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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Drittes Capitel.
zu bringen. Zuweilen glaubte man eine oder die andere ihrer
Äußerungen als genügend betrachten zu können; aber näher
betrachtet enthielten sie doch immer den alten Vorbehalt:
Anfang Februar verließen sie nach und nach die Stadt: der
Landtag löste sich ohne Abschied auf.

War der Coadjutor schon ohne Einwilligung der Stände
inthronisirt worden, so nahm er nun auch keine Rücksicht
weiter auf ihren fortgesetzten Widerspruch. Mit bewaffne-
tem Gefolge -- einer Schaar von 100 Reitern -- brach er
am 7ten Februar von Cölln auf, um das Erzstift förmlich
in Besitz zu nehmen. Am 8ten Februar ward der evange-
lische Prediger aus Brül entfernt: am 10ten Februar ward
in der Kirche des heil. Cassius zu Bonn wieder die Messe
gelesen. So gieng es weiter im Lande.

Unter diesen Umständen aber, da der evangelische Got-
tesdienst bereits überall umgestürzt wurde, konnte auch der
Erzbischof nicht mehr auf die Erhaltung desselben bestehn.
Von den Ständen des Stifts zwar nicht verlassen, aber doch
auch nicht unterstützt, -- ohne Aussicht auf Hülfe der einst
mächtigen Verbündeten, denen er sich zugesellt hatte, -- von
Gewalt bedroht, resignirte er am 25sten Februar 1547.

Eine so gewaltige Wirkung hatte es, daß in dem Capi-
tel in Folge einiger wenigen Stimmen niederer Geistlicher sich
keine evangelische Majorität bilden konnte. Da vielmehr der
alte Glaube im Besitz eines im Ganzen gesetzlichen Ansehens
blieb, so konnte er Anspruch auf die Unterstützung des Kai-
sers und Papstes machen. Er behauptete sich nicht allein:
unter den günstigen Umständen eroberte er ein beinahe ver-
lornes Gebiet wieder.


Achtes Buch. Drittes Capitel.
zu bringen. Zuweilen glaubte man eine oder die andere ihrer
Äußerungen als genügend betrachten zu können; aber näher
betrachtet enthielten ſie doch immer den alten Vorbehalt:
Anfang Februar verließen ſie nach und nach die Stadt: der
Landtag löſte ſich ohne Abſchied auf.

War der Coadjutor ſchon ohne Einwilligung der Stände
inthroniſirt worden, ſo nahm er nun auch keine Rückſicht
weiter auf ihren fortgeſetzten Widerſpruch. Mit bewaffne-
tem Gefolge — einer Schaar von 100 Reitern — brach er
am 7ten Februar von Cölln auf, um das Erzſtift förmlich
in Beſitz zu nehmen. Am 8ten Februar ward der evange-
liſche Prediger aus Brül entfernt: am 10ten Februar ward
in der Kirche des heil. Caſſius zu Bonn wieder die Meſſe
geleſen. So gieng es weiter im Lande.

Unter dieſen Umſtänden aber, da der evangeliſche Got-
tesdienſt bereits überall umgeſtürzt wurde, konnte auch der
Erzbiſchof nicht mehr auf die Erhaltung deſſelben beſtehn.
Von den Ständen des Stifts zwar nicht verlaſſen, aber doch
auch nicht unterſtützt, — ohne Ausſicht auf Hülfe der einſt
mächtigen Verbündeten, denen er ſich zugeſellt hatte, — von
Gewalt bedroht, reſignirte er am 25ſten Februar 1547.

Eine ſo gewaltige Wirkung hatte es, daß in dem Capi-
tel in Folge einiger wenigen Stimmen niederer Geiſtlicher ſich
keine evangeliſche Majorität bilden konnte. Da vielmehr der
alte Glaube im Beſitz eines im Ganzen geſetzlichen Anſehens
blieb, ſo konnte er Anſpruch auf die Unterſtützung des Kai-
ſers und Papſtes machen. Er behauptete ſich nicht allein:
unter den günſtigen Umſtänden eroberte er ein beinahe ver-
lornes Gebiet wieder.


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[468/0480] Achtes Buch. Drittes Capitel. zu bringen. Zuweilen glaubte man eine oder die andere ihrer Äußerungen als genügend betrachten zu können; aber näher betrachtet enthielten ſie doch immer den alten Vorbehalt: Anfang Februar verließen ſie nach und nach die Stadt: der Landtag löſte ſich ohne Abſchied auf. War der Coadjutor ſchon ohne Einwilligung der Stände inthroniſirt worden, ſo nahm er nun auch keine Rückſicht weiter auf ihren fortgeſetzten Widerſpruch. Mit bewaffne- tem Gefolge — einer Schaar von 100 Reitern — brach er am 7ten Februar von Cölln auf, um das Erzſtift förmlich in Beſitz zu nehmen. Am 8ten Februar ward der evange- liſche Prediger aus Brül entfernt: am 10ten Februar ward in der Kirche des heil. Caſſius zu Bonn wieder die Meſſe geleſen. So gieng es weiter im Lande. Unter dieſen Umſtänden aber, da der evangeliſche Got- tesdienſt bereits überall umgeſtürzt wurde, konnte auch der Erzbiſchof nicht mehr auf die Erhaltung deſſelben beſtehn. Von den Ständen des Stifts zwar nicht verlaſſen, aber doch auch nicht unterſtützt, — ohne Ausſicht auf Hülfe der einſt mächtigen Verbündeten, denen er ſich zugeſellt hatte, — von Gewalt bedroht, reſignirte er am 25ſten Februar 1547. Eine ſo gewaltige Wirkung hatte es, daß in dem Capi- tel in Folge einiger wenigen Stimmen niederer Geiſtlicher ſich keine evangeliſche Majorität bilden konnte. Da vielmehr der alte Glaube im Beſitz eines im Ganzen geſetzlichen Anſehens blieb, ſo konnte er Anſpruch auf die Unterſtützung des Kai- ſers und Papſtes machen. Er behauptete ſich nicht allein: unter den günſtigen Umſtänden eroberte er ein beinahe ver- lornes Gebiet wieder.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/480>, abgerufen am 22.11.2024.