Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

er machte sich die bittersten Vorwürfe, ihn zur Arbeit gezwungen zu haben.

Das Gericht nahm an, Martin habe sich selbst entleibt, wofür das Gewehr sprach; nach damaligem Gesetz ward er nicht auf dem Kirchhof, sondern an der Stelle, wo er gefunden ward, in der Grube beerdigt, welche für den Schatz aufgeworfen worden war.

Oft sieht man in Mondnächten die tolle Trude unten auf dem Gemäuer der noch immer unfertigen Mühle herumklettern; dann geht um Mitternacht ein langer hagerer Mann hinab und trägt sie auf seiner mächtigen Schulter in das nahe Gehöfte, sie schlingt traulich ihre weißen Arme um seinen Hals -- jetzt scheint ihm der Mond in das geisterhafte Angesicht -- es ist Sommer Hans.

er machte sich die bittersten Vorwürfe, ihn zur Arbeit gezwungen zu haben.

Das Gericht nahm an, Martin habe sich selbst entleibt, wofür das Gewehr sprach; nach damaligem Gesetz ward er nicht auf dem Kirchhof, sondern an der Stelle, wo er gefunden ward, in der Grube beerdigt, welche für den Schatz aufgeworfen worden war.

Oft sieht man in Mondnächten die tolle Trude unten auf dem Gemäuer der noch immer unfertigen Mühle herumklettern; dann geht um Mitternacht ein langer hagerer Mann hinab und trägt sie auf seiner mächtigen Schulter in das nahe Gehöfte, sie schlingt traulich ihre weißen Arme um seinen Hals — jetzt scheint ihm der Mond in das geisterhafte Angesicht — es ist Sommer Hans.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="0">
        <p><pb facs="#f0050"/>
er machte sich die bittersten      Vorwürfe, ihn zur Arbeit gezwungen zu haben.</p><lb/>
        <p>Das Gericht nahm an, Martin habe sich selbst entleibt, wofür das Gewehr sprach; nach      damaligem Gesetz ward er nicht auf dem Kirchhof, sondern an der Stelle, wo er gefunden ward, in      der Grube beerdigt, welche für den Schatz aufgeworfen worden war.</p><lb/>
        <p>Oft sieht man in Mondnächten die tolle Trude unten auf dem Gemäuer der noch immer unfertigen      Mühle herumklettern; dann geht um Mitternacht ein langer hagerer Mann hinab und trägt sie auf      seiner mächtigen Schulter in das nahe Gehöfte, sie schlingt traulich ihre weißen Arme um seinen      Hals &#x2014; jetzt scheint ihm der Mond in das geisterhafte Angesicht &#x2014; es ist Sommer Hans.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0050] er machte sich die bittersten Vorwürfe, ihn zur Arbeit gezwungen zu haben. Das Gericht nahm an, Martin habe sich selbst entleibt, wofür das Gewehr sprach; nach damaligem Gesetz ward er nicht auf dem Kirchhof, sondern an der Stelle, wo er gefunden ward, in der Grube beerdigt, welche für den Schatz aufgeworfen worden war. Oft sieht man in Mondnächten die tolle Trude unten auf dem Gemäuer der noch immer unfertigen Mühle herumklettern; dann geht um Mitternacht ein langer hagerer Mann hinab und trägt sie auf seiner mächtigen Schulter in das nahe Gehöfte, sie schlingt traulich ihre weißen Arme um seinen Hals — jetzt scheint ihm der Mond in das geisterhafte Angesicht — es ist Sommer Hans.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:03:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:03:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/50
Zitationshilfe: Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/50>, abgerufen am 22.11.2024.