Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Clevischer Krieg.
vermeiden. Granvella erwiederte, er habe so eben auf einen
neuen Antrag bei dem Herzog abermal eine abschlägliche Ant-
wort bekommen: es gebe kein Mittel weiter, der Würfel sey
gefallen: die Sache müsse mit den Waffen ausgefochten werden.

Und so eröffnete der Kaiser seinen Kriegszug.

Er hatte 4000 Spanier, alte krieggeübte Truppen, und
eben so viel Italiener mit sich gebracht; bei den deutschen
Kriegsleuten hatte sein Name von jeher einen guten Klang:
als jetzt die Werbetrommel gerührt ward, sammelten sich die
Landsknechte rasch zu seinen Fahnen: junge Edelleute sah
man wider den Willen ihrer Väter Dienste nehmen: eine
ganze Anzahl der Stände ließ sich bereit finden, Geschütz
und Pulver herzugeben: Pfalzgraf Wolfgang trug kein Be-
denken, gegen Einen aus der Mitte der Fürsten in Person
einige Fähnlein herbeizuführen; mit einem Heere von 35000
M. zog der Kaiser den Rhein hinunter.

Vom 17ten bis 20sten August finden wir ihn in Bonn.
Einen ganz neuen Eindruck machten die Italiener und Spa-
nier, von denen ihre Hauptleute selber sagten daß sie nicht
zu zähmen seyen, mit den zerrissenen und zerschossenen Fahnen,
Zeugen ihrer alten Dienste, unter welchen sie einherzogen. Mit
der Pracht der Herren wetteiferte dieß Mal der Kaiser selbst.
Er soll gelächelt haben, wie er sich zu Pferd erblickte, wie
dieß ganz in Eisen und goldenem Schmuck. Man sah ihn
freudig wie im Fluge die Reihen durcheilen: alles anordnen,
bessern: dem Hans von Hilchen gab er mit eigener Hand
die Rennfahne: so rückte er nach dem Clevischen vor. 1

Der Herzog zählte auf die Hülfe des Königs von Frank-

1 Veit Diedrich und Hedio bei Voigt p. 181. 308.

Cleviſcher Krieg.
vermeiden. Granvella erwiederte, er habe ſo eben auf einen
neuen Antrag bei dem Herzog abermal eine abſchlägliche Ant-
wort bekommen: es gebe kein Mittel weiter, der Würfel ſey
gefallen: die Sache müſſe mit den Waffen ausgefochten werden.

Und ſo eröffnete der Kaiſer ſeinen Kriegszug.

Er hatte 4000 Spanier, alte krieggeübte Truppen, und
eben ſo viel Italiener mit ſich gebracht; bei den deutſchen
Kriegsleuten hatte ſein Name von jeher einen guten Klang:
als jetzt die Werbetrommel gerührt ward, ſammelten ſich die
Landsknechte raſch zu ſeinen Fahnen: junge Edelleute ſah
man wider den Willen ihrer Väter Dienſte nehmen: eine
ganze Anzahl der Stände ließ ſich bereit finden, Geſchütz
und Pulver herzugeben: Pfalzgraf Wolfgang trug kein Be-
denken, gegen Einen aus der Mitte der Fürſten in Perſon
einige Fähnlein herbeizuführen; mit einem Heere von 35000
M. zog der Kaiſer den Rhein hinunter.

Vom 17ten bis 20ſten Auguſt finden wir ihn in Bonn.
Einen ganz neuen Eindruck machten die Italiener und Spa-
nier, von denen ihre Hauptleute ſelber ſagten daß ſie nicht
zu zähmen ſeyen, mit den zerriſſenen und zerſchoſſenen Fahnen,
Zeugen ihrer alten Dienſte, unter welchen ſie einherzogen. Mit
der Pracht der Herren wetteiferte dieß Mal der Kaiſer ſelbſt.
Er ſoll gelächelt haben, wie er ſich zu Pferd erblickte, wie
dieß ganz in Eiſen und goldenem Schmuck. Man ſah ihn
freudig wie im Fluge die Reihen durcheilen: alles anordnen,
beſſern: dem Hans von Hilchen gab er mit eigener Hand
die Rennfahne: ſo rückte er nach dem Cleviſchen vor. 1

Der Herzog zählte auf die Hülfe des Königs von Frank-

1 Veit Diedrich und Hedio bei Voigt p. 181. 308.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0305" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Clevi&#x017F;cher Krieg</hi>.</fw><lb/>
vermeiden. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118718444">Granvella</persName> erwiederte, er habe &#x017F;o eben auf einen<lb/>
neuen Antrag bei dem Herzog abermal eine ab&#x017F;chlägliche Ant-<lb/>
wort bekommen: es gebe kein Mittel weiter, der Würfel &#x017F;ey<lb/>
gefallen: die Sache mü&#x017F;&#x017F;e mit den Waffen ausgefochten werden.</p><lb/>
          <p>Und &#x017F;o eröffnete der Kai&#x017F;er &#x017F;einen Kriegszug.</p><lb/>
          <p>Er hatte 4000 Spanier, alte krieggeübte Truppen, und<lb/>
eben &#x017F;o viel Italiener mit &#x017F;ich gebracht; bei den deut&#x017F;chen<lb/>
Kriegsleuten hatte &#x017F;ein Name von jeher einen guten Klang:<lb/>
als jetzt die Werbetrommel gerührt ward, &#x017F;ammelten &#x017F;ich die<lb/>
Landsknechte ra&#x017F;ch zu &#x017F;einen Fahnen: junge Edelleute &#x017F;ah<lb/>
man wider den Willen ihrer Väter Dien&#x017F;te nehmen: eine<lb/>
ganze Anzahl der Stände ließ &#x017F;ich bereit finden, Ge&#x017F;chütz<lb/>
und Pulver herzugeben: Pfalzgraf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/101953399">Wolfgang</persName> trug kein Be-<lb/>
denken, gegen Einen aus der Mitte der Für&#x017F;ten in Per&#x017F;on<lb/>
einige Fähnlein herbeizuführen; mit einem Heere von 35000<lb/>
M. zog der Kai&#x017F;er den <placeName>Rhein</placeName> hinunter.</p><lb/>
          <p>Vom 17ten bis 20&#x017F;ten Augu&#x017F;t finden wir ihn in <placeName>Bonn</placeName>.<lb/>
Einen ganz neuen Eindruck machten die Italiener und Spa-<lb/>
nier, von denen ihre Hauptleute &#x017F;elber &#x017F;agten daß &#x017F;ie nicht<lb/>
zu zähmen &#x017F;eyen, mit den zerri&#x017F;&#x017F;enen und zer&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enen Fahnen,<lb/>
Zeugen ihrer alten Dien&#x017F;te, unter welchen &#x017F;ie einherzogen. Mit<lb/>
der Pracht der Herren wetteiferte dieß Mal der Kai&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/>
Er &#x017F;oll gelächelt haben, wie er &#x017F;ich zu Pferd erblickte, wie<lb/>
dieß ganz in Ei&#x017F;en und goldenem Schmuck. Man &#x017F;ah ihn<lb/>
freudig wie im Fluge die Reihen durcheilen: alles anordnen,<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ern: dem <persName ref="nognd">Hans von Hilchen</persName> gab er mit eigener Hand<lb/>
die Rennfahne: &#x017F;o rückte er nach dem Clevi&#x017F;chen vor. <note place="foot" n="1"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118671928">Veit Diedrich</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118547615">Hedio</persName> bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117472387">Voigt</persName> <hi rendition="#aq">p.</hi> 181. 308.</note></p><lb/>
          <p>Der Herzog zählte auf die Hülfe des Königs von <placeName xml:id="plN4a" next="#plN4b">Frank-</placeName><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0305] Cleviſcher Krieg. vermeiden. Granvella erwiederte, er habe ſo eben auf einen neuen Antrag bei dem Herzog abermal eine abſchlägliche Ant- wort bekommen: es gebe kein Mittel weiter, der Würfel ſey gefallen: die Sache müſſe mit den Waffen ausgefochten werden. Und ſo eröffnete der Kaiſer ſeinen Kriegszug. Er hatte 4000 Spanier, alte krieggeübte Truppen, und eben ſo viel Italiener mit ſich gebracht; bei den deutſchen Kriegsleuten hatte ſein Name von jeher einen guten Klang: als jetzt die Werbetrommel gerührt ward, ſammelten ſich die Landsknechte raſch zu ſeinen Fahnen: junge Edelleute ſah man wider den Willen ihrer Väter Dienſte nehmen: eine ganze Anzahl der Stände ließ ſich bereit finden, Geſchütz und Pulver herzugeben: Pfalzgraf Wolfgang trug kein Be- denken, gegen Einen aus der Mitte der Fürſten in Perſon einige Fähnlein herbeizuführen; mit einem Heere von 35000 M. zog der Kaiſer den Rhein hinunter. Vom 17ten bis 20ſten Auguſt finden wir ihn in Bonn. Einen ganz neuen Eindruck machten die Italiener und Spa- nier, von denen ihre Hauptleute ſelber ſagten daß ſie nicht zu zähmen ſeyen, mit den zerriſſenen und zerſchoſſenen Fahnen, Zeugen ihrer alten Dienſte, unter welchen ſie einherzogen. Mit der Pracht der Herren wetteiferte dieß Mal der Kaiſer ſelbſt. Er ſoll gelächelt haben, wie er ſich zu Pferd erblickte, wie dieß ganz in Eiſen und goldenem Schmuck. Man ſah ihn freudig wie im Fluge die Reihen durcheilen: alles anordnen, beſſern: dem Hans von Hilchen gab er mit eigener Hand die Rennfahne: ſo rückte er nach dem Cleviſchen vor. 1 Der Herzog zählte auf die Hülfe des Königs von Frank- 1 Veit Diedrich und Hedio bei Voigt p. 181. 308.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/305
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/305>, abgerufen am 23.11.2024.