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Reeves, William Pember: Das politische Wahlrecht der Frauen in Australien. Übers. v. Romulus Grazer [i. e. Romulus Katscher]. Leipzig, 1904 (= Sozialer Fortschritt, Bd. 15/16).

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Männer - ein Resultat, welches die Männer mit fröhlicher Heiterkeit be-
grüssten. Die erste Stadt, in welcher dieses weibliche Übergewicht beobachtet
wurde, war Dunedin im Jahre 1896. Es bekundete sich naturgemäss ein
Gefühl der Neugierde hinsichtlich der Wahl einer derart zusammengesetzten
Wählerschaft. Die Wähler hatten unter 11 Kandidaten drei Volksvertreter
zu wählen. Wäre die "bessere Hälfte" der Wählerschaft für den Ausfall des
Wahlaktes verantwortlich gewesen, so hätte derselbe dem Anscheine nach
bekundet, dass die Liebe der Frauen zur Abwechslung auch auf das Gebiet
der Politik übertragen worden sei. Während der erste und dritte Sieger
Konservative waren, gehörte Nummer Zwei der Arbeiterpartei an. Der erste
und der zweite waren hartnäckige Verfechter der weltlichen Erziehung, der
dritte ein Anhänger der konfessionellen Schulen. Die Abwechslung war die
Ordre des Tages, denn die drei früheren Mitglieder fielen durch die Bank
durch. Scobie Mackenzie, der als erster hervorging, war ein glänzender,
geschickter Redner, einer der besten des Staates. Damit aber daraus nicht
gefolgert werde, dass die Herzen der Politikerinnen blos durch Rednergaben
gewonnen werden können, bemerken wir, dass das dritte gewählte Parlaments-
mitglied infolge eines hartnäckigen Halsleidens überhaupt gehindert war,
Reden zu halten. Der als erster gewählte Herr hatte einige Schwierigkeiten
zu überwältigen gehabt - war er doch in früheren Jahren, wie bereits
erwähnt, einer der wenigen Gegner der Bewilligung des Wahlrechtes ge-
wesen, die grössere Geistesfähigkeiten bekundeten. Mackenzie war übrigens
der Gelegenheit gewachsen und versicherte den Damen freundlich, dass er
sich ihnen aus der Ueberzeugung widersetzt habe, "nicht, dass das Wahlrecht
für die Frauen zu gut sei, sondern dass die Frauen für das Wahlrecht zu
gut wären". Der Kampf war ein heisser gewesen und die englischen Blätter
wussten Kabelnachrichten zu bringen, dass weibliche Wähler sich bei einem
Meeting durch Rowdysmus befleckt hätten. Dies war jedoch zumindest eine
Übertreibung. Das betreffende Meeting war eine belanglose, halb private
Versammlung eines Frauenvereines gewesen - ein liebenswürdiger Geist-
licher im Präsidentenstuhle war der einzige Vertreter des stärkeren
Geschlechtes. Ein beharrlicher, jedoch unbeliebter Redner war mit Zischen,
Schreien, Stampfen und Schirmschwenken begrüsst worden, sodass die
Verhandlung auf kurze Zeit unterbrochen werden musste. Das war aber
auch das Äusserste, was über diese Versammlung gesagt werden konnte. Bei
einer viel grösseren, durchweg von Männern besuchten Versammlung,
welche in derselben Woche in Dunedin abgehalten wurde, musste ein unglück-
seliger Kandidat, nachdem er mit übelriechenden Eiern und ekelerregendem
Grünzeug beworfen worden war, unter polizeilichem Schutze nach Hause
geleitet werden.

Der Anteil, welchen die Frauen an den bisherigen drei allgemeinen
Wahlen nahmen, in welchen sie die Bürgerrechte genossen, ist aus den beiden
folgenden Tabellen ersichtlich (siehe Seite 18).

Im ersten der drei Wahljahre hatte es die Vernachlässigung der
Wählerlisten verursacht, dass das prozentuelle Verhältnis der männlichen
Wähler ein abnorm niedriges war. Am Ende dieses Jahres wurden die
Wählerlisten mit Hilfe der einfachen und drastischen Methode gesäubert, dass
sämtliche Namen gestrichen wurden, deren Träger bei den allgemeinen

Männer – ein Resultat, welches die Männer mit fröhlicher Heiterkeit be-
grüssten. Die erste Stadt, in welcher dieses weibliche Übergewicht beobachtet
wurde, war Dunedin im Jahre 1896. Es bekundete sich naturgemäss ein
Gefühl der Neugierde hinsichtlich der Wahl einer derart zusammengesetzten
Wählerschaft. Die Wähler hatten unter 11 Kandidaten drei Volksvertreter
zu wählen. Wäre die „bessere Hälfte“ der Wählerschaft für den Ausfall des
Wahlaktes verantwortlich gewesen, so hätte derselbe dem Anscheine nach
bekundet, dass die Liebe der Frauen zur Abwechslung auch auf das Gebiet
der Politik übertragen worden sei. Während der erste und dritte Sieger
Konservative waren, gehörte Nummer Zwei der Arbeiterpartei an. Der erste
und der zweite waren hartnäckige Verfechter der weltlichen Erziehung, der
dritte ein Anhänger der konfessionellen Schulen. Die Abwechslung war die
Ordre des Tages, denn die drei früheren Mitglieder fielen durch die Bank
durch. Scobie Mackenzie, der als erster hervorging, war ein glänzender,
geschickter Redner, einer der besten des Staates. Damit aber daraus nicht
gefolgert werde, dass die Herzen der Politikerinnen blos durch Rednergaben
gewonnen werden können, bemerken wir, dass das dritte gewählte Parlaments-
mitglied infolge eines hartnäckigen Halsleidens überhaupt gehindert war,
Reden zu halten. Der als erster gewählte Herr hatte einige Schwierigkeiten
zu überwältigen gehabt – war er doch in früheren Jahren, wie bereits
erwähnt, einer der wenigen Gegner der Bewilligung des Wahlrechtes ge-
wesen, die grössere Geistesfähigkeiten bekundeten. Mackenzie war übrigens
der Gelegenheit gewachsen und versicherte den Damen freundlich, dass er
sich ihnen aus der Ueberzeugung widersetzt habe, „nicht, dass das Wahlrecht
für die Frauen zu gut sei, sondern dass die Frauen für das Wahlrecht zu
gut wären“. Der Kampf war ein heisser gewesen und die englischen Blätter
wussten Kabelnachrichten zu bringen, dass weibliche Wähler sich bei einem
Meeting durch Rowdysmus befleckt hätten. Dies war jedoch zumindest eine
Übertreibung. Das betreffende Meeting war eine belanglose, halb private
Versammlung eines Frauenvereines gewesen – ein liebenswürdiger Geist-
licher im Präsidentenstuhle war der einzige Vertreter des stärkeren
Geschlechtes. Ein beharrlicher, jedoch unbeliebter Redner war mit Zischen,
Schreien, Stampfen und Schirmschwenken begrüsst worden, sodass die
Verhandlung auf kurze Zeit unterbrochen werden musste. Das war aber
auch das Äusserste, was über diese Versammlung gesagt werden konnte. Bei
einer viel grösseren, durchweg von Männern besuchten Versammlung,
welche in derselben Woche in Dunedin abgehalten wurde, musste ein unglück-
seliger Kandidat, nachdem er mit übelriechenden Eiern und ekelerregendem
Grünzeug beworfen worden war, unter polizeilichem Schutze nach Hause
geleitet werden.

Der Anteil, welchen die Frauen an den bisherigen drei allgemeinen
Wahlen nahmen, in welchen sie die Bürgerrechte genossen, ist aus den beiden
folgenden Tabellen ersichtlich (siehe Seite 18).

Im ersten der drei Wahljahre hatte es die Vernachlässigung der
Wählerlisten verursacht, dass das prozentuelle Verhältnis der männlichen
Wähler ein abnorm niedriges war. Am Ende dieses Jahres wurden die
Wählerlisten mit Hilfe der einfachen und drastischen Methode gesäubert, dass
sämtliche Namen gestrichen wurden, deren Träger bei den allgemeinen

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[17/0019] Männer – ein Resultat, welches die Männer mit fröhlicher Heiterkeit be- grüssten. Die erste Stadt, in welcher dieses weibliche Übergewicht beobachtet wurde, war Dunedin im Jahre 1896. Es bekundete sich naturgemäss ein Gefühl der Neugierde hinsichtlich der Wahl einer derart zusammengesetzten Wählerschaft. Die Wähler hatten unter 11 Kandidaten drei Volksvertreter zu wählen. Wäre die „bessere Hälfte“ der Wählerschaft für den Ausfall des Wahlaktes verantwortlich gewesen, so hätte derselbe dem Anscheine nach bekundet, dass die Liebe der Frauen zur Abwechslung auch auf das Gebiet der Politik übertragen worden sei. Während der erste und dritte Sieger Konservative waren, gehörte Nummer Zwei der Arbeiterpartei an. Der erste und der zweite waren hartnäckige Verfechter der weltlichen Erziehung, der dritte ein Anhänger der konfessionellen Schulen. Die Abwechslung war die Ordre des Tages, denn die drei früheren Mitglieder fielen durch die Bank durch. Scobie Mackenzie, der als erster hervorging, war ein glänzender, geschickter Redner, einer der besten des Staates. Damit aber daraus nicht gefolgert werde, dass die Herzen der Politikerinnen blos durch Rednergaben gewonnen werden können, bemerken wir, dass das dritte gewählte Parlaments- mitglied infolge eines hartnäckigen Halsleidens überhaupt gehindert war, Reden zu halten. Der als erster gewählte Herr hatte einige Schwierigkeiten zu überwältigen gehabt – war er doch in früheren Jahren, wie bereits erwähnt, einer der wenigen Gegner der Bewilligung des Wahlrechtes ge- wesen, die grössere Geistesfähigkeiten bekundeten. Mackenzie war übrigens der Gelegenheit gewachsen und versicherte den Damen freundlich, dass er sich ihnen aus der Ueberzeugung widersetzt habe, „nicht, dass das Wahlrecht für die Frauen zu gut sei, sondern dass die Frauen für das Wahlrecht zu gut wären“. Der Kampf war ein heisser gewesen und die englischen Blätter wussten Kabelnachrichten zu bringen, dass weibliche Wähler sich bei einem Meeting durch Rowdysmus befleckt hätten. Dies war jedoch zumindest eine Übertreibung. Das betreffende Meeting war eine belanglose, halb private Versammlung eines Frauenvereines gewesen – ein liebenswürdiger Geist- licher im Präsidentenstuhle war der einzige Vertreter des stärkeren Geschlechtes. Ein beharrlicher, jedoch unbeliebter Redner war mit Zischen, Schreien, Stampfen und Schirmschwenken begrüsst worden, sodass die Verhandlung auf kurze Zeit unterbrochen werden musste. Das war aber auch das Äusserste, was über diese Versammlung gesagt werden konnte. Bei einer viel grösseren, durchweg von Männern besuchten Versammlung, welche in derselben Woche in Dunedin abgehalten wurde, musste ein unglück- seliger Kandidat, nachdem er mit übelriechenden Eiern und ekelerregendem Grünzeug beworfen worden war, unter polizeilichem Schutze nach Hause geleitet werden. Der Anteil, welchen die Frauen an den bisherigen drei allgemeinen Wahlen nahmen, in welchen sie die Bürgerrechte genossen, ist aus den beiden folgenden Tabellen ersichtlich (siehe Seite 18). Im ersten der drei Wahljahre hatte es die Vernachlässigung der Wählerlisten verursacht, dass das prozentuelle Verhältnis der männlichen Wähler ein abnorm niedriges war. Am Ende dieses Jahres wurden die Wählerlisten mit Hilfe der einfachen und drastischen Methode gesäubert, dass sämtliche Namen gestrichen wurden, deren Träger bei den allgemeinen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2018-12-06T12:34:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-12-06T12:34:34Z)

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Zitationshilfe: Reeves, William Pember: Das politische Wahlrecht der Frauen in Australien. Übers. v. Romulus Grazer [i. e. Romulus Katscher]. Leipzig, 1904 (= Sozialer Fortschritt, Bd. 15/16), S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reeves_wahlrecht_1904/19>, abgerufen am 25.11.2024.