an die sich alle seine Feinde hielten, besonders die Strozzi, kein Heil erwartete, aber sie eben darum weil sie ihm so ge- fährlich waren, mit größter Vorsicht behandelte, brachte im Januar 1553 Don Garcia de Toledo ein kleines Heer zusam- men, das dann auch einige Thäler besetzte, einige Bergfesten einnahm, allein im Ganzen doch nichts Entscheidendes voll- zog, vor Montalcino gänzlich scheiterte.
Und in diesem Augenblick traten noch größere Gefah- ren ein. Es liegt wohl sehr in der Natur der Sache, daß die beiden großen Gegner des Kaisers sich endlich auch zu einer gemeinschaftlichen Unternehmung gegen denselben ver- einigten. Schon im Jahr 1552 war eine Verbindung der Flotten beabsichtigt, doch erschienen die Franzosen nicht zur gehörigen Zeit. Desto pünctlicher zeigten sie sich im Jahre 1553. Schon in den griechischen Gewässern trafen die fran- zösischen Galeeren unter de la Garde mit den Osmanen zu- sammen, denen Suleiman statt jeder weiteren Anweisung den Befehl gegeben, alles zu vertilgen was sich dem König von Frankreich widersetze.
Zuerst richteten sie ihre Angriffe gegen Neapel. Der Fürst von Salerno war für den Fortgang des Unternehmens vielleicht eher hinderlich, indem er seine Freunde gegen die Gewaltthaten der Osmanen in Schutz nahm. 1 Aber so viel ward doch immer bewirkt, daß Don Garcia zur Vertheidi- gung von Neapel abberufen und Siena dadurch für dieß Mal ernstlicherer Feindseligkeiten überhoben ward. Dann aber lenkten die Flotten ihren Lauf nach den toscanischen Gewässern. Auch hier sahen es die Osmanen auf Raub
1 De la Garde an den König, bei Ribier II, 443.
Angriff auf Neapel und Corſica.
an die ſich alle ſeine Feinde hielten, beſonders die Strozzi, kein Heil erwartete, aber ſie eben darum weil ſie ihm ſo ge- fährlich waren, mit größter Vorſicht behandelte, brachte im Januar 1553 Don Garcia de Toledo ein kleines Heer zuſam- men, das dann auch einige Thäler beſetzte, einige Bergfeſten einnahm, allein im Ganzen doch nichts Entſcheidendes voll- zog, vor Montalcino gänzlich ſcheiterte.
Und in dieſem Augenblick traten noch größere Gefah- ren ein. Es liegt wohl ſehr in der Natur der Sache, daß die beiden großen Gegner des Kaiſers ſich endlich auch zu einer gemeinſchaftlichen Unternehmung gegen denſelben ver- einigten. Schon im Jahr 1552 war eine Verbindung der Flotten beabſichtigt, doch erſchienen die Franzoſen nicht zur gehörigen Zeit. Deſto pünctlicher zeigten ſie ſich im Jahre 1553. Schon in den griechiſchen Gewäſſern trafen die fran- zöſiſchen Galeeren unter de la Garde mit den Osmanen zu- ſammen, denen Suleiman ſtatt jeder weiteren Anweiſung den Befehl gegeben, alles zu vertilgen was ſich dem König von Frankreich widerſetze.
Zuerſt richteten ſie ihre Angriffe gegen Neapel. Der Fürſt von Salerno war für den Fortgang des Unternehmens vielleicht eher hinderlich, indem er ſeine Freunde gegen die Gewaltthaten der Osmanen in Schutz nahm. 1 Aber ſo viel ward doch immer bewirkt, daß Don Garcia zur Vertheidi- gung von Neapel abberufen und Siena dadurch für dieß Mal ernſtlicherer Feindſeligkeiten überhoben ward. Dann aber lenkten die Flotten ihren Lauf nach den toscaniſchen Gewäſſern. Auch hier ſahen es die Osmanen auf Raub
1 De la Garde an den Koͤnig, bei Ribier II, 443.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0309"n="297"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Angriff auf Neapel und Corſica</hi>.</fw><lb/>
an die ſich alle ſeine Feinde hielten, beſonders die Strozzi,<lb/>
kein Heil erwartete, aber ſie eben darum weil ſie ihm ſo ge-<lb/>
fährlich waren, mit größter Vorſicht behandelte, brachte im<lb/>
Januar 1553 Don Garcia de Toledo ein kleines Heer zuſam-<lb/>
men, das dann auch einige Thäler beſetzte, einige Bergfeſten<lb/>
einnahm, allein im Ganzen doch nichts Entſcheidendes voll-<lb/>
zog, vor Montalcino gänzlich ſcheiterte.</p><lb/><p>Und in dieſem Augenblick traten noch größere Gefah-<lb/>
ren ein. Es liegt wohl ſehr in der Natur der Sache, daß<lb/>
die beiden großen Gegner des Kaiſers ſich endlich auch zu<lb/>
einer gemeinſchaftlichen Unternehmung gegen denſelben ver-<lb/>
einigten. Schon im Jahr 1552 war eine Verbindung der<lb/>
Flotten beabſichtigt, doch erſchienen die Franzoſen nicht zur<lb/>
gehörigen Zeit. Deſto pünctlicher zeigten ſie ſich im Jahre<lb/>
1553. Schon in den griechiſchen Gewäſſern trafen die fran-<lb/>
zöſiſchen Galeeren unter de la Garde mit den Osmanen zu-<lb/>ſammen, denen Suleiman ſtatt jeder weiteren Anweiſung den<lb/>
Befehl gegeben, alles zu vertilgen was ſich dem König von<lb/>
Frankreich widerſetze.</p><lb/><p>Zuerſt richteten ſie ihre Angriffe gegen Neapel. Der<lb/>
Fürſt von Salerno war für den Fortgang des Unternehmens<lb/>
vielleicht eher hinderlich, indem er ſeine Freunde gegen die<lb/>
Gewaltthaten der Osmanen in Schutz nahm. <noteplace="foot"n="1">De la Garde an den Koͤnig, bei Ribier <hirendition="#aq">II,</hi> 443.</note> Aber ſo viel<lb/>
ward doch immer bewirkt, daß Don Garcia zur Vertheidi-<lb/>
gung von Neapel abberufen und Siena dadurch für dieß<lb/>
Mal ernſtlicherer Feindſeligkeiten überhoben ward. Dann<lb/>
aber lenkten die Flotten ihren Lauf nach den toscaniſchen<lb/>
Gewäſſern. Auch hier ſahen es die Osmanen auf Raub<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[297/0309]
Angriff auf Neapel und Corſica.
an die ſich alle ſeine Feinde hielten, beſonders die Strozzi,
kein Heil erwartete, aber ſie eben darum weil ſie ihm ſo ge-
fährlich waren, mit größter Vorſicht behandelte, brachte im
Januar 1553 Don Garcia de Toledo ein kleines Heer zuſam-
men, das dann auch einige Thäler beſetzte, einige Bergfeſten
einnahm, allein im Ganzen doch nichts Entſcheidendes voll-
zog, vor Montalcino gänzlich ſcheiterte.
Und in dieſem Augenblick traten noch größere Gefah-
ren ein. Es liegt wohl ſehr in der Natur der Sache, daß
die beiden großen Gegner des Kaiſers ſich endlich auch zu
einer gemeinſchaftlichen Unternehmung gegen denſelben ver-
einigten. Schon im Jahr 1552 war eine Verbindung der
Flotten beabſichtigt, doch erſchienen die Franzoſen nicht zur
gehörigen Zeit. Deſto pünctlicher zeigten ſie ſich im Jahre
1553. Schon in den griechiſchen Gewäſſern trafen die fran-
zöſiſchen Galeeren unter de la Garde mit den Osmanen zu-
ſammen, denen Suleiman ſtatt jeder weiteren Anweiſung den
Befehl gegeben, alles zu vertilgen was ſich dem König von
Frankreich widerſetze.
Zuerſt richteten ſie ihre Angriffe gegen Neapel. Der
Fürſt von Salerno war für den Fortgang des Unternehmens
vielleicht eher hinderlich, indem er ſeine Freunde gegen die
Gewaltthaten der Osmanen in Schutz nahm. 1 Aber ſo viel
ward doch immer bewirkt, daß Don Garcia zur Vertheidi-
gung von Neapel abberufen und Siena dadurch für dieß
Mal ernſtlicherer Feindſeligkeiten überhoben ward. Dann
aber lenkten die Flotten ihren Lauf nach den toscaniſchen
Gewäſſern. Auch hier ſahen es die Osmanen auf Raub
1 De la Garde an den Koͤnig, bei Ribier II, 443.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/309>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.