in den Berathungen der Reichsfürsten in Passau jene Über- zeugung, deren wir gedachten, obwohl sie dem kaiserlichen Gedanken entgegen lief, durchgesetzt hatte?
Sehr gewiß, daß der Kaiser, wenn er wieder in vol- len Besitz seiner Macht kam, derselben nicht Raum geben würde: -- Moritz zweifelte nicht, er werde, wenn er köune, auch alles das wieder zurücknehmen was er jetzt zugestanden; 1 -- allein wie dann, wenn es ihm damit nicht gelang?
Dann ließ sich wohl nichts anders erwarten, als daß die in Passau von den Vermittlern gefaßten Gesichtspuncte überwiegen und zur Geltung kommen würden.
Nochmals knüpfte sich die Entscheidung über die wich- tigsten innern Verhältnisse von Deutschland an den Aus- schlag der Waffengewalt in dem wiederausgebrochenen euro- päischen Kriege an.
1 Anzeige an den französischen Gesandten, unmittelbar vor der Annahme des Passauer Vertrags: "man wußte wol und hetts genug- sam erfahren, das der Kaiser wo er erhalten konnt damit er umb- gehe, -- Gott geb er verschreib sich was er wolt, weniger denn nichts halten würde."
Zehntes Buch. Erſtes Capitel.
in den Berathungen der Reichsfürſten in Paſſau jene Über- zeugung, deren wir gedachten, obwohl ſie dem kaiſerlichen Gedanken entgegen lief, durchgeſetzt hatte?
Sehr gewiß, daß der Kaiſer, wenn er wieder in vol- len Beſitz ſeiner Macht kam, derſelben nicht Raum geben würde: — Moritz zweifelte nicht, er werde, wenn er köune, auch alles das wieder zurücknehmen was er jetzt zugeſtanden; 1 — allein wie dann, wenn es ihm damit nicht gelang?
Dann ließ ſich wohl nichts anders erwarten, als daß die in Paſſau von den Vermittlern gefaßten Geſichtspuncte überwiegen und zur Geltung kommen würden.
Nochmals knüpfte ſich die Entſcheidung über die wich- tigſten innern Verhältniſſe von Deutſchland an den Aus- ſchlag der Waffengewalt in dem wiederausgebrochenen euro- päiſchen Kriege an.
1 Anzeige an den franzoͤſiſchen Geſandten, unmittelbar vor der Annahme des Paſſauer Vertrags: „man wußte wol und hetts genug- ſam erfahren, das der Kaiſer wo er erhalten konnt damit er umb- gehe, — Gott geb er verſchreib ſich was er wolt, weniger denn nichts halten wuͤrde.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0296"n="284"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Zehntes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/>
in den Berathungen der Reichsfürſten in Paſſau jene Über-<lb/>
zeugung, deren wir gedachten, obwohl ſie dem kaiſerlichen<lb/>
Gedanken entgegen lief, durchgeſetzt hatte?</p><lb/><p>Sehr gewiß, daß der Kaiſer, wenn er wieder in vol-<lb/>
len Beſitz ſeiner Macht kam, derſelben nicht Raum geben<lb/>
würde: — Moritz zweifelte nicht, er werde, wenn er köune,<lb/>
auch alles das wieder zurücknehmen was er jetzt zugeſtanden; <noteplace="foot"n="1">Anzeige an den franzoͤſiſchen Geſandten, unmittelbar vor der<lb/>
Annahme des Paſſauer Vertrags: „man wußte wol und hetts genug-<lb/>ſam erfahren, das der Kaiſer wo er erhalten konnt damit er umb-<lb/>
gehe, — Gott geb er verſchreib ſich was er wolt, weniger denn nichts<lb/>
halten wuͤrde.“</note><lb/>— allein wie dann, wenn es ihm damit nicht gelang?</p><lb/><p>Dann ließ ſich wohl nichts anders erwarten, als daß<lb/>
die in Paſſau von den Vermittlern gefaßten Geſichtspuncte<lb/>
überwiegen und zur Geltung kommen würden.</p><lb/><p>Nochmals knüpfte ſich die Entſcheidung über die wich-<lb/>
tigſten innern Verhältniſſe von Deutſchland an den Aus-<lb/>ſchlag der Waffengewalt in dem wiederausgebrochenen euro-<lb/>
päiſchen Kriege an.</p></div><lb/></div></body></text></TEI>
[284/0296]
Zehntes Buch. Erſtes Capitel.
in den Berathungen der Reichsfürſten in Paſſau jene Über-
zeugung, deren wir gedachten, obwohl ſie dem kaiſerlichen
Gedanken entgegen lief, durchgeſetzt hatte?
Sehr gewiß, daß der Kaiſer, wenn er wieder in vol-
len Beſitz ſeiner Macht kam, derſelben nicht Raum geben
würde: — Moritz zweifelte nicht, er werde, wenn er köune,
auch alles das wieder zurücknehmen was er jetzt zugeſtanden; 1
— allein wie dann, wenn es ihm damit nicht gelang?
Dann ließ ſich wohl nichts anders erwarten, als daß
die in Paſſau von den Vermittlern gefaßten Geſichtspuncte
überwiegen und zur Geltung kommen würden.
Nochmals knüpfte ſich die Entſcheidung über die wich-
tigſten innern Verhältniſſe von Deutſchland an den Aus-
ſchlag der Waffengewalt in dem wiederausgebrochenen euro-
päiſchen Kriege an.
1 Anzeige an den franzoͤſiſchen Geſandten, unmittelbar vor der
Annahme des Paſſauer Vertrags: „man wußte wol und hetts genug-
ſam erfahren, das der Kaiſer wo er erhalten konnt damit er umb-
gehe, — Gott geb er verſchreib ſich was er wolt, weniger denn nichts
halten wuͤrde.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/296>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.