Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Versammlung zu Passau. nem ersten Antrage auf eine solche Versammlung dahin,daß derselben die Beschwerden die man gegen die bishe- rige Regierung zu machen habe, vorgelegt, von ihr erörtert werden sollten. 1 Und keineswegs auf bloße Vermittelung mochte sich Um die bestimmte Zeit erschienen die eingeladenen Stände: 1 "Dieweil sich denn auch J. Chf. Gn. befaren, wo die beschwe- rungen und mengl so zuwidder der alten loblichen deutschen Nation hergebrachten Freihait an vill weegen angetzogen werden, allererst auf einen Reichstag solten verschoben werden, das solches bey den Sten- den so jetzo beisammen seyn (ohne Zweifel: mit ihrem Kriegsvolk) vorzüglich möchte angesehen werden und allerley nachdenken machen, So bedachten J. Ch. G. undertheniglichen zuforderst, weill J. Ch. G. auch entlich jetzund allhie zu schließen der andern halben nit gewalt habe, das es am bequemsten und pesten seyn sollte, das alsbald jetzund etlich Chur und Fürsten des Reiches benannt, des gleichen auch ein Tag und Malstadt nach der kunigl. Mt gnedigsten Gefallen an- gesetzt wurde, auf welchem solch Chur und Fürsten neben der Khun. Mt und desselben geliebten Son Kh. Maximilian zusammenkommen und alsodann nach anhorung solcher beschwerung, welche denn ein je- der stand auf dieselbe Zeit seiner Nothdurft nach anzuzeigen wird wissen, aller dieser Articl halber eine gewisse bestendige und freund- liche Vergleichung machen." Erklärung von Moritz zu Lintz o. D. im Berliner Archiv. 17*
Verſammlung zu Paſſau. nem erſten Antrage auf eine ſolche Verſammlung dahin,daß derſelben die Beſchwerden die man gegen die bishe- rige Regierung zu machen habe, vorgelegt, von ihr erörtert werden ſollten. 1 Und keineswegs auf bloße Vermittelung mochte ſich Um die beſtimmte Zeit erſchienen die eingeladenen Stände: 1 „Dieweil ſich denn auch J. Chf. Gn. befaren, wo die beſchwe- rungen und mengl ſo zuwidder der alten loblichen deutſchen Nation hergebrachten Freihait an vill weegen angetzogen werden, allererſt auf einen Reichstag ſolten verſchoben werden, das ſolches bey den Sten- den ſo jetzo beiſammen ſeyn (ohne Zweifel: mit ihrem Kriegsvolk) vorzuͤglich moͤchte angeſehen werden und allerley nachdenken machen, So bedachten J. Ch. G. undertheniglichen zuforderſt, weill J. Ch. G. auch entlich jetzund allhie zu ſchließen der andern halben nit gewalt habe, das es am bequemſten und peſten ſeyn ſollte, das alsbald jetzund etlich Chur und Fuͤrſten des Reiches benannt, des gleichen auch ein Tag und Malſtadt nach der kunigl. Mt gnedigſten Gefallen an- geſetzt wurde, auf welchem ſolch Chur und Fuͤrſten neben der Khun. Mt und deſſelben geliebten Son Kh. Maximilian zuſammenkommen und alſodann nach anhorung ſolcher beſchwerung, welche denn ein je- der ſtand auf dieſelbe Zeit ſeiner Nothdurft nach anzuzeigen wird wiſſen, aller dieſer Articl halber eine gewiſſe beſtendige und freund- liche Vergleichung machen.“ Erklaͤrung von Moritz zu Lintz o. D. im Berliner Archiv. 17*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0271" n="259"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Verſammlung zu Paſſau</hi>.</fw><lb/> nem erſten Antrage auf eine ſolche Verſammlung dahin,<lb/> daß derſelben die Beſchwerden die man gegen die bishe-<lb/> rige Regierung zu machen habe, vorgelegt, von ihr erörtert<lb/> werden ſollten. <note place="foot" n="1">„Dieweil ſich denn auch J. Chf. Gn. befaren, wo die beſchwe-<lb/> rungen und mengl ſo zuwidder der alten loblichen deutſchen Nation<lb/> hergebrachten Freihait an vill weegen angetzogen werden, allererſt auf<lb/> einen Reichstag ſolten verſchoben werden, das ſolches bey den Sten-<lb/> den ſo jetzo beiſammen ſeyn (ohne Zweifel: mit ihrem Kriegsvolk)<lb/> vorzuͤglich moͤchte angeſehen werden und allerley nachdenken machen,<lb/> So bedachten J. Ch. G. undertheniglichen zuforderſt, weill J. Ch. G.<lb/> auch entlich jetzund allhie zu ſchließen der andern halben nit gewalt<lb/> habe, das es am bequemſten und peſten ſeyn ſollte, das alsbald<lb/> jetzund etlich Chur und Fuͤrſten des Reiches benannt, des gleichen auch<lb/> ein Tag und Malſtadt nach der kunigl. Mt gnedigſten Gefallen an-<lb/> geſetzt wurde, auf welchem ſolch Chur und Fuͤrſten neben der Khun.<lb/> Mt und deſſelben geliebten Son Kh. Maximilian zuſammenkommen<lb/> und alſodann nach anhorung ſolcher beſchwerung, welche denn ein je-<lb/> der ſtand auf dieſelbe Zeit ſeiner Nothdurft nach anzuzeigen wird<lb/> wiſſen, aller dieſer Articl halber eine gewiſſe beſtendige und freund-<lb/> liche Vergleichung machen.“ Erklaͤrung von Moritz zu Lintz o. D.<lb/> im Berliner Archiv.</note></p><lb/> <p>Und keineswegs auf bloße Vermittelung mochte ſich<lb/> dieſe Verſammlung beſchränken. Sie war ungefähr auf die<lb/> nemliche Weiſe zuſammengeſetzt wie die alten Regiments-<lb/> täge, und eine wiewohl unregelmäßige Repräſentation des<lb/> Reichs. Churfürſt Moritz brachte ſie eben darum in Vor-<lb/> ſchlag, weil er und ſeine Freunde auf keinen Reichstag war-<lb/> ten wollten.</p><lb/> <p>Um die beſtimmte Zeit erſchienen die eingeladenen Stände:<lb/> neben dem römiſchen König und dem Churfürſten Moritz die<lb/> fünf übrigen Churfürſten, die Herzöge von Braunſchweig,<lb/> Jülich, Pommern, Würtenberg, Markgraf Johann und der<lb/> Biſchof von Würzburg durch ihre Abgeordnete, der Herzog<lb/> <fw place="bottom" type="sig">17*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [259/0271]
Verſammlung zu Paſſau.
nem erſten Antrage auf eine ſolche Verſammlung dahin,
daß derſelben die Beſchwerden die man gegen die bishe-
rige Regierung zu machen habe, vorgelegt, von ihr erörtert
werden ſollten. 1
Und keineswegs auf bloße Vermittelung mochte ſich
dieſe Verſammlung beſchränken. Sie war ungefähr auf die
nemliche Weiſe zuſammengeſetzt wie die alten Regiments-
täge, und eine wiewohl unregelmäßige Repräſentation des
Reichs. Churfürſt Moritz brachte ſie eben darum in Vor-
ſchlag, weil er und ſeine Freunde auf keinen Reichstag war-
ten wollten.
Um die beſtimmte Zeit erſchienen die eingeladenen Stände:
neben dem römiſchen König und dem Churfürſten Moritz die
fünf übrigen Churfürſten, die Herzöge von Braunſchweig,
Jülich, Pommern, Würtenberg, Markgraf Johann und der
Biſchof von Würzburg durch ihre Abgeordnete, der Herzog
1 „Dieweil ſich denn auch J. Chf. Gn. befaren, wo die beſchwe-
rungen und mengl ſo zuwidder der alten loblichen deutſchen Nation
hergebrachten Freihait an vill weegen angetzogen werden, allererſt auf
einen Reichstag ſolten verſchoben werden, das ſolches bey den Sten-
den ſo jetzo beiſammen ſeyn (ohne Zweifel: mit ihrem Kriegsvolk)
vorzuͤglich moͤchte angeſehen werden und allerley nachdenken machen,
So bedachten J. Ch. G. undertheniglichen zuforderſt, weill J. Ch. G.
auch entlich jetzund allhie zu ſchließen der andern halben nit gewalt
habe, das es am bequemſten und peſten ſeyn ſollte, das alsbald
jetzund etlich Chur und Fuͤrſten des Reiches benannt, des gleichen auch
ein Tag und Malſtadt nach der kunigl. Mt gnedigſten Gefallen an-
geſetzt wurde, auf welchem ſolch Chur und Fuͤrſten neben der Khun.
Mt und deſſelben geliebten Son Kh. Maximilian zuſammenkommen
und alſodann nach anhorung ſolcher beſchwerung, welche denn ein je-
der ſtand auf dieſelbe Zeit ſeiner Nothdurft nach anzuzeigen wird
wiſſen, aller dieſer Articl halber eine gewiſſe beſtendige und freund-
liche Vergleichung machen.“ Erklaͤrung von Moritz zu Lintz o. D.
im Berliner Archiv.
17*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |