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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Berathungen über den Religionsfrieden.
welche durch die albrechtischen Züge erfahren hatten, wohin
Religionskriege führen; wer stand ihnen dafür, daß nicht
bald ein neues kriegerisches Oberhaupt sich aus den Reihen
ihrer Gegner erhob? Zwei von ihnen waren Mitglieder des
heidelbergischen Bundes, und dadurch noch besonders zu ei-
nem gemäßigten Verfahren gegen die Genossen einer andern
Confession verpflichtet.

Das mußte denn auch in dem Fürstenrathe unter an-
dern auf Herzog Albrecht von Baiern wirken, der demsel-
ben Bunde angehörte und der sich auch sonst als ein schlech-
ter Freund der Spanier und ihrer Tendenzen auswies.

Schon der Ausfall der vorläufigen Frage hatte das
Verhältniß beider Räthe, das Übergewicht des churfürstlichen
im Allgemeinen herausgestellt.

In diesem kam nun auch die Frage von dem unbeding-
ten Frieden zuerst zur Verhandlung, und zwar zunächst in
einem Ausschuß desselben, der dadurch gebildet wurde, daß
nicht die gesammten Gesandtschaften erschienen, sondern von
jeder nur Ein Rath. 1

Und hier wurden nun anfangs einige sehr abweichende
Gedanken geäußert. Eine geistliche Stimme rieth, den Ab-
schied von 1530 zu Grunde zu legen: die weltlichen erwie-
derten, daß dieß das Mittel seyn würde, -- denn gegen die-
sen Abschied hatte sich die ganze Bewegung des Protestan-

1 Meine vornehmste Quelle für dieß und alles Folgende sind
4 Foliobände im Dresdener Archiv, betitelt: Augsburgische Reichs-
tagsacten 1555. Die Schreiben von Lindemann und Kram an Chur-
fürst August enthalten nicht allein die Protocolle des Churfürstenra-
thes, sondern auch sehr willkommene Erläuterungen der bei der gan-
zen Verhandlung vorgekommenen Motive.

Berathungen uͤber den Religionsfrieden.
welche durch die albrechtiſchen Züge erfahren hatten, wohin
Religionskriege führen; wer ſtand ihnen dafür, daß nicht
bald ein neues kriegeriſches Oberhaupt ſich aus den Reihen
ihrer Gegner erhob? Zwei von ihnen waren Mitglieder des
heidelbergiſchen Bundes, und dadurch noch beſonders zu ei-
nem gemäßigten Verfahren gegen die Genoſſen einer andern
Confeſſion verpflichtet.

Das mußte denn auch in dem Fürſtenrathe unter an-
dern auf Herzog Albrecht von Baiern wirken, der demſel-
ben Bunde angehörte und der ſich auch ſonſt als ein ſchlech-
ter Freund der Spanier und ihrer Tendenzen auswies.

Schon der Ausfall der vorläufigen Frage hatte das
Verhältniß beider Räthe, das Übergewicht des churfürſtlichen
im Allgemeinen herausgeſtellt.

In dieſem kam nun auch die Frage von dem unbeding-
ten Frieden zuerſt zur Verhandlung, und zwar zunächſt in
einem Ausſchuß deſſelben, der dadurch gebildet wurde, daß
nicht die geſammten Geſandtſchaften erſchienen, ſondern von
jeder nur Ein Rath. 1

Und hier wurden nun anfangs einige ſehr abweichende
Gedanken geäußert. Eine geiſtliche Stimme rieth, den Ab-
ſchied von 1530 zu Grunde zu legen: die weltlichen erwie-
derten, daß dieß das Mittel ſeyn würde, — denn gegen die-
ſen Abſchied hatte ſich die ganze Bewegung des Proteſtan-

1 Meine vornehmſte Quelle fuͤr dieß und alles Folgende ſind
4 Foliobaͤnde im Dresdener Archiv, betitelt: Augsburgiſche Reichs-
tagsacten 1555. Die Schreiben von Lindemann und Kram an Chur-
fuͤrſt Auguſt enthalten nicht allein die Protocolle des Churfuͤrſtenra-
thes, ſondern auch ſehr willkommene Erlaͤuterungen der bei der gan-
zen Verhandlung vorgekommenen Motive.
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[361/0373] Berathungen uͤber den Religionsfrieden. welche durch die albrechtiſchen Züge erfahren hatten, wohin Religionskriege führen; wer ſtand ihnen dafür, daß nicht bald ein neues kriegeriſches Oberhaupt ſich aus den Reihen ihrer Gegner erhob? Zwei von ihnen waren Mitglieder des heidelbergiſchen Bundes, und dadurch noch beſonders zu ei- nem gemäßigten Verfahren gegen die Genoſſen einer andern Confeſſion verpflichtet. Das mußte denn auch in dem Fürſtenrathe unter an- dern auf Herzog Albrecht von Baiern wirken, der demſel- ben Bunde angehörte und der ſich auch ſonſt als ein ſchlech- ter Freund der Spanier und ihrer Tendenzen auswies. Schon der Ausfall der vorläufigen Frage hatte das Verhältniß beider Räthe, das Übergewicht des churfürſtlichen im Allgemeinen herausgeſtellt. In dieſem kam nun auch die Frage von dem unbeding- ten Frieden zuerſt zur Verhandlung, und zwar zunächſt in einem Ausſchuß deſſelben, der dadurch gebildet wurde, daß nicht die geſammten Geſandtſchaften erſchienen, ſondern von jeder nur Ein Rath. 1 Und hier wurden nun anfangs einige ſehr abweichende Gedanken geäußert. Eine geiſtliche Stimme rieth, den Ab- ſchied von 1530 zu Grunde zu legen: die weltlichen erwie- derten, daß dieß das Mittel ſeyn würde, — denn gegen die- ſen Abſchied hatte ſich die ganze Bewegung des Proteſtan- 1 Meine vornehmſte Quelle fuͤr dieß und alles Folgende ſind 4 Foliobaͤnde im Dresdener Archiv, betitelt: Augsburgiſche Reichs- tagsacten 1555. Die Schreiben von Lindemann und Kram an Chur- fuͤrſt Auguſt enthalten nicht allein die Protocolle des Churfuͤrſtenra- thes, ſondern auch ſehr willkommene Erlaͤuterungen der bei der gan- zen Verhandlung vorgekommenen Motive.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/373>, abgerufen am 24.11.2024.