ken versehen worden, und wurde jetzt von einer tapfern Be- satzung unter einem entschlossenen Anführer, Grafen San- xerre, vertheidigt.
Da der erste Sturm mißlang, den die Spanier mit einer Art von Tollkühnheit unter den ungünstigsten Umständen un- ternahmen, mußte sich der Kaiser zu einer regelmäßigen Be- lagerung entschließen. Laufgräben wurden gezogen, große Bollwerke errichtet, um die Stadt von einer gewissen Höhe aus beschießen zu können: Tyroler Bergknappen, die sich in einem madruzzischen Fähnlein befanden, unterminirten die Mauern: was denn alles viel Zeit kostete: Graf Salm be- reitete die Anwendung einer neuen Art von glühenden Ku- geln vor; 1 endlich im Anfang August war alles zu einem entscheidenden Anfall reif; da erschien ein Parlementär der Besatzung. Ob es wahr ist, daß der Anführer derselben durch einen falschen Brief seines Königs, den ihm der jün- gere Granvella in die Hände spielte, dazu bewogen worden ist? Wenigstens damals ward es von sonst wohlunterrich- teten Personen behauptet. Außer Gewalt und besonders Ge- duld hätte man noch List anwenden müssen um die kleine Festung zu erobern. Am 17ten August zog die Besatzung mit allen Ehren aus.
Schon einen Monat früher war König Heinrich auf französischem Boden angelangt. Ein ihm von seinen Räthen vorgelegter Plan zeigt, daß er wirklich ursprünglich die Ab- sicht hatte, auf dem alten Wege englischer Invasionen in
1Mameranus: mirabiles quosdam rara arte ac miranda glo- bos parat, qui per bombardas emissi incendium inextinguibile in- ferrent, ut quo plus aquis suffunderentur, hoc magis magisque ignescerent.WürdtweinSubs. X, 395.
Siebentes Buch. Achtes Capitel.
ken verſehen worden, und wurde jetzt von einer tapfern Be- ſatzung unter einem entſchloſſenen Anführer, Grafen San- xerre, vertheidigt.
Da der erſte Sturm mißlang, den die Spanier mit einer Art von Tollkühnheit unter den ungünſtigſten Umſtänden un- ternahmen, mußte ſich der Kaiſer zu einer regelmäßigen Be- lagerung entſchließen. Laufgräben wurden gezogen, große Bollwerke errichtet, um die Stadt von einer gewiſſen Höhe aus beſchießen zu können: Tyroler Bergknappen, die ſich in einem madruzziſchen Fähnlein befanden, unterminirten die Mauern: was denn alles viel Zeit koſtete: Graf Salm be- reitete die Anwendung einer neuen Art von glühenden Ku- geln vor; 1 endlich im Anfang Auguſt war alles zu einem entſcheidenden Anfall reif; da erſchien ein Parlementär der Beſatzung. Ob es wahr iſt, daß der Anführer derſelben durch einen falſchen Brief ſeines Königs, den ihm der jün- gere Granvella in die Hände ſpielte, dazu bewogen worden iſt? Wenigſtens damals ward es von ſonſt wohlunterrich- teten Perſonen behauptet. Außer Gewalt und beſonders Ge- duld hätte man noch Liſt anwenden müſſen um die kleine Feſtung zu erobern. Am 17ten Auguſt zog die Beſatzung mit allen Ehren aus.
Schon einen Monat früher war König Heinrich auf franzöſiſchem Boden angelangt. Ein ihm von ſeinen Räthen vorgelegter Plan zeigt, daß er wirklich urſprünglich die Ab- ſicht hatte, auf dem alten Wege engliſcher Invaſionen in
1Mameranus: mirabiles quosdam rara arte ac miranda glo- bos parat, qui per bombardas emissi incendium inextinguibile in- ferrent, ut quo plus aquis suffunderentur, hoc magis magisque ignescerent.WuͤrdtweinSubs. X, 395.
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Siebentes Buch. Achtes Capitel.
ken verſehen worden, und wurde jetzt von einer tapfern Be-
ſatzung unter einem entſchloſſenen Anführer, Grafen San-
xerre, vertheidigt.
Da der erſte Sturm mißlang, den die Spanier mit einer
Art von Tollkühnheit unter den ungünſtigſten Umſtänden un-
ternahmen, mußte ſich der Kaiſer zu einer regelmäßigen Be-
lagerung entſchließen. Laufgräben wurden gezogen, große
Bollwerke errichtet, um die Stadt von einer gewiſſen Höhe
aus beſchießen zu können: Tyroler Bergknappen, die ſich in
einem madruzziſchen Fähnlein befanden, unterminirten die
Mauern: was denn alles viel Zeit koſtete: Graf Salm be-
reitete die Anwendung einer neuen Art von glühenden Ku-
geln vor; 1 endlich im Anfang Auguſt war alles zu einem
entſcheidenden Anfall reif; da erſchien ein Parlementär der
Beſatzung. Ob es wahr iſt, daß der Anführer derſelben
durch einen falſchen Brief ſeines Königs, den ihm der jün-
gere Granvella in die Hände ſpielte, dazu bewogen worden
iſt? Wenigſtens damals ward es von ſonſt wohlunterrich-
teten Perſonen behauptet. Außer Gewalt und beſonders Ge-
duld hätte man noch Liſt anwenden müſſen um die kleine
Feſtung zu erobern. Am 17ten Auguſt zog die Beſatzung
mit allen Ehren aus.
Schon einen Monat früher war König Heinrich auf
franzöſiſchem Boden angelangt. Ein ihm von ſeinen Räthen
vorgelegter Plan zeigt, daß er wirklich urſprünglich die Ab-
ſicht hatte, auf dem alten Wege engliſcher Invaſionen in
1 Mameranus: mirabiles quosdam rara arte ac miranda glo-
bos parat, qui per bombardas emissi incendium inextinguibile in-
ferrent, ut quo plus aquis suffunderentur, hoc magis magisque
ignescerent. Wuͤrdtwein Subs. X, 395.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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