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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Belagerung von Metz.
than, keines Versuches. 1 Überhaupt ist die Geschichte der
Belagerung, die wir Tag für Tag aufgezeichnet finden, sehr
einförmig. Zu Angriffen welche Hofnung auf Erfolg gege-
ben hätten, kam es nicht mehr. Die naßkalte Witterung,
die schon den Deutschen sehr beschwerlich fiel, wie wir von
einem großen Theil der brandenburgischen Reiter, welche der
Belagerung beiwohnten, die Meldung finden, daß sie er-
krankt seyen, war den Italienern und Spaniern vollends
verderblich. 2 Man behauptet, daß von den Spaniern ein
Drittheil, von den Italienern die Hälfte umgekommen sey.
Die Vorhersagungen Heinrichs II bewährten sich nur allzu
gut: Anfang Januar 1553 mußte die Belagerung aufge-
hoben werden.

Die Franzosen priesen den glücklichen Vertheidiger Guise,
der wirklich eben so viel Muth wie Umsicht an den Tag gelegt
hat, als einen Helden: wir haben Denkmünzen, auf denen
ihm dafür die Krone Jerusalem -- denn von den Königen
dieses Reiches leitete sein Haus sich her -- zugesagt wird.
Auf der kaiserlichen Seite ergoß sich alles in Tadel gegen
den Herzog von Alba, der durch die Hartnäckigkeit, mit der
er sich zu ungünstiger Zeit an eine so zweifelhafte Unterneh-
mung gewagt, das schönste Heer ohne allen Nutzen zu
Grunde gerichtet habe. 3 Einst in dem deutschen Feldzug,

1 Schreiben des brandenburgischen Leuttenampts Sylschrongk
an Markgraf Hans 17 Dec. 1552 (Berl. A.). In dem Tagebuch
der Belagerten werden Contreminen erwähnt.
2 Pontus Heuterus lib. XIII, cap. XVII. Bruma enim con-
tinuo gelu corpora urebat, ingensque aere demissa nix molestis-
sima erat, quibus incommodis cum mox continuae supervenirent
pluviae, omnia aquis tegebantur corrumpebanturque.
3 Dispacci fiorentini.
Ranke D. Gesch. V. 19

Belagerung von Metz.
than, keines Verſuches. 1 Überhaupt iſt die Geſchichte der
Belagerung, die wir Tag für Tag aufgezeichnet finden, ſehr
einförmig. Zu Angriffen welche Hofnung auf Erfolg gege-
ben hätten, kam es nicht mehr. Die naßkalte Witterung,
die ſchon den Deutſchen ſehr beſchwerlich fiel, wie wir von
einem großen Theil der brandenburgiſchen Reiter, welche der
Belagerung beiwohnten, die Meldung finden, daß ſie er-
krankt ſeyen, war den Italienern und Spaniern vollends
verderblich. 2 Man behauptet, daß von den Spaniern ein
Drittheil, von den Italienern die Hälfte umgekommen ſey.
Die Vorherſagungen Heinrichs II bewährten ſich nur allzu
gut: Anfang Januar 1553 mußte die Belagerung aufge-
hoben werden.

Die Franzoſen prieſen den glücklichen Vertheidiger Guiſe,
der wirklich eben ſo viel Muth wie Umſicht an den Tag gelegt
hat, als einen Helden: wir haben Denkmünzen, auf denen
ihm dafür die Krone Jeruſalem — denn von den Königen
dieſes Reiches leitete ſein Haus ſich her — zugeſagt wird.
Auf der kaiſerlichen Seite ergoß ſich alles in Tadel gegen
den Herzog von Alba, der durch die Hartnäckigkeit, mit der
er ſich zu ungünſtiger Zeit an eine ſo zweifelhafte Unterneh-
mung gewagt, das ſchönſte Heer ohne allen Nutzen zu
Grunde gerichtet habe. 3 Einſt in dem deutſchen Feldzug,

1 Schreiben des brandenburgiſchen Leuttenampts Sylſchrongk
an Markgraf Hans 17 Dec. 1552 (Berl. A.). In dem Tagebuch
der Belagerten werden Contreminen erwaͤhnt.
2 Pontus Heuterus lib. XIII, cap. XVII. Bruma enim con-
tinuo gelu corpora urebat, ingensque aere demissa nix molestis-
sima erat, quibus incommodis cum mox continuae supervenirent
pluviae, omnia aquis tegebantur corrumpebanturque.
3 Dispacci fiorentini.
Ranke D. Geſch. V. 19
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[289/0301] Belagerung von Metz. than, keines Verſuches. 1 Überhaupt iſt die Geſchichte der Belagerung, die wir Tag für Tag aufgezeichnet finden, ſehr einförmig. Zu Angriffen welche Hofnung auf Erfolg gege- ben hätten, kam es nicht mehr. Die naßkalte Witterung, die ſchon den Deutſchen ſehr beſchwerlich fiel, wie wir von einem großen Theil der brandenburgiſchen Reiter, welche der Belagerung beiwohnten, die Meldung finden, daß ſie er- krankt ſeyen, war den Italienern und Spaniern vollends verderblich. 2 Man behauptet, daß von den Spaniern ein Drittheil, von den Italienern die Hälfte umgekommen ſey. Die Vorherſagungen Heinrichs II bewährten ſich nur allzu gut: Anfang Januar 1553 mußte die Belagerung aufge- hoben werden. Die Franzoſen prieſen den glücklichen Vertheidiger Guiſe, der wirklich eben ſo viel Muth wie Umſicht an den Tag gelegt hat, als einen Helden: wir haben Denkmünzen, auf denen ihm dafür die Krone Jeruſalem — denn von den Königen dieſes Reiches leitete ſein Haus ſich her — zugeſagt wird. Auf der kaiſerlichen Seite ergoß ſich alles in Tadel gegen den Herzog von Alba, der durch die Hartnäckigkeit, mit der er ſich zu ungünſtiger Zeit an eine ſo zweifelhafte Unterneh- mung gewagt, das ſchönſte Heer ohne allen Nutzen zu Grunde gerichtet habe. 3 Einſt in dem deutſchen Feldzug, 1 Schreiben des brandenburgiſchen Leuttenampts Sylſchrongk an Markgraf Hans 17 Dec. 1552 (Berl. A.). In dem Tagebuch der Belagerten werden Contreminen erwaͤhnt. 2 Pontus Heuterus lib. XIII, cap. XVII. Bruma enim con- tinuo gelu corpora urebat, ingensque aere demissa nix molestis- sima erat, quibus incommodis cum mox continuae supervenirent pluviae, omnia aquis tegebantur corrumpebanturque. 3 Dispacci fiorentini. Ranke D. Geſch. V. 19

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/301>, abgerufen am 22.11.2024.