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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Aussöhnungen und Unterwerfungen. Ulm.
aufzurichtende Kammergericht -- eine Geldstrafe. Was aber
die Religion als den vornehmsten Punct anbelangt, sagen
sie, so habe sich der Kaiser erboten, "einen ehrsamen Rath
bei seiner habenden Religion bleiben zu lassen, so wie Her-
zog Moritz, Herzog Erich und das Haus Brandenburg, und
ihn weder mit dem Schwert noch mit andrer Gewalt da-
von zu dringen." 1

So geschah, daß sich die mächtige Stadt, welche als
der Heerd der gesammten Bewegung im Oberland hatte an-
gesehen werden können, dem Kaiser unterwarf.

Für diesen Fürsten war dieß einem neuen Siege gleich.
Die Kette des schmalkaldischen Bundes war in ihrer Mitte
gesprengt, und ein Beispiel des Abfalls aufgestellt, welches
nothwendig Nachfolge finden mußte. Ulm selbst bot die
Hand zu Unterhandlungen mit den übrigen oberländischen
Städten; Anfang Januar versammelten sich hier die Ge-
sandten derselben, wenigstens zum Theil ganz bereit -- vor
allen Memmingen und Biberach -- sich eben so auszusöh-
nen wie Ulm gethan.

Auch war das unvermeidlich, da Ulm eine der wichtig-
sten militärischen Positionen für das gesammte obere Deutsch-
land
darbietet. Würtenberg wie Augsburg geriethen dadurch
in unmittelbare Gefahr. Der Kaiser ward durch die gute
Luft, die ihm die Baumgärtner rühmten, veranlaßt, selbst ein
paar Wochen in Ulm Wohnung zu nehmen.

Überdieß eröffneten sich auf diesem Wege pecuniäre
Hülfsquellen. Der kaiserliche Hof faßte den Gedanken, Nie-
mand zur Aussöhnung zuzulassen, der nicht dem Kaiser eine

1 Ausführliches Ausschreiben, das ich im Anh. mittheilen will.

Ausſoͤhnungen und Unterwerfungen. Ulm.
aufzurichtende Kammergericht — eine Geldſtrafe. Was aber
die Religion als den vornehmſten Punct anbelangt, ſagen
ſie, ſo habe ſich der Kaiſer erboten, „einen ehrſamen Rath
bei ſeiner habenden Religion bleiben zu laſſen, ſo wie Her-
zog Moritz, Herzog Erich und das Haus Brandenburg, und
ihn weder mit dem Schwert noch mit andrer Gewalt da-
von zu dringen.“ 1

So geſchah, daß ſich die mächtige Stadt, welche als
der Heerd der geſammten Bewegung im Oberland hatte an-
geſehen werden können, dem Kaiſer unterwarf.

Für dieſen Fürſten war dieß einem neuen Siege gleich.
Die Kette des ſchmalkaldiſchen Bundes war in ihrer Mitte
geſprengt, und ein Beiſpiel des Abfalls aufgeſtellt, welches
nothwendig Nachfolge finden mußte. Ulm ſelbſt bot die
Hand zu Unterhandlungen mit den übrigen oberländiſchen
Städten; Anfang Januar verſammelten ſich hier die Ge-
ſandten derſelben, wenigſtens zum Theil ganz bereit — vor
allen Memmingen und Biberach — ſich eben ſo auszuſöh-
nen wie Ulm gethan.

Auch war das unvermeidlich, da Ulm eine der wichtig-
ſten militäriſchen Poſitionen für das geſammte obere Deutſch-
land
darbietet. Würtenberg wie Augsburg geriethen dadurch
in unmittelbare Gefahr. Der Kaiſer ward durch die gute
Luft, die ihm die Baumgärtner rühmten, veranlaßt, ſelbſt ein
paar Wochen in Ulm Wohnung zu nehmen.

Überdieß eröffneten ſich auf dieſem Wege pecuniäre
Hülfsquellen. Der kaiſerliche Hof faßte den Gedanken, Nie-
mand zur Ausſöhnung zuzulaſſen, der nicht dem Kaiſer eine

1 Ausfuͤhrliches Ausſchreiben, das ich im Anh. mittheilen will.
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[459/0471] Ausſoͤhnungen und Unterwerfungen. Ulm. aufzurichtende Kammergericht — eine Geldſtrafe. Was aber die Religion als den vornehmſten Punct anbelangt, ſagen ſie, ſo habe ſich der Kaiſer erboten, „einen ehrſamen Rath bei ſeiner habenden Religion bleiben zu laſſen, ſo wie Her- zog Moritz, Herzog Erich und das Haus Brandenburg, und ihn weder mit dem Schwert noch mit andrer Gewalt da- von zu dringen.“ 1 So geſchah, daß ſich die mächtige Stadt, welche als der Heerd der geſammten Bewegung im Oberland hatte an- geſehen werden können, dem Kaiſer unterwarf. Für dieſen Fürſten war dieß einem neuen Siege gleich. Die Kette des ſchmalkaldiſchen Bundes war in ihrer Mitte geſprengt, und ein Beiſpiel des Abfalls aufgeſtellt, welches nothwendig Nachfolge finden mußte. Ulm ſelbſt bot die Hand zu Unterhandlungen mit den übrigen oberländiſchen Städten; Anfang Januar verſammelten ſich hier die Ge- ſandten derſelben, wenigſtens zum Theil ganz bereit — vor allen Memmingen und Biberach — ſich eben ſo auszuſöh- nen wie Ulm gethan. Auch war das unvermeidlich, da Ulm eine der wichtig- ſten militäriſchen Poſitionen für das geſammte obere Deutſch- land darbietet. Würtenberg wie Augsburg geriethen dadurch in unmittelbare Gefahr. Der Kaiſer ward durch die gute Luft, die ihm die Baumgärtner rühmten, veranlaßt, ſelbſt ein paar Wochen in Ulm Wohnung zu nehmen. Überdieß eröffneten ſich auf dieſem Wege pecuniäre Hülfsquellen. Der kaiſerliche Hof faßte den Gedanken, Nie- mand zur Ausſöhnung zuzulaſſen, der nicht dem Kaiſer eine 1 Ausfuͤhrliches Ausſchreiben, das ich im Anh. mittheilen will.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/471>, abgerufen am 22.11.2024.