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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Erstes Capitel.
er war entschlossen es nicht zu dulden, sondern die alte Dro-
hung einer feierlichen Protestation endlich zu vollführen.

Auf die förmlichste Art von der Welt kam es zum Bruch
zwischen beiden Gewalten.

Am 16ten Januar 1548 erschienen die kaiserlichen Pro-
curatoren, zwei Spanier, Licentiat Vargas und Doctor Ve-
lasco, in der Versammlung der Prälaten zu Bologna. "Wir
sind hier," begann der Licentiat, "im Namen unsers Herrn,
des römischen Kaisers, um einen Act auszuführen den ihr
längst erwartet. Ihr seht wohl welch ein Unglück der Welt
bevorsteht, wenn ihr hartnäckig auf einer Meinung behar-
ren wollt, die ihr einmal, ohne die gehörige Vorsicht, er-
griffen habt." -- "Auch ich bin hier," entgegnete der Le-
gat Monte, "im Namen Sr Heiligkeit, des unzweifelhaf-
ten Nachfolgers Petri, Stellvertreters Jesu Christi, und hier
sind diese heiligsten Väter, die das Concilium unter Einwir-
kung des heiligen Geistes fortsetzen wollen, nachdem es recht-
mäßig, aus Gründen die sie selber gebilligt haben, von Trient
verlegt ist. Wir bitten Seine Majestät, ihre Meinung zu ändern
und uns ihren Schutz zu gewähren, denn man weiß, wie schwere
Strafen sich Diejenigen zuziehen, die ein Concilium stören, wie
hoch auch die Würde seyn möge mit der sie bekleidet sind."

Nachdem hierauf die kaiserliche Vollmacht vorgewiesen
war -- das Original auf Pergament, von dem ausdrücklich
bemerkt wird, es sey darin nichts ausgestrichen oder radirt
gewesen, mit dem kaiserlichen Insiegel, 1 -- verlas Velasco
die Protestation, in welcher der Kaiser aus den öfter erwähn-
ten Gründen, die er noch einmal zusammenfaßte, die un-

1 Datirt Augsburg 27 Aug., man sieht vorläufig.

Neuntes Buch. Erſtes Capitel.
er war entſchloſſen es nicht zu dulden, ſondern die alte Dro-
hung einer feierlichen Proteſtation endlich zu vollführen.

Auf die förmlichſte Art von der Welt kam es zum Bruch
zwiſchen beiden Gewalten.

Am 16ten Januar 1548 erſchienen die kaiſerlichen Pro-
curatoren, zwei Spanier, Licentiat Vargas und Doctor Ve-
lasco, in der Verſammlung der Prälaten zu Bologna. „Wir
ſind hier,“ begann der Licentiat, „im Namen unſers Herrn,
des römiſchen Kaiſers, um einen Act auszuführen den ihr
längſt erwartet. Ihr ſeht wohl welch ein Unglück der Welt
bevorſteht, wenn ihr hartnäckig auf einer Meinung behar-
ren wollt, die ihr einmal, ohne die gehörige Vorſicht, er-
griffen habt.“ — „Auch ich bin hier,“ entgegnete der Le-
gat Monte, „im Namen Sr Heiligkeit, des unzweifelhaf-
ten Nachfolgers Petri, Stellvertreters Jeſu Chriſti, und hier
ſind dieſe heiligſten Väter, die das Concilium unter Einwir-
kung des heiligen Geiſtes fortſetzen wollen, nachdem es recht-
mäßig, aus Gründen die ſie ſelber gebilligt haben, von Trient
verlegt iſt. Wir bitten Seine Majeſtät, ihre Meinung zu ändern
und uns ihren Schutz zu gewähren, denn man weiß, wie ſchwere
Strafen ſich Diejenigen zuziehen, die ein Concilium ſtören, wie
hoch auch die Würde ſeyn möge mit der ſie bekleidet ſind.“

Nachdem hierauf die kaiſerliche Vollmacht vorgewieſen
war — das Original auf Pergament, von dem ausdrücklich
bemerkt wird, es ſey darin nichts ausgeſtrichen oder radirt
geweſen, mit dem kaiſerlichen Inſiegel, 1 — verlas Velasco
die Proteſtation, in welcher der Kaiſer aus den öfter erwähn-
ten Gründen, die er noch einmal zuſammenfaßte, die un-

1 Datirt Augsburg 27 Aug., man ſieht vorlaͤufig.
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[14/0026] Neuntes Buch. Erſtes Capitel. er war entſchloſſen es nicht zu dulden, ſondern die alte Dro- hung einer feierlichen Proteſtation endlich zu vollführen. Auf die förmlichſte Art von der Welt kam es zum Bruch zwiſchen beiden Gewalten. Am 16ten Januar 1548 erſchienen die kaiſerlichen Pro- curatoren, zwei Spanier, Licentiat Vargas und Doctor Ve- lasco, in der Verſammlung der Prälaten zu Bologna. „Wir ſind hier,“ begann der Licentiat, „im Namen unſers Herrn, des römiſchen Kaiſers, um einen Act auszuführen den ihr längſt erwartet. Ihr ſeht wohl welch ein Unglück der Welt bevorſteht, wenn ihr hartnäckig auf einer Meinung behar- ren wollt, die ihr einmal, ohne die gehörige Vorſicht, er- griffen habt.“ — „Auch ich bin hier,“ entgegnete der Le- gat Monte, „im Namen Sr Heiligkeit, des unzweifelhaf- ten Nachfolgers Petri, Stellvertreters Jeſu Chriſti, und hier ſind dieſe heiligſten Väter, die das Concilium unter Einwir- kung des heiligen Geiſtes fortſetzen wollen, nachdem es recht- mäßig, aus Gründen die ſie ſelber gebilligt haben, von Trient verlegt iſt. Wir bitten Seine Majeſtät, ihre Meinung zu ändern und uns ihren Schutz zu gewähren, denn man weiß, wie ſchwere Strafen ſich Diejenigen zuziehen, die ein Concilium ſtören, wie hoch auch die Würde ſeyn möge mit der ſie bekleidet ſind.“ Nachdem hierauf die kaiſerliche Vollmacht vorgewieſen war — das Original auf Pergament, von dem ausdrücklich bemerkt wird, es ſey darin nichts ausgeſtrichen oder radirt geweſen, mit dem kaiſerlichen Inſiegel, 1 — verlas Velasco die Proteſtation, in welcher der Kaiſer aus den öfter erwähn- ten Gründen, die er noch einmal zuſammenfaßte, die un- 1 Datirt Augsburg 27 Aug., man ſieht vorlaͤufig.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/26>, abgerufen am 28.03.2024.