Eberle, Eberlein, Diez und Lessing. Zwischen je zwei dieser Ideal¬ gestalten werden an der Basis der oberen Thurmkörper jedesmal langgestreckte Inschrifttafeln sichtbar. Hier sind in monumentalen Lettern die Namen aller während des grossen Krieges regierenden Bundesfürsten eingemeisselt. Die Herrscher sind also mit den wirkenden Volkskräften in eine innige Verbindung gebracht, dem Geist der deutschen Verfassung entsprechend. Nun streben die Thürme in markiger Gedrungenheit und in einem festlich bewegten Schwung über den Dachfirst empor, Halbsäulen und Pfeiler flankiren die drei Rundbogenfenster. Im Scheitel der Bögen schauen phan¬ tastische Masken in starrer, geheimnissvoller Ruhe in die Ferne, und an den Eckpfeilern schiebt sich unterhalb des Hauptgesimses ein gekrönter Löwenkopf, der durch eine Fruchtschnur mit einem am Pfeilerfuss stehenden Adler verbunden ist, nach Art der mittelalter¬ lichen Wasserspeier vor. Ein genialer Zug, der die Silhouette charaktervoll verstärkt. Und schliesslich eine auf dem Hauptgesims ruhende, durch Festons und Palmettenmasken gezierte Attika bildet die Basis für die wundervollen Geniengruppen mit der hoch empor¬ gehobenen Kaiserkrone. In anmuthiger Verschlingung treten jedes¬ mal die drei Putten eng zusammen, in graziöser Geschäftigkeit das ihnen anvertraute Wahrzeichen zur Schau tragend. Diese Kinder¬ gruppen sind von A. Brütt modellirt. Alles in Allem sind die Eckthürme des Reichstagshauses Kunstgebilde höchster Art, welche die schöpferische Kraft des Meisters eindringlich darlegen. Das Geheimniss ihrer überwältigenden Wirkung ruht in denselben ewigen Gesetzen, nach denen das Leben eines ganzen Volkes geregelt ist. In breiter Ruhe am Boden das Fundament, die Masse, aus dem Mutterschooss ringen sich die Träger der volkserhaltenden Kräfte empor, das aufbauende Princip, auf der normalen Höhe des Lebens stehen die führenden Geister, die Repräsentanten der Stände, und schliesslich über dem Höhenniveau des Hauptgesimses erblüht das Reich der Ideale, in welchen von Geschlecht zu Geschlecht das edle Menschenthum das Bewusstsein seiner himmelanstrebenden
Eberle, Eberlein, Diez und Lessing. Zwischen je zwei dieser Ideal¬ gestalten werden an der Basis der oberen Thurmkörper jedesmal langgestreckte Inschrifttafeln sichtbar. Hier sind in monumentalen Lettern die Namen aller während des grossen Krieges regierenden Bundesfürsten eingemeisselt. Die Herrscher sind also mit den wirkenden Volkskräften in eine innige Verbindung gebracht, dem Geist der deutschen Verfassung entsprechend. Nun streben die Thürme in markiger Gedrungenheit und in einem festlich bewegten Schwung über den Dachfirst empor, Halbsäulen und Pfeiler flankiren die drei Rundbogenfenster. Im Scheitel der Bögen schauen phan¬ tastische Masken in starrer, geheimnissvoller Ruhe in die Ferne, und an den Eckpfeilern schiebt sich unterhalb des Hauptgesimses ein gekrönter Löwenkopf, der durch eine Fruchtschnur mit einem am Pfeilerfuss stehenden Adler verbunden ist, nach Art der mittelalter¬ lichen Wasserspeier vor. Ein genialer Zug, der die Silhouette charaktervoll verstärkt. Und schliesslich eine auf dem Hauptgesims ruhende, durch Festons und Palmettenmasken gezierte Attika bildet die Basis für die wundervollen Geniengruppen mit der hoch empor¬ gehobenen Kaiserkrone. In anmuthiger Verschlingung treten jedes¬ mal die drei Putten eng zusammen, in graziöser Geschäftigkeit das ihnen anvertraute Wahrzeichen zur Schau tragend. Diese Kinder¬ gruppen sind von A. Brütt modellirt. Alles in Allem sind die Eckthürme des Reichstagshauses Kunstgebilde höchster Art, welche die schöpferische Kraft des Meisters eindringlich darlegen. Das Geheimniss ihrer überwältigenden Wirkung ruht in denselben ewigen Gesetzen, nach denen das Leben eines ganzen Volkes geregelt ist. In breiter Ruhe am Boden das Fundament, die Masse, aus dem Mutterschooss ringen sich die Träger der volkserhaltenden Kräfte empor, das aufbauende Princip, auf der normalen Höhe des Lebens stehen die führenden Geister, die Repräsentanten der Stände, und schliesslich über dem Höhenniveau des Hauptgesimses erblüht das Reich der Ideale, in welchen von Geschlecht zu Geschlecht das edle Menschenthum das Bewusstsein seiner himmelanstrebenden
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Eberle, Eberlein, Diez und Lessing. Zwischen je zwei dieser Ideal¬
gestalten werden an der Basis der oberen Thurmkörper jedesmal
langgestreckte Inschrifttafeln sichtbar. Hier sind in monumentalen
Lettern die Namen aller während des grossen Krieges regierenden
Bundesfürsten eingemeisselt. Die Herrscher sind also mit den
wirkenden Volkskräften in eine innige Verbindung gebracht, dem
Geist der deutschen Verfassung entsprechend. Nun streben die
Thürme in markiger Gedrungenheit und in einem festlich bewegten
Schwung über den Dachfirst empor, Halbsäulen und Pfeiler flankiren
die drei Rundbogenfenster. Im Scheitel der Bögen schauen phan¬
tastische Masken in starrer, geheimnissvoller Ruhe in die Ferne, und
an den Eckpfeilern schiebt sich unterhalb des Hauptgesimses ein
gekrönter Löwenkopf, der durch eine Fruchtschnur mit einem am
Pfeilerfuss stehenden Adler verbunden ist, nach Art der mittelalter¬
lichen Wasserspeier vor. Ein genialer Zug, der die Silhouette
charaktervoll verstärkt. Und schliesslich eine auf dem Hauptgesims
ruhende, durch Festons und Palmettenmasken gezierte Attika bildet
die Basis für die wundervollen Geniengruppen mit der hoch empor¬
gehobenen Kaiserkrone. In anmuthiger Verschlingung treten jedes¬
mal die drei Putten eng zusammen, in graziöser Geschäftigkeit das
ihnen anvertraute Wahrzeichen zur Schau tragend. Diese Kinder¬
gruppen sind von A. Brütt modellirt. Alles in Allem sind die
Eckthürme des Reichstagshauses Kunstgebilde höchster Art, welche
die schöpferische Kraft des Meisters eindringlich darlegen. Das
Geheimniss ihrer überwältigenden Wirkung ruht in denselben ewigen
Gesetzen, nach denen das Leben eines ganzen Volkes geregelt ist.
In breiter Ruhe am Boden das Fundament, die Masse, aus dem
Mutterschooss ringen sich die Träger der volkserhaltenden Kräfte
empor, das aufbauende Princip, auf der normalen Höhe des Lebens
stehen die führenden Geister, die Repräsentanten der Stände, und
schliesslich über dem Höhenniveau des Hauptgesimses erblüht das
Reich der Ideale, in welchen von Geschlecht zu Geschlecht das
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Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rapsilber_reichstagsgebaeude_1895/30>, abgerufen am 16.07.2024.
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