Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.derer runden Samen. drey Viertel-Stunden alle aufgethauet waren.Hierauf muste mein Gärtner diese Samen in die Gesinde-Stube auf die Tücher dünne ausbreiten, und befahl sogleich, temperirt einzuheitzen, und alle zwey Stunden den Samen umzuwenden: denn wenn dieses nicht geschehen wäre, so wür- den gewiß die Körner alle vollends ausgewachsen seyn. Des andern Tages darauf war der Same dürre und trocken geworden, dahero muste der Gärtner solchen in ein Fege-Sieb thun, und sol- ches hin und wieder drehen, denn dadurch senken sich die schweren Körner unten auf dem Boden nieder, und die leichten ausgewachsenen oder ge- käumten Körner werden in die Höhe getrieben, daß man solche gar füglich mit der Hand abnehmen oder abrappen kan; die übrigen aber, welche man nicht alle begreifen kan, werden durch das Aus- schwingen der Mulde, wie oben gemeldet worden, vollends hinweg getrieben. Nachdem nun sol- cher Same in das Reine gebracht worden, so fan- de ich bey dem Abwägen, daß sechs Pfund davon verlohren war. Jnzwischen war durch diese Vor- sorge der Schade noch zu verschmerzen. Jch trauete aber den Samen dennoch nicht, indem ich besorgete, es möchte vielleicht durch das alzustarke Aufquellen und erlittenen Frost der Same zum Aufgehen untüchtig geworden seyn. Dannenhero bediente ich mich meiner obengedachten Samen- Probe, nach welcher aber doch der wiederum in das Reine gebrachte Same zum Aufgehen noch gut befunden wurde. Als F 2
derer runden Samen. drey Viertel-Stunden alle aufgethauet waren.Hierauf muſte mein Gaͤrtner dieſe Samen in die Geſinde-Stube auf die Tuͤcher duͤnne ausbreiten, und befahl ſogleich, temperirt einzuheitzen, und alle zwey Stunden den Samen umzuwenden: denn wenn dieſes nicht geſchehen waͤre, ſo wuͤr- den gewiß die Koͤrner alle vollends ausgewachſen ſeyn. Des andern Tages darauf war der Same duͤrre und trocken geworden, dahero muſte der Gaͤrtner ſolchen in ein Fege-Sieb thun, und ſol- ches hin und wieder drehen, denn dadurch ſenken ſich die ſchweren Koͤrner unten auf dem Boden nieder, und die leichten ausgewachſenen oder ge- kaͤumten Koͤrner werden in die Hoͤhe getrieben, daß man ſolche gar fuͤglich mit der Hand abnehmen oder abrappen kan; die uͤbrigen aber, welche man nicht alle begreifen kan, werden durch das Aus- ſchwingen der Mulde, wie oben gemeldet worden, vollends hinweg getrieben. Nachdem nun ſol- cher Same in das Reine gebracht worden, ſo fan- de ich bey dem Abwaͤgen, daß ſechs Pfund davon verlohren war. Jnzwiſchen war durch dieſe Vor- ſorge der Schade noch zu verſchmerzen. Jch trauete aber den Samen dennoch nicht, indem ich beſorgete, es moͤchte vielleicht durch das alzuſtarke Aufquellen und erlittenen Froſt der Same zum Aufgehen untuͤchtig geworden ſeyn. Dannenhero bediente ich mich meiner obengedachten Samen- Probe, nach welcher aber doch der wiederum in das Reine gebrachte Same zum Aufgehen noch gut befunden wurde. Als F 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="83"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">derer runden Samen.</hi></fw><lb/> drey Viertel-Stunden alle aufgethauet waren.<lb/> Hierauf muſte mein Gaͤrtner dieſe Samen in die<lb/> Geſinde-Stube auf die Tuͤcher duͤnne ausbreiten,<lb/> und befahl ſogleich, temperirt einzuheitzen, und<lb/> alle zwey Stunden den Samen umzuwenden:<lb/> denn wenn dieſes nicht geſchehen waͤre, ſo wuͤr-<lb/> den gewiß die Koͤrner alle vollends ausgewachſen<lb/> ſeyn. Des andern Tages darauf war der Same<lb/> duͤrre und trocken geworden, dahero muſte der<lb/> Gaͤrtner ſolchen in ein Fege-Sieb thun, und ſol-<lb/> ches hin und wieder drehen, denn dadurch ſenken<lb/> ſich die ſchweren Koͤrner unten auf dem Boden<lb/> nieder, und die leichten ausgewachſenen oder ge-<lb/> kaͤumten Koͤrner werden in die Hoͤhe getrieben, daß<lb/> man ſolche gar fuͤglich mit der Hand abnehmen<lb/> oder abrappen kan; die uͤbrigen aber, welche man<lb/> nicht alle begreifen kan, werden durch das Aus-<lb/> ſchwingen der Mulde, wie oben gemeldet worden,<lb/> vollends hinweg getrieben. Nachdem nun ſol-<lb/> cher Same in das Reine gebracht worden, ſo fan-<lb/> de ich bey dem Abwaͤgen, daß ſechs Pfund davon<lb/> verlohren war. Jnzwiſchen war durch dieſe Vor-<lb/> ſorge der Schade noch zu verſchmerzen. Jch<lb/> trauete aber den Samen dennoch nicht, indem ich<lb/> beſorgete, es moͤchte vielleicht durch das alzuſtarke<lb/> Aufquellen und erlittenen Froſt der Same zum<lb/> Aufgehen untuͤchtig geworden ſeyn. Dannenhero<lb/> bediente ich mich meiner obengedachten Samen-<lb/> Probe, nach welcher aber doch der wiederum in<lb/> das Reine gebrachte Same zum Aufgehen noch<lb/> gut befunden wurde.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [83/0104]
derer runden Samen.
drey Viertel-Stunden alle aufgethauet waren.
Hierauf muſte mein Gaͤrtner dieſe Samen in die
Geſinde-Stube auf die Tuͤcher duͤnne ausbreiten,
und befahl ſogleich, temperirt einzuheitzen, und
alle zwey Stunden den Samen umzuwenden:
denn wenn dieſes nicht geſchehen waͤre, ſo wuͤr-
den gewiß die Koͤrner alle vollends ausgewachſen
ſeyn. Des andern Tages darauf war der Same
duͤrre und trocken geworden, dahero muſte der
Gaͤrtner ſolchen in ein Fege-Sieb thun, und ſol-
ches hin und wieder drehen, denn dadurch ſenken
ſich die ſchweren Koͤrner unten auf dem Boden
nieder, und die leichten ausgewachſenen oder ge-
kaͤumten Koͤrner werden in die Hoͤhe getrieben, daß
man ſolche gar fuͤglich mit der Hand abnehmen
oder abrappen kan; die uͤbrigen aber, welche man
nicht alle begreifen kan, werden durch das Aus-
ſchwingen der Mulde, wie oben gemeldet worden,
vollends hinweg getrieben. Nachdem nun ſol-
cher Same in das Reine gebracht worden, ſo fan-
de ich bey dem Abwaͤgen, daß ſechs Pfund davon
verlohren war. Jnzwiſchen war durch dieſe Vor-
ſorge der Schade noch zu verſchmerzen. Jch
trauete aber den Samen dennoch nicht, indem ich
beſorgete, es moͤchte vielleicht durch das alzuſtarke
Aufquellen und erlittenen Froſt der Same zum
Aufgehen untuͤchtig geworden ſeyn. Dannenhero
bediente ich mich meiner obengedachten Samen-
Probe, nach welcher aber doch der wiederum in
das Reine gebrachte Same zum Aufgehen noch
gut befunden wurde.
Als
F 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |