höchsten verweislich" seyn: 1 man möge ihn nicht zu unmög- lichen Dingen dringen, wie auf dem letzten Reichstag wohl zum Theil geschehen sey. Allerdings ließ er sich zugleich ver- nehmen: er denke nicht daran die Protestanten mit Krieg zu überziehen, er werde des Papstes halber ein Einsehen haben, auch ihm nicht gestatten zu den Waffen zu greifen; allein damit waren wieder die Protestanten nicht zufrieden. Der Churfürst von Sachsen erwiederte: man werde dem Kaiser schon sagen, daß ihm nicht gebühre, dem Papst einzureden oder Maaß zu geben: der Papst werde dabei bleiben daß er Christi Stellvertreter und über den Kaiser sowohl wie das Concilium erhaben sey.
Am Reichstag war ein Ausschuß protestantischer Räthe aufgestellt worden, mit welchem die kaiserlichen unterhandel- ten: eben da aber kamen alle diese Gegensätze zum Vorschein.
Der Churfürst von der Pfalz trat noch einmal als Ver- mittler auf und brachte aufs neue ein Religionsgespräch in Antrag, auf das auch wirklich beide Theile eingiengen; allein s[ - 4 Zeichen fehlen] standen die Dinge so, daß sich davon wenig mehr er- [ - 4 Zeichen fehlen]n ließ.
Unter den Protestanten that sich während der Verhand- lungen die Meinung hervor, daß man am besten thue un- verzüglich zu den Waffen zu greifen, da doch auf keinen Frie- den weiter zu rechnen sey. Nur Johann Friedrich predigte Ruhe; er wies sehr verfängliche Nachrichten die ihm zukamen, unberücksichtigt von sich; er meinte den Kaiser hinreichend zu kennen, um keine Gewalt von ihm fürchten zu müssen.
1 Was sich Her Granvell gegen Magister Franzen vernehmen lassen. Beilage zu dem Schreiben der sächsischen Räthe. Sonnabend nach Pfingsten, 30 Mai.
Achtes Buch. Erſtes Capitel.
höchſten verweislich“ ſeyn: 1 man möge ihn nicht zu unmög- lichen Dingen dringen, wie auf dem letzten Reichstag wohl zum Theil geſchehen ſey. Allerdings ließ er ſich zugleich ver- nehmen: er denke nicht daran die Proteſtanten mit Krieg zu überziehen, er werde des Papſtes halber ein Einſehen haben, auch ihm nicht geſtatten zu den Waffen zu greifen; allein damit waren wieder die Proteſtanten nicht zufrieden. Der Churfürſt von Sachſen erwiederte: man werde dem Kaiſer ſchon ſagen, daß ihm nicht gebühre, dem Papſt einzureden oder Maaß zu geben: der Papſt werde dabei bleiben daß er Chriſti Stellvertreter und über den Kaiſer ſowohl wie das Concilium erhaben ſey.
Am Reichstag war ein Ausſchuß proteſtantiſcher Räthe aufgeſtellt worden, mit welchem die kaiſerlichen unterhandel- ten: eben da aber kamen alle dieſe Gegenſätze zum Vorſchein.
Der Churfürſt von der Pfalz trat noch einmal als Ver- mittler auf und brachte aufs neue ein Religionsgeſpräch in Antrag, auf das auch wirklich beide Theile eingiengen; allein ſ[ – 4 Zeichen fehlen] ſtanden die Dinge ſo, daß ſich davon wenig mehr er- [ – 4 Zeichen fehlen]n ließ.
Unter den Proteſtanten that ſich während der Verhand- lungen die Meinung hervor, daß man am beſten thue un- verzüglich zu den Waffen zu greifen, da doch auf keinen Frie- den weiter zu rechnen ſey. Nur Johann Friedrich predigte Ruhe; er wies ſehr verfängliche Nachrichten die ihm zukamen, unberückſichtigt von ſich; er meinte den Kaiſer hinreichend zu kennen, um keine Gewalt von ihm fürchten zu müſſen.
1 Was ſich Her Granvell gegen Magiſter Franzen vernehmen laſſen. Beilage zu dem Schreiben der ſaͤchſiſchen Raͤthe. Sonnabend nach Pfingſten, 30 Mai.
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Achtes Buch. Erſtes Capitel.
höchſten verweislich“ ſeyn: 1 man möge ihn nicht zu unmög-
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zum Theil geſchehen ſey. Allerdings ließ er ſich zugleich ver-
nehmen: er denke nicht daran die Proteſtanten mit Krieg zu
überziehen, er werde des Papſtes halber ein Einſehen haben,
auch ihm nicht geſtatten zu den Waffen zu greifen; allein
damit waren wieder die Proteſtanten nicht zufrieden. Der
Churfürſt von Sachſen erwiederte: man werde dem Kaiſer
ſchon ſagen, daß ihm nicht gebühre, dem Papſt einzureden
oder Maaß zu geben: der Papſt werde dabei bleiben daß
er Chriſti Stellvertreter und über den Kaiſer ſowohl wie das
Concilium erhaben ſey.
Am Reichstag war ein Ausſchuß proteſtantiſcher Räthe
aufgeſtellt worden, mit welchem die kaiſerlichen unterhandel-
ten: eben da aber kamen alle dieſe Gegenſätze zum Vorſchein.
Der Churfürſt von der Pfalz trat noch einmal als Ver-
mittler auf und brachte aufs neue ein Religionsgeſpräch in
Antrag, auf das auch wirklich beide Theile eingiengen; allein
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Unter den Proteſtanten that ſich während der Verhand-
lungen die Meinung hervor, daß man am beſten thue un-
verzüglich zu den Waffen zu greifen, da doch auf keinen Frie-
den weiter zu rechnen ſey. Nur Johann Friedrich predigte
Ruhe; er wies ſehr verfängliche Nachrichten die ihm zukamen,
unberückſichtigt von ſich; er meinte den Kaiſer hinreichend zu
kennen, um keine Gewalt von ihm fürchten zu müſſen.
1 Was ſich Her Granvell gegen Magiſter Franzen vernehmen
laſſen. Beilage zu dem Schreiben der ſaͤchſiſchen Raͤthe. Sonnabend
nach Pfingſten, 30 Mai.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/370>, abgerufen am 16.02.2025.
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