gischen Mannschaften zusammen und erschien mit einer be- deutenden bewaffneten Schaar im Feld. 1
Eine so drohende Demonstration hatte der Churfürst doch nicht erwartet. Auch er mahnte nun seine Landsassen auf, aus dem Amte Weimar allein 100 M. z. Pf., 1800 M. z. F., und stellte ein wenigstens nicht minder zahlreiches Heer dem Herzog entgegen. Es schien als würden die bei- den Vettern, beide evangelische Fürsten unmittelbar an ein- ander gerathen.
Ganz bestürzt war Luther, daß der alte Hader, der durch die Einführung der evangelischen Lehre gehoben zu seyn ge- schienen, nun doch in aller seiner verhaltenen Wuth her- vorbrach. Zwischen den kriegbereiten Schaaren ließ er, ihr Apostel, seinen mächtigen Friedensruf ertönen. "Der Satan suche aus diesem Funken ein Feuer aufzublasen, zur Freude der Feinde, zum Gelächter der Türken. Wie werde die Welt spotten, daß die Evangelischen, die ihr den Weg zum Him- mel zu weisen vorgeben, eine so geringe Sache nicht in Frie- den auszumachen verstehen. Bisher sey das Hofgericht nicht befragt, noch die Stände und Gelehrten des Landes, noch die erbvereinigten Fürsten: ohne Weiteres richte man Aufruhr an in einem Lande, dessen beide Fürsten unter zweier Schwestern Herzen gelegen, wo der Adel in vetterlicher, beinahe brüder- licher Verwandtschaft stehe, Bürger und Bauern gegen ein- ander Söhne und Töchter gegeben und genommen. Er sei- nerseits trete zu dem Theile der Friede und Recht anbiete; der könne sich fröhlich wehren und der Vergebung seiner Sünden gewiß seyn; den Unfriedlichen und Rachgierigen da-
giſchen Mannſchaften zuſammen und erſchien mit einer be- deutenden bewaffneten Schaar im Feld. 1
Eine ſo drohende Demonſtration hatte der Churfürſt doch nicht erwartet. Auch er mahnte nun ſeine Landſaſſen auf, aus dem Amte Weimar allein 100 M. z. Pf., 1800 M. z. F., und ſtellte ein wenigſtens nicht minder zahlreiches Heer dem Herzog entgegen. Es ſchien als würden die bei- den Vettern, beide evangeliſche Fürſten unmittelbar an ein- ander gerathen.
Ganz beſtürzt war Luther, daß der alte Hader, der durch die Einführung der evangeliſchen Lehre gehoben zu ſeyn ge- ſchienen, nun doch in aller ſeiner verhaltenen Wuth her- vorbrach. Zwiſchen den kriegbereiten Schaaren ließ er, ihr Apoſtel, ſeinen mächtigen Friedensruf ertönen. „Der Satan ſuche aus dieſem Funken ein Feuer aufzublaſen, zur Freude der Feinde, zum Gelächter der Türken. Wie werde die Welt ſpotten, daß die Evangeliſchen, die ihr den Weg zum Him- mel zu weiſen vorgeben, eine ſo geringe Sache nicht in Frie- den auszumachen verſtehen. Bisher ſey das Hofgericht nicht befragt, noch die Stände und Gelehrten des Landes, noch die erbvereinigten Fürſten: ohne Weiteres richte man Aufruhr an in einem Lande, deſſen beide Fürſten unter zweier Schweſtern Herzen gelegen, wo der Adel in vetterlicher, beinahe brüder- licher Verwandtſchaft ſtehe, Bürger und Bauern gegen ein- ander Söhne und Töchter gegeben und genommen. Er ſei- nerſeits trete zu dem Theile der Friede und Recht anbiete; der könne ſich fröhlich wehren und der Vergebung ſeiner Sünden gewiß ſeyn; den Unfriedlichen und Rachgierigen da-
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[273/0285]
Fehde von Wurzen.
giſchen Mannſchaften zuſammen und erſchien mit einer be-
deutenden bewaffneten Schaar im Feld. 1
Eine ſo drohende Demonſtration hatte der Churfürſt
doch nicht erwartet. Auch er mahnte nun ſeine Landſaſſen
auf, aus dem Amte Weimar allein 100 M. z. Pf., 1800
M. z. F., und ſtellte ein wenigſtens nicht minder zahlreiches
Heer dem Herzog entgegen. Es ſchien als würden die bei-
den Vettern, beide evangeliſche Fürſten unmittelbar an ein-
ander gerathen.
Ganz beſtürzt war Luther, daß der alte Hader, der durch
die Einführung der evangeliſchen Lehre gehoben zu ſeyn ge-
ſchienen, nun doch in aller ſeiner verhaltenen Wuth her-
vorbrach. Zwiſchen den kriegbereiten Schaaren ließ er, ihr
Apoſtel, ſeinen mächtigen Friedensruf ertönen. „Der Satan
ſuche aus dieſem Funken ein Feuer aufzublaſen, zur Freude
der Feinde, zum Gelächter der Türken. Wie werde die Welt
ſpotten, daß die Evangeliſchen, die ihr den Weg zum Him-
mel zu weiſen vorgeben, eine ſo geringe Sache nicht in Frie-
den auszumachen verſtehen. Bisher ſey das Hofgericht nicht
befragt, noch die Stände und Gelehrten des Landes, noch die
erbvereinigten Fürſten: ohne Weiteres richte man Aufruhr an
in einem Lande, deſſen beide Fürſten unter zweier Schweſtern
Herzen gelegen, wo der Adel in vetterlicher, beinahe brüder-
licher Verwandtſchaft ſtehe, Bürger und Bauern gegen ein-
ander Söhne und Töchter gegeben und genommen. Er ſei-
nerſeits trete zu dem Theile der Friede und Recht anbiete;
der könne ſich fröhlich wehren und der Vergebung ſeiner
Sünden gewiß ſeyn; den Unfriedlichen und Rachgierigen da-
1 Langenn Moritz Herzog und Churfuͤrſt zu Sachſen S. 138.
Ranke D. Geſch. IV. 18
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/285>, abgerufen am 24.11.2024.
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