mehr als
über diese verwundern und vergnügen kan.
Worzu ich aber auch nicht gekommen, wo nicht
vor einigen Jahren auf die Gedanken gerathen
wäre ein Samen-Cabinet mit den Lateinischen
und Teutschen Namen, sowol für mich als auch
für das Evangelische Waisenhaus alhier zu ma-
chen, und worinnen ich auch ziemlich glücklich
gewesen, indem an Phaseolen, als womit ich an-
gefangen, an der Zahl bis auf 200. Sorten, und
an andern Sämereyen bis 1189. gekommen bin,
und noch täglich darzu supplire: Ob es nun schon
vielerley Arten an Farbe und Structur derer
Phaseolen giebet, so sind und bleiben es den-
noch Phaseolen, und degeneriren also in kein an-
deres Geschlecht. Wie sich nun dieses verhält,
so verhält sichs auch mit obigen gemeldeten Koh-
len. Noch ist zu gedenken, daß man unter de-
nen Rüben- und Kohl-Pflanzen, welche beyder-
ley Geschlecht ein ganz anderes Vnctuosum,
wo sie hingesäet werden, erfordern, wohl distin-

guiret

7. Cap. Einige Schreiben
Ruͤben, denn es ſind Ruͤben und bleiben Ruͤben;
desgleichen mit denen Gras-Blumen oder Nel-
ken, ob ſie einfach oder gefuͤlt werden, ſo ſind es
doch Nelken: welches auch von denen vielen Ar-
ten derer Erbſen und Sallaͤte (Lattich) zu ſagen
iſt. Ferner haben Ew.-- die Guͤtigkeit und be-
trachten die mancherley und die vielen Arten, Far-
ben und Structuren der Phaſeolen, welche binnen
vier Jahren nach einander beſtellen laſſen, und an
welchen der Luſus naturæ ſo ſehr vorgehet, daß
man ſich uͤber keine Art von Saͤmereyen mehr als
uͤber dieſe verwundern und vergnuͤgen kan.
Worzu ich aber auch nicht gekommen, wo nicht
vor einigen Jahren auf die Gedanken gerathen
waͤre ein Samen-Cabinet mit den Lateiniſchen
und Teutſchen Namen, ſowol fuͤr mich als auch
fuͤr das Evangeliſche Waiſenhaus alhier zu ma-
chen, und worinnen ich auch ziemlich gluͤcklich
geweſen, indem an Phaſeolen, als womit ich an-
gefangen, an der Zahl bis auf 200. Sorten, und
an andern Saͤmereyen bis 1189. gekommen bin,
und noch taͤglich darzu ſupplire: Ob es nun ſchon
vielerley Arten an Farbe und Structur derer
Phaſeolen giebet, ſo ſind und bleiben es den-
noch Phaſeolen, und degeneriren alſo in kein an-
deres Geſchlecht. Wie ſich nun dieſes verhaͤlt,
ſo verhaͤlt ſichs auch mit obigen gemeldeten Koh-
len. Noch iſt zu gedenken, daß man unter de-
nen Ruͤben- und Kohl-Pflanzen, welche beyder-
ley Geſchlecht ein ganz anderes Vnctuoſum,
wo ſie hingeſaͤet werden, erfordern, wohl diſtin-

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[36/0057] 7. Cap. Einige Schreiben Ruͤben, denn es ſind Ruͤben und bleiben Ruͤben; desgleichen mit denen Gras-Blumen oder Nel- ken, ob ſie einfach oder gefuͤlt werden, ſo ſind es doch Nelken: welches auch von denen vielen Ar- ten derer Erbſen und Sallaͤte (Lattich) zu ſagen iſt. Ferner haben Ew.-- die Guͤtigkeit und be- trachten die mancherley und die vielen Arten, Far- ben und Structuren der Phaſeolen, welche binnen vier Jahren nach einander beſtellen laſſen, und an welchen der Luſus naturæ ſo ſehr vorgehet, daß man ſich uͤber keine Art von Saͤmereyen mehr als uͤber dieſe verwundern und vergnuͤgen kan. Worzu ich aber auch nicht gekommen, wo nicht vor einigen Jahren auf die Gedanken gerathen waͤre ein Samen-Cabinet mit den Lateiniſchen und Teutſchen Namen, ſowol fuͤr mich als auch fuͤr das Evangeliſche Waiſenhaus alhier zu ma- chen, und worinnen ich auch ziemlich gluͤcklich geweſen, indem an Phaſeolen, als womit ich an- gefangen, an der Zahl bis auf 200. Sorten, und an andern Saͤmereyen bis 1189. gekommen bin, und noch taͤglich darzu ſupplire: Ob es nun ſchon vielerley Arten an Farbe und Structur derer Phaſeolen giebet, ſo ſind und bleiben es den- noch Phaſeolen, und degeneriren alſo in kein an- deres Geſchlecht. Wie ſich nun dieſes verhaͤlt, ſo verhaͤlt ſichs auch mit obigen gemeldeten Koh- len. Noch iſt zu gedenken, daß man unter de- nen Ruͤben- und Kohl-Pflanzen, welche beyder- ley Geſchlecht ein ganz anderes Vnctuoſum, wo ſie hingeſaͤet werden, erfordern, wohl diſtin- guiret

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/57>, abgerufen am 27.04.2024.