Geschäftsräume handelt. Dass Wallot nun nicht die Versuchung an sich herantreten liess, an den Nebenfronten die Fenster für Haupt- und Zwischengeschoss etwa unter einem einzigen Rundbogen zu vereinigen und auf diese Weise das Zwischengeschoss nach aussen hin unkenntlich zu machen, spricht für seine künstlerische Ehrlichkeit, die keine Umschweife und kein Atrappenwerk kennt. Und so sind denn auch mit bestem Gelingen die aufeinander stossenden Höhen¬ unterschiede der Fensteröffnungen in der Gesammtansicht ausgeglichen. Die markigen, bis zum Architrav durchgehenden Pfeiler erhalten das monumentale Moment aufrecht, sodass die zahlreichen Fenster nicht störend auffallen, ferner ist über den Fenstern des Obergeschosses der Giebel derartig stark ausgebildet, dass er das ganze Interkolum¬ nium beherrscht und als eine untheilbare Einheit erscheinen lässt. Und schliesslich tragen die Risalite und Eckthürme dazu bei, dass die Monotonie der Fensterreihen völlig aufgehoben wird. Belebt werden die Rücklagen der Nebenfacaden durch eine anmuthige Zahn¬ schnittlinie unter dem Obergeschoss und durch die unter Ringkronen gestellten Wappen der Bundesstaaten, welche schlusssteinartig in die Fenstersturze des Zwischengeschosses eingefügt sind. Nur die Wappen der vier Königreiche haben an hervorragenderer Stelle Platz gefunden. An der Westfront sind die Fenster des Hauptgeschosses, von Rund¬ bögen überspannt, möglichst hoch emporgeführt, das verleiht dem Geschoss ein imposantes Gepräge. Doch die gewaltigen Fenster¬ öffnungen verlangten nach einer Gliederung, welche Wallot durch die frappirenden, höchst eigenartigen steinernen Einstellungen erzielt hat. Diese Einstellungen tragen die Wappen der bedeutendsten deutschen Städte und erfüllen zugleich einen praktischen Zweck, in¬ sofern sie Fensterthüren enthalten, welche zu den balkonartigen Vor¬ ladungen des Erdgeschosses Zugang gewähren. In engster Verbindung mit den Städten stehen die Flüsse. So sind denn in den grossen Schlussstein-Köpfen der Fensterbögen die Hauptwasseradern Deutsch¬ lands zur Darstellung gekommen. Professor W. Widemann hat sie modellirt. Dieser tiefangelegte Künstler, der in wunderbarer Weise
Geschäftsräume handelt. Dass Wallot nun nicht die Versuchung an sich herantreten liess, an den Nebenfronten die Fenster für Haupt- und Zwischengeschoss etwa unter einem einzigen Rundbogen zu vereinigen und auf diese Weise das Zwischengeschoss nach aussen hin unkenntlich zu machen, spricht für seine künstlerische Ehrlichkeit, die keine Umschweife und kein Atrappenwerk kennt. Und so sind denn auch mit bestem Gelingen die aufeinander stossenden Höhen¬ unterschiede der Fensteröffnungen in der Gesammtansicht ausgeglichen. Die markigen, bis zum Architrav durchgehenden Pfeiler erhalten das monumentale Moment aufrecht, sodass die zahlreichen Fenster nicht störend auffallen, ferner ist über den Fenstern des Obergeschosses der Giebel derartig stark ausgebildet, dass er das ganze Interkolum¬ nium beherrscht und als eine untheilbare Einheit erscheinen lässt. Und schliesslich tragen die Risalite und Eckthürme dazu bei, dass die Monotonie der Fensterreihen völlig aufgehoben wird. Belebt werden die Rücklagen der Nebenfacaden durch eine anmuthige Zahn¬ schnittlinie unter dem Obergeschoss und durch die unter Ringkronen gestellten Wappen der Bundesstaaten, welche schlusssteinartig in die Fenstersturze des Zwischengeschosses eingefügt sind. Nur die Wappen der vier Königreiche haben an hervorragenderer Stelle Platz gefunden. An der Westfront sind die Fenster des Hauptgeschosses, von Rund¬ bögen überspannt, möglichst hoch emporgeführt, das verleiht dem Geschoss ein imposantes Gepräge. Doch die gewaltigen Fenster¬ öffnungen verlangten nach einer Gliederung, welche Wallot durch die frappirenden, höchst eigenartigen steinernen Einstellungen erzielt hat. Diese Einstellungen tragen die Wappen der bedeutendsten deutschen Städte und erfüllen zugleich einen praktischen Zweck, in¬ sofern sie Fensterthüren enthalten, welche zu den balkonartigen Vor¬ ladungen des Erdgeschosses Zugang gewähren. In engster Verbindung mit den Städten stehen die Flüsse. So sind denn in den grossen Schlussstein-Köpfen der Fensterbögen die Hauptwasseradern Deutsch¬ lands zur Darstellung gekommen. Professor W. Widemann hat sie modellirt. Dieser tiefangelegte Künstler, der in wunderbarer Weise
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Geschäftsräume handelt. Dass Wallot nun nicht die Versuchung
an sich herantreten liess, an den Nebenfronten die Fenster für
Haupt- und Zwischengeschoss etwa unter einem einzigen Rundbogen
zu vereinigen und auf diese Weise das Zwischengeschoss nach aussen
hin unkenntlich zu machen, spricht für seine künstlerische Ehrlichkeit,
die keine Umschweife und kein Atrappenwerk kennt. Und so sind
denn auch mit bestem Gelingen die aufeinander stossenden Höhen¬
unterschiede der Fensteröffnungen in der Gesammtansicht ausgeglichen.
Die markigen, bis zum Architrav durchgehenden Pfeiler erhalten das
monumentale Moment aufrecht, sodass die zahlreichen Fenster nicht
störend auffallen, ferner ist über den Fenstern des Obergeschosses
der Giebel derartig stark ausgebildet, dass er das ganze Interkolum¬
nium beherrscht und als eine untheilbare Einheit erscheinen lässt.
Und schliesslich tragen die Risalite und Eckthürme dazu bei, dass
die Monotonie der Fensterreihen völlig aufgehoben wird. Belebt
werden die Rücklagen der Nebenfacaden durch eine anmuthige Zahn¬
schnittlinie unter dem Obergeschoss und durch die unter Ringkronen
gestellten Wappen der Bundesstaaten, welche schlusssteinartig in die
Fenstersturze des Zwischengeschosses eingefügt sind. Nur die Wappen
der vier Königreiche haben an hervorragenderer Stelle Platz gefunden.
An der Westfront sind die Fenster des Hauptgeschosses, von Rund¬
bögen überspannt, möglichst hoch emporgeführt, das verleiht dem
Geschoss ein imposantes Gepräge. Doch die gewaltigen Fenster¬
öffnungen verlangten nach einer Gliederung, welche Wallot durch
die frappirenden, höchst eigenartigen steinernen Einstellungen erzielt
hat. Diese Einstellungen tragen die Wappen der bedeutendsten
deutschen Städte und erfüllen zugleich einen praktischen Zweck, in¬
sofern sie Fensterthüren enthalten, welche zu den balkonartigen Vor¬
ladungen des Erdgeschosses Zugang gewähren. In engster Verbindung
mit den Städten stehen die Flüsse. So sind denn in den grossen
Schlussstein-Köpfen der Fensterbögen die Hauptwasseradern Deutsch¬
lands zur Darstellung gekommen. Professor W. Widemann hat sie
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Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rapsilber_reichstagsgebaeude_1895/28>, abgerufen am 16.07.2024.
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