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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Absicht den schwäbischen Bund zu erneuern.
bruar 1547 dachte Carl in Person eine Versammlung in
Frankfurt zu halten um denselben zu Stande zu bringen; wir
finden seine Abgeordneten Caspar von Kaltenthal und Hein-
rich Hase jenen Franken durchreisen, diesen die schwäbische
Ritterschaft versammeln, um dazu vorzubereiten. 1 So lange
jedoch mächtige Feinde im Felde standen, ließ sich hievon we-
nig Erfolg erwarten. Erst Ende Mai, nachdem der säch-
sische Krieg glücklich beendigt worden, eröffnete sich wirklich
ein Bundestag zu Ulm, an welchem der Bischof von Augs-
burg und Markgraf Johann von Cüstrin, dieser eigentlich
an Statt König Ferdinands, der noch in Böhmen beschäftigt
war, als kaiserliche Commissarien auftraten, die alte Bun-
desformel vorlegten und zur Annahme derselben einluden. 2

Bei weitem mächtiger aber wäre dieser Bund gewor-
den als der frühere. Er sollte das ganze Reich umfassen,
die einzige zugelassene Einung bilden, mit Bundesrichtern ver-
sehen seyn, um jede innere Streitsache ohne viele Weitläuf-
tigkeiten zu Ende zu bringen; der Landfriede sollte darin auf
das ernstlichste gehandhabt, jeder Vergewaltigte namentlich vor
allen Dingen wieder in seinen Besitz hergestellt, dann erst
seine Sache untersucht werden. Die Reichsverfassung war
mit Förmlichkeiten überladen; bei dem Eintritt in die ver-
schiedenen Collegien ward schon jedes Mitglied vom Gefühl

sein Beitritt würde der Heilbronner Abkunft gemäß seyn. Sattler
III, 258.
1 Relation was Caspar v. Kaltentall mit den Stennden des
frenkischen Krays der Hilff und des tags zu Ulm ausgericht. (Arch.
zu Berlin.)
2 Actenstücke im Berl. Archiv. (Vgl. den Anhang.)
Ranke D. Gesch. V. 2

Abſicht den ſchwaͤbiſchen Bund zu erneuern.
bruar 1547 dachte Carl in Perſon eine Verſammlung in
Frankfurt zu halten um denſelben zu Stande zu bringen; wir
finden ſeine Abgeordneten Caſpar von Kaltenthal und Hein-
rich Haſe jenen Franken durchreiſen, dieſen die ſchwäbiſche
Ritterſchaft verſammeln, um dazu vorzubereiten. 1 So lange
jedoch mächtige Feinde im Felde ſtanden, ließ ſich hievon we-
nig Erfolg erwarten. Erſt Ende Mai, nachdem der ſäch-
ſiſche Krieg glücklich beendigt worden, eröffnete ſich wirklich
ein Bundestag zu Ulm, an welchem der Biſchof von Augs-
burg und Markgraf Johann von Cüſtrin, dieſer eigentlich
an Statt König Ferdinands, der noch in Böhmen beſchäftigt
war, als kaiſerliche Commiſſarien auftraten, die alte Bun-
desformel vorlegten und zur Annahme derſelben einluden. 2

Bei weitem mächtiger aber wäre dieſer Bund gewor-
den als der frühere. Er ſollte das ganze Reich umfaſſen,
die einzige zugelaſſene Einung bilden, mit Bundesrichtern ver-
ſehen ſeyn, um jede innere Streitſache ohne viele Weitläuf-
tigkeiten zu Ende zu bringen; der Landfriede ſollte darin auf
das ernſtlichſte gehandhabt, jeder Vergewaltigte namentlich vor
allen Dingen wieder in ſeinen Beſitz hergeſtellt, dann erſt
ſeine Sache unterſucht werden. Die Reichsverfaſſung war
mit Förmlichkeiten überladen; bei dem Eintritt in die ver-
ſchiedenen Collegien ward ſchon jedes Mitglied vom Gefühl

ſein Beitritt wuͤrde der Heilbronner Abkunft gemaͤß ſeyn. Sattler
III, 258.
1 Relation was Caſpar v. Kaltentall mit den Stennden des
frenkiſchen Krays der Hilff und des tags zu Ulm ausgericht. (Arch.
zu Berlin.)
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[17/0029] Abſicht den ſchwaͤbiſchen Bund zu erneuern. bruar 1547 dachte Carl in Perſon eine Verſammlung in Frankfurt zu halten um denſelben zu Stande zu bringen; wir finden ſeine Abgeordneten Caſpar von Kaltenthal und Hein- rich Haſe jenen Franken durchreiſen, dieſen die ſchwäbiſche Ritterſchaft verſammeln, um dazu vorzubereiten. 1 So lange jedoch mächtige Feinde im Felde ſtanden, ließ ſich hievon we- nig Erfolg erwarten. Erſt Ende Mai, nachdem der ſäch- ſiſche Krieg glücklich beendigt worden, eröffnete ſich wirklich ein Bundestag zu Ulm, an welchem der Biſchof von Augs- burg und Markgraf Johann von Cüſtrin, dieſer eigentlich an Statt König Ferdinands, der noch in Böhmen beſchäftigt war, als kaiſerliche Commiſſarien auftraten, die alte Bun- desformel vorlegten und zur Annahme derſelben einluden. 2 Bei weitem mächtiger aber wäre dieſer Bund gewor- den als der frühere. Er ſollte das ganze Reich umfaſſen, die einzige zugelaſſene Einung bilden, mit Bundesrichtern ver- ſehen ſeyn, um jede innere Streitſache ohne viele Weitläuf- tigkeiten zu Ende zu bringen; der Landfriede ſollte darin auf das ernſtlichſte gehandhabt, jeder Vergewaltigte namentlich vor allen Dingen wieder in ſeinen Beſitz hergeſtellt, dann erſt ſeine Sache unterſucht werden. Die Reichsverfaſſung war mit Förmlichkeiten überladen; bei dem Eintritt in die ver- ſchiedenen Collegien ward ſchon jedes Mitglied vom Gefühl 1 1 Relation was Caſpar v. Kaltentall mit den Stennden des frenkiſchen Krays der Hilff und des tags zu Ulm ausgericht. (Arch. zu Berlin.) 2 Actenſtuͤcke im Berl. Archiv. (Vgl. den Anhang.) 1 ſein Beitritt wuͤrde der Heilbronner Abkunft gemaͤß ſeyn. Sattler III, 258. Ranke D. Geſch. V. 2

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/29>, abgerufen am 24.11.2024.