Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.zurück, um von dem Thorschließer nicht bemerkt zu werden, dessen schmeichelnde Grüße an Trude er noch hören mußte. Verwünschungen gegen "den alten Geizdrachen", wie er Trudens Pflegevater zartsinnig nannte, ausstoßend, kam der Gefreite heim, wo ihn ein unangenehmes Zwiegespräch mit dem Vater Ignaz erwartete, das wir nicht vorenthalten können. Als nämlich Martin seine Uniform abgelegt hatte, um sich, innerlich müde und zerrissen von der Mühe des Aufschneidens, zu Bette zu begeben, sagte Vater Ignaz in seiner raschen Weise: Gieb sie nur auf die Bühne! (den Boden.) -- Warum denn? morgen ist ja auch ein Tag! -- O ja, aber ein Werktag ! -- Was meint Ihr damit, Vater? -- Was ich meine? daß sechs Tage zum Arbeiten sind und nur Einer zum Ruhen! -- Aha! ess' ich Euch schon zu viel?! murrte der Gefreite und warf sich ins Bett. -- Meinetwegen iß so viel du willst, wenn du nur was zu essen hast. -- Ihr seid immer so ein Knicker gewesen, könnt mit dem Sommer in Einer Scheune dreschen. -- Da bist du der Erste, der so was von mir sagt -- ich bin kein Krentopfgucker -- aber ehrlich währt am längsten! -- Ja, auf dem Dreifuß! knirschte Martin, den der Gedanke schmerzte, den Staat ausziehen und morgen sich mit Pech besudelt Truden zeigen zu müssen; er hatte Urlaub auf unbestimmte Zeit, möglich war's, daß er Jahre lang zu Hause bleiben mußte, vielleicht auf immer; da half kein Pardon, Martin mußte auf den Dreifuß. zurück, um von dem Thorschließer nicht bemerkt zu werden, dessen schmeichelnde Grüße an Trude er noch hören mußte. Verwünschungen gegen „den alten Geizdrachen“, wie er Trudens Pflegevater zartsinnig nannte, ausstoßend, kam der Gefreite heim, wo ihn ein unangenehmes Zwiegespräch mit dem Vater Ignaz erwartete, das wir nicht vorenthalten können. Als nämlich Martin seine Uniform abgelegt hatte, um sich, innerlich müde und zerrissen von der Mühe des Aufschneidens, zu Bette zu begeben, sagte Vater Ignaz in seiner raschen Weise: Gieb sie nur auf die Bühne! (den Boden.) — Warum denn? morgen ist ja auch ein Tag! — O ja, aber ein Werktag ! — Was meint Ihr damit, Vater? — Was ich meine? daß sechs Tage zum Arbeiten sind und nur Einer zum Ruhen! — Aha! ess' ich Euch schon zu viel?! murrte der Gefreite und warf sich ins Bett. — Meinetwegen iß so viel du willst, wenn du nur was zu essen hast. — Ihr seid immer so ein Knicker gewesen, könnt mit dem Sommer in Einer Scheune dreschen. — Da bist du der Erste, der so was von mir sagt — ich bin kein Krentopfgucker — aber ehrlich währt am längsten! — Ja, auf dem Dreifuß! knirschte Martin, den der Gedanke schmerzte, den Staat ausziehen und morgen sich mit Pech besudelt Truden zeigen zu müssen; er hatte Urlaub auf unbestimmte Zeit, möglich war's, daß er Jahre lang zu Hause bleiben mußte, vielleicht auf immer; da half kein Pardon, Martin mußte auf den Dreifuß. <TEI> <text> <body> <div n="0"> <p><pb facs="#f0038"/> zurück, um von dem Thorschließer nicht bemerkt zu werden, dessen schmeichelnde Grüße an Trude er noch hören mußte.</p><lb/> <p>Verwünschungen gegen „den alten Geizdrachen“, wie er Trudens Pflegevater zartsinnig nannte, ausstoßend, kam der Gefreite heim, wo ihn ein unangenehmes Zwiegespräch mit dem Vater Ignaz erwartete, das wir nicht vorenthalten können. Als nämlich Martin seine Uniform abgelegt hatte, um sich, innerlich müde und zerrissen von der Mühe des Aufschneidens, zu Bette zu begeben, sagte Vater Ignaz in seiner raschen Weise: Gieb sie nur auf die Bühne! (den Boden.) — Warum denn? morgen ist ja auch ein Tag! — O ja, aber ein Werktag ! — Was meint Ihr damit, Vater? — Was ich meine? daß sechs Tage zum Arbeiten sind und nur Einer zum Ruhen! — Aha! ess' ich Euch schon zu viel?! murrte der Gefreite und warf sich ins Bett. — Meinetwegen iß so viel du willst, wenn du nur was zu essen hast. — Ihr seid immer so ein Knicker gewesen, könnt mit dem Sommer in Einer Scheune dreschen. — Da bist du der Erste, der so was von mir sagt — ich bin kein Krentopfgucker — aber ehrlich währt am längsten! — Ja, auf dem Dreifuß! knirschte Martin, den der Gedanke schmerzte, den Staat ausziehen und morgen sich mit Pech besudelt Truden zeigen zu müssen; er hatte Urlaub auf unbestimmte Zeit, möglich war's, daß er Jahre lang zu Hause bleiben mußte, vielleicht auf immer; da half kein Pardon, Martin mußte auf den Dreifuß.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
zurück, um von dem Thorschließer nicht bemerkt zu werden, dessen schmeichelnde Grüße an Trude er noch hören mußte.
Verwünschungen gegen „den alten Geizdrachen“, wie er Trudens Pflegevater zartsinnig nannte, ausstoßend, kam der Gefreite heim, wo ihn ein unangenehmes Zwiegespräch mit dem Vater Ignaz erwartete, das wir nicht vorenthalten können. Als nämlich Martin seine Uniform abgelegt hatte, um sich, innerlich müde und zerrissen von der Mühe des Aufschneidens, zu Bette zu begeben, sagte Vater Ignaz in seiner raschen Weise: Gieb sie nur auf die Bühne! (den Boden.) — Warum denn? morgen ist ja auch ein Tag! — O ja, aber ein Werktag ! — Was meint Ihr damit, Vater? — Was ich meine? daß sechs Tage zum Arbeiten sind und nur Einer zum Ruhen! — Aha! ess' ich Euch schon zu viel?! murrte der Gefreite und warf sich ins Bett. — Meinetwegen iß so viel du willst, wenn du nur was zu essen hast. — Ihr seid immer so ein Knicker gewesen, könnt mit dem Sommer in Einer Scheune dreschen. — Da bist du der Erste, der so was von mir sagt — ich bin kein Krentopfgucker — aber ehrlich währt am längsten! — Ja, auf dem Dreifuß! knirschte Martin, den der Gedanke schmerzte, den Staat ausziehen und morgen sich mit Pech besudelt Truden zeigen zu müssen; er hatte Urlaub auf unbestimmte Zeit, möglich war's, daß er Jahre lang zu Hause bleiben mußte, vielleicht auf immer; da half kein Pardon, Martin mußte auf den Dreifuß.
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Zitationshilfe: | Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/38>, abgerufen am 16.07.2024. |