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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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als 2 St. zum Aufgehen zu bringen.
Häutlein derer Sallat-Körner, wenn solche nach
der angegebenen Methode in die Scherben gesäet
worden, in einer kurzen Zeit von 2 bis 3 Stunden
zerspringen könten, vielweniger daß sie aufgehen,
und wachsen, so gar ziemliche Blätter hervorbrin-
gen solten. Die Erde mag nun präparirt oder son-
sten beschaffen seyn wie sie nur immer wil, so ist
doch dieses ein ohnmögliches Ding. Und wenn
auch die Blätter ohne der Sonnen-Wärme und
freyen Luft eines Pfennigs groß gewachsen wären,
so wird doch gewiß ohne deren Hülfe weder Ge-
schmack noch Geruch daran zu finden seyn, welches
ich bey meiner oben beschriebenen Samen-Probe
unzehlich vielmahl befunden. Denn wenn auch
gleich der Sallat, oder auch viele andere Samen
eines Fingers lang in denen Scherben erwachsen;
so ist doch weder Geruch noch Geschmack daran zu
merken gewesen, ausgenommen an denen aufge-
gangenen Zwiebeln, woran man einigermassen den
Geruch empfinden kan. Es verhält sich damit eben
so, wie mit dem Spargel und Sallate, welche im
Winter auf denen Mist-Beeten getrieben werden.
Wenn der Gärtner aus Unwissenheit oder Nach-
läßigkeit, mit Aufhebung derer Fenster denensel-
ben nicht genugsame Luft giebt, so bekommen sie
keinen rechten sondern nur einen wässerigen Ge-
schmack: wenn aber dergleichen nächtliche und
tägliche Aufhebung nach Proportion der Wär-
me und Kälte vorgenommen und Luft gegeben
wird, so bekomt der Spargel und Sallat eben
einen so guten Geschmack als im Frühjahre.

Aus

als 2 St. zum Aufgehen zu bringen.
Haͤutlein derer Sallat-Koͤrner, wenn ſolche nach
der angegebenen Methode in die Scherben geſaͤet
worden, in einer kurzen Zeit von 2 bis 3 Stunden
zerſpringen koͤnten, vielweniger daß ſie aufgehen,
und wachſen, ſo gar ziemliche Blaͤtter hervorbrin-
gen ſolten. Die Erde mag nun praͤparirt oder ſon-
ſten beſchaffen ſeyn wie ſie nur immer wil, ſo iſt
doch dieſes ein ohnmoͤgliches Ding. Und wenn
auch die Blaͤtter ohne der Sonnen-Waͤrme und
freyen Luft eines Pfennigs groß gewachſen waͤren,
ſo wird doch gewiß ohne deren Huͤlfe weder Ge-
ſchmack noch Geruch daran zu finden ſeyn, welches
ich bey meiner oben beſchriebenen Samen-Probe
unzehlich vielmahl befunden. Denn wenn auch
gleich der Sallat, oder auch viele andere Samen
eines Fingers lang in denen Scherben erwachſen;
ſo iſt doch weder Geruch noch Geſchmack daran zu
merken geweſen, ausgenommen an denen aufge-
gangenen Zwiebeln, woran man einigermaſſen den
Geruch empfinden kan. Es verhaͤlt ſich damit eben
ſo, wie mit dem Spargel und Sallate, welche im
Winter auf denen Miſt-Beeten getrieben werden.
Wenn der Gaͤrtner aus Unwiſſenheit oder Nach-
laͤßigkeit, mit Aufhebung derer Fenſter denenſel-
ben nicht genugſame Luft giebt, ſo bekommen ſie
keinen rechten ſondern nur einen waͤſſerigen Ge-
ſchmack: wenn aber dergleichen naͤchtliche und
taͤgliche Aufhebung nach Proportion der Waͤr-
me und Kaͤlte vorgenommen und Luft gegeben
wird, ſo bekomt der Spargel und Sallat eben
einen ſo guten Geſchmack als im Fruͤhjahre.

Aus
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[141/0162] als 2 St. zum Aufgehen zu bringen. Haͤutlein derer Sallat-Koͤrner, wenn ſolche nach der angegebenen Methode in die Scherben geſaͤet worden, in einer kurzen Zeit von 2 bis 3 Stunden zerſpringen koͤnten, vielweniger daß ſie aufgehen, und wachſen, ſo gar ziemliche Blaͤtter hervorbrin- gen ſolten. Die Erde mag nun praͤparirt oder ſon- ſten beſchaffen ſeyn wie ſie nur immer wil, ſo iſt doch dieſes ein ohnmoͤgliches Ding. Und wenn auch die Blaͤtter ohne der Sonnen-Waͤrme und freyen Luft eines Pfennigs groß gewachſen waͤren, ſo wird doch gewiß ohne deren Huͤlfe weder Ge- ſchmack noch Geruch daran zu finden ſeyn, welches ich bey meiner oben beſchriebenen Samen-Probe unzehlich vielmahl befunden. Denn wenn auch gleich der Sallat, oder auch viele andere Samen eines Fingers lang in denen Scherben erwachſen; ſo iſt doch weder Geruch noch Geſchmack daran zu merken geweſen, ausgenommen an denen aufge- gangenen Zwiebeln, woran man einigermaſſen den Geruch empfinden kan. Es verhaͤlt ſich damit eben ſo, wie mit dem Spargel und Sallate, welche im Winter auf denen Miſt-Beeten getrieben werden. Wenn der Gaͤrtner aus Unwiſſenheit oder Nach- laͤßigkeit, mit Aufhebung derer Fenſter denenſel- ben nicht genugſame Luft giebt, ſo bekommen ſie keinen rechten ſondern nur einen waͤſſerigen Ge- ſchmack: wenn aber dergleichen naͤchtliche und taͤgliche Aufhebung nach Proportion der Waͤr- me und Kaͤlte vorgenommen und Luft gegeben wird, ſo bekomt der Spargel und Sallat eben einen ſo guten Geſchmack als im Fruͤhjahre. Aus

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/162>, abgerufen am 30.04.2024.