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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch.

Zu dem bereits beschlossenen Angriff hatten sich Diese
doch niemals wirklich vereinigen können.

Dann waren die anderweiten Feindseligkeiten die der
am meisten zu fürchtende Widersacher, der Kaiser, von mor-
genländischen und abendländischen Feinden erfuhr, den Pro-
testanten trefflich zu Statten gekommen. Ein Anfall der Os-
manen hatte ihnen im J. 1532 den ersten Frieden verschafft,
der so unzureichend und bedingt er seyn mochte, doch als ein
großer Schritt angesehen werden mußte. Wir wissen, wel-
chen Werth die Restauration von Würtenberg und der Friede
von Cadan für sie hatten: ohne den Rückhalt von Frank-
reich
wäre daran nicht zu denken gewesen. Noch war der
Kaiser dieser Feindseligkeiten mit nichten entledigt.

Überdieß aber: auch in der Region der allgemeinen Be-
ziehungen und Gegensätze der großen Mächte treten dann und
wann neue geistige Entwickelungen ein, und zwar eben die
welche die Welt am gewaltigsten beherrschen. In den Zeiten
worin wir stehen, lassen sich, wenn ich nicht irre, Momente
dieser Art wahrnehmen, die mit den Bestrebungen des Pro-
testantismus eine lebendige Analogie haben und ihn mittelbar
nicht wenig unterstützen.

Wie früher haben wir vor allem andern unsern Blick auf
die allgemeinen Verhältnisse der großen Mächte zu richten, wo-
durch wir denn zunächst in entlegene Weltgegenden geführt
werden.


Siebentes Buch.

Zu dem bereits beſchloſſenen Angriff hatten ſich Dieſe
doch niemals wirklich vereinigen können.

Dann waren die anderweiten Feindſeligkeiten die der
am meiſten zu fürchtende Widerſacher, der Kaiſer, von mor-
genländiſchen und abendländiſchen Feinden erfuhr, den Pro-
teſtanten trefflich zu Statten gekommen. Ein Anfall der Os-
manen hatte ihnen im J. 1532 den erſten Frieden verſchafft,
der ſo unzureichend und bedingt er ſeyn mochte, doch als ein
großer Schritt angeſehen werden mußte. Wir wiſſen, wel-
chen Werth die Reſtauration von Würtenberg und der Friede
von Cadan für ſie hatten: ohne den Rückhalt von Frank-
reich
wäre daran nicht zu denken geweſen. Noch war der
Kaiſer dieſer Feindſeligkeiten mit nichten entledigt.

Überdieß aber: auch in der Region der allgemeinen Be-
ziehungen und Gegenſätze der großen Mächte treten dann und
wann neue geiſtige Entwickelungen ein, und zwar eben die
welche die Welt am gewaltigſten beherrſchen. In den Zeiten
worin wir ſtehen, laſſen ſich, wenn ich nicht irre, Momente
dieſer Art wahrnehmen, die mit den Beſtrebungen des Pro-
teſtantismus eine lebendige Analogie haben und ihn mittelbar
nicht wenig unterſtützen.

Wie früher haben wir vor allem andern unſern Blick auf
die allgemeinen Verhältniſſe der großen Mächte zu richten, wo-
durch wir denn zunächſt in entlegene Weltgegenden geführt
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[9/0021] Siebentes Buch. Zu dem bereits beſchloſſenen Angriff hatten ſich Dieſe doch niemals wirklich vereinigen können. Dann waren die anderweiten Feindſeligkeiten die der am meiſten zu fürchtende Widerſacher, der Kaiſer, von mor- genländiſchen und abendländiſchen Feinden erfuhr, den Pro- teſtanten trefflich zu Statten gekommen. Ein Anfall der Os- manen hatte ihnen im J. 1532 den erſten Frieden verſchafft, der ſo unzureichend und bedingt er ſeyn mochte, doch als ein großer Schritt angeſehen werden mußte. Wir wiſſen, wel- chen Werth die Reſtauration von Würtenberg und der Friede von Cadan für ſie hatten: ohne den Rückhalt von Frank- reich wäre daran nicht zu denken geweſen. Noch war der Kaiſer dieſer Feindſeligkeiten mit nichten entledigt. Überdieß aber: auch in der Region der allgemeinen Be- ziehungen und Gegenſätze der großen Mächte treten dann und wann neue geiſtige Entwickelungen ein, und zwar eben die welche die Welt am gewaltigſten beherrſchen. In den Zeiten worin wir ſtehen, laſſen ſich, wenn ich nicht irre, Momente dieſer Art wahrnehmen, die mit den Beſtrebungen des Pro- teſtantismus eine lebendige Analogie haben und ihn mittelbar nicht wenig unterſtützen. Wie früher haben wir vor allem andern unſern Blick auf die allgemeinen Verhältniſſe der großen Mächte zu richten, wo- durch wir denn zunächſt in entlegene Weltgegenden geführt werden.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/21>, abgerufen am 29.03.2024.