Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895.
Staat und Stadt" trug, zur Grundlage weiterer Bearbeitung an¬ Die Baugeschichte des Reichstagshauses hatte in dem Zeitpunkt,
Staat und Stadt“ trug, zur Grundlage weiterer Bearbeitung an¬ Die Baugeschichte des Reichstagshauses hatte in dem Zeitpunkt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0014" n="8"/> Staat und Stadt</hi>“ trug, zur Grundlage weiterer Bearbeitung an¬<lb/> genommen.</p><lb/> <p>Die Baugeschichte des Reichstagshauses hatte in dem Zeitpunkt,<lb/> als <hi rendition="#k">Wallot</hi> an die Ausführung des Bauwerks herantrat, bereits viele<lb/> Stadien der Vorbereitung durchlaufen. Als der Deutsche Reichstag<lb/> im Frühjahr 1871 zum ersten Male zusammentrat, wurde alsbald der<lb/> Beschluss gefasst, dass ein der Vertretung des deutschen Volkes<lb/> würdiges Parlamentshaus zu erbauen sei. Der Baufonds wurde der<lb/> französischen Kriegsentschädigung entnommen, 1873 wurden aus der<lb/> letzten Rate acht Millionen Thaler zurückgelegt, deren Zinsen zu dem<lb/> Kapital geschlagen wurden, 1877 nahm man von dem ferneren<lb/> Zinsenzuschlag Abstand, da man mit der nunmehr auf 29593573 Mark<lb/> angewachsenen Summe die Baukosten bestreiten zu können glaubte.<lb/> Mittlerweile hatten sich schier unüberwindliche Schwierigkeiten der<lb/> Entwicklung der Angelegenheit in den Weg gestellt. Das schon im<lb/> Dezember 1871 erlassene Preisausschreiben hatte kein befriedigendes<lb/> Ergebniss zur Folge. Die Entwürfe von <hi rendition="#k">L. Bohnstedt</hi>, dem der<lb/> erste Preis zu Theil wurde, ferner diejenigen von <hi rendition="#k">Mylius</hi> und<lb/><hi rendition="#k">Bluntschli</hi>, von <hi rendition="#k">KAYSER</hi> und <hi rendition="#k">Groszheim</hi>, von <hi rendition="#k">Ende</hi> und <hi rendition="#k">Böckmann</hi> u.a.<lb/> boten in keiner Weise eine geeignete Grundlage für die Ausführung.<lb/> Man hatte damals noch keine genaue Vorstellung von den praktischen<lb/> und architektonischen Erfordernissen eines Parlamentshauses, sodann<lb/> erschien es vortheilhaft erst abzuwarten, in welcher Weise sich die<lb/> neugeschaffenen parlamentarischen Verhältnisse in Deutschland ge¬<lb/> stalten würden, um danach von Neuem das Bauprogramm zu formu¬<lb/> liren. Es war vernünftig, dass man nicht hastig in's Blaue hinein<lb/> vorging. Insbesondere aber erregte die ungünstige Lage des Bau¬<lb/> platzes an der Ostseite des Königsplatzes die schwersten Bedenken.<lb/> Die vom Reichstag erwählte Baukommission, an deren Spitze der<lb/> Staatssekretär <hi rendition="#k">von Bötticher</hi> stand, erschöpfte sich im Verlauf<lb/> einer zehnjährigen Thätigkeit in den verschiedenartigsten Vorschlägen<lb/> zur Lösung der Platzfrage, um am Ende definitiv sich für den ur¬<lb/> sprünglich geplanten Ort zu entscheiden. Für den Grunderwerb<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0014]
Staat und Stadt“ trug, zur Grundlage weiterer Bearbeitung an¬
genommen.
Die Baugeschichte des Reichstagshauses hatte in dem Zeitpunkt,
als Wallot an die Ausführung des Bauwerks herantrat, bereits viele
Stadien der Vorbereitung durchlaufen. Als der Deutsche Reichstag
im Frühjahr 1871 zum ersten Male zusammentrat, wurde alsbald der
Beschluss gefasst, dass ein der Vertretung des deutschen Volkes
würdiges Parlamentshaus zu erbauen sei. Der Baufonds wurde der
französischen Kriegsentschädigung entnommen, 1873 wurden aus der
letzten Rate acht Millionen Thaler zurückgelegt, deren Zinsen zu dem
Kapital geschlagen wurden, 1877 nahm man von dem ferneren
Zinsenzuschlag Abstand, da man mit der nunmehr auf 29593573 Mark
angewachsenen Summe die Baukosten bestreiten zu können glaubte.
Mittlerweile hatten sich schier unüberwindliche Schwierigkeiten der
Entwicklung der Angelegenheit in den Weg gestellt. Das schon im
Dezember 1871 erlassene Preisausschreiben hatte kein befriedigendes
Ergebniss zur Folge. Die Entwürfe von L. Bohnstedt, dem der
erste Preis zu Theil wurde, ferner diejenigen von Mylius und
Bluntschli, von KAYSER und Groszheim, von Ende und Böckmann u.a.
boten in keiner Weise eine geeignete Grundlage für die Ausführung.
Man hatte damals noch keine genaue Vorstellung von den praktischen
und architektonischen Erfordernissen eines Parlamentshauses, sodann
erschien es vortheilhaft erst abzuwarten, in welcher Weise sich die
neugeschaffenen parlamentarischen Verhältnisse in Deutschland ge¬
stalten würden, um danach von Neuem das Bauprogramm zu formu¬
liren. Es war vernünftig, dass man nicht hastig in's Blaue hinein
vorging. Insbesondere aber erregte die ungünstige Lage des Bau¬
platzes an der Ostseite des Königsplatzes die schwersten Bedenken.
Die vom Reichstag erwählte Baukommission, an deren Spitze der
Staatssekretär von Bötticher stand, erschöpfte sich im Verlauf
einer zehnjährigen Thätigkeit in den verschiedenartigsten Vorschlägen
zur Lösung der Platzfrage, um am Ende definitiv sich für den ur¬
sprünglich geplanten Ort zu entscheiden. Für den Grunderwerb
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