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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Reformation in der Mark Brandenburg.
Mitglieder des hallischen Bundes, welche die Schlichtung
derselben übernahmen und dem ältern Bruder Recht gaben,
beeinträchtigt, beleidigt. Unwillig entfernte er sich von einer
in dieser Sache nach Halle berufenen Tagsatzung; mit sei-
nem Schwiegervater Heinrich von Braunschweig hielt er noch
einmal eine besondre Zusammenkunft, auf dem Wege zwi-
schen Naumburg und Weißenfels; aber auch mit dem allein
konnte er sich nicht verständigen. Nun war Johann von
den evangelischen Meinungen schon längst ergriffen: man
hatte wohl noch bei seines Vaters Lebzeiten bemerkt, wie er
sich von dem Hochamt, zu dem ihn dieser mitnahm, heim-
lich entfernte; allmählig ward er von der Wahrheit nicht
einer und der andern Lehre, sondern des ganzen Systems,
wie es in Wittenberg gepredigt ward, durchdrungen. Darf
es uns Wunder nehmen, wenn er einem Bunde nicht mehr
angehören wollte, von dem er sich in geistlichen Dingen be-
schränkt, in weltlichen nicht beschützt sah? Er war in alle
seinem Thun entschieden bis zum Eigensinn, durchgreifend und
muthig: er wollte auch etwas seyn, und den Weg einschlagen
den er für den rechten hielt. Und so riß er sich nicht allein
von dem hallischen Bunde los, sondern er trat zu dem ent-
gegengesetzten, dem schmalkaldischen über. Er that dieß, wie
er sagt, weil er keine andre Möglichkeit sehe, bei dem gött-
lichen Wort und der einmal erkannten Wahrheit zu bleiben.
Was er schon begonnen, der veränderten Religion in seinem
Landestheile -- der Neumark mit Cottbus und Peitz --
Raum zu machen, das setzte er, auf diesen Rückhalt gelehnt,
nunmehr um so nachdrücklicher fort. 1


1 In dem Berliner Archiv finden sich die Briefe die Mark-
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Reformation in der Mark Brandenburg.
Mitglieder des halliſchen Bundes, welche die Schlichtung
derſelben übernahmen und dem ältern Bruder Recht gaben,
beeinträchtigt, beleidigt. Unwillig entfernte er ſich von einer
in dieſer Sache nach Halle berufenen Tagſatzung; mit ſei-
nem Schwiegervater Heinrich von Braunſchweig hielt er noch
einmal eine beſondre Zuſammenkunft, auf dem Wege zwi-
ſchen Naumburg und Weißenfels; aber auch mit dem allein
konnte er ſich nicht verſtändigen. Nun war Johann von
den evangeliſchen Meinungen ſchon längſt ergriffen: man
hatte wohl noch bei ſeines Vaters Lebzeiten bemerkt, wie er
ſich von dem Hochamt, zu dem ihn dieſer mitnahm, heim-
lich entfernte; allmählig ward er von der Wahrheit nicht
einer und der andern Lehre, ſondern des ganzen Syſtems,
wie es in Wittenberg gepredigt ward, durchdrungen. Darf
es uns Wunder nehmen, wenn er einem Bunde nicht mehr
angehören wollte, von dem er ſich in geiſtlichen Dingen be-
ſchränkt, in weltlichen nicht beſchützt ſah? Er war in alle
ſeinem Thun entſchieden bis zum Eigenſinn, durchgreifend und
muthig: er wollte auch etwas ſeyn, und den Weg einſchlagen
den er für den rechten hielt. Und ſo riß er ſich nicht allein
von dem halliſchen Bunde los, ſondern er trat zu dem ent-
gegengeſetzten, dem ſchmalkaldiſchen über. Er that dieß, wie
er ſagt, weil er keine andre Möglichkeit ſehe, bei dem gött-
lichen Wort und der einmal erkannten Wahrheit zu bleiben.
Was er ſchon begonnen, der veränderten Religion in ſeinem
Landestheile — der Neumark mit Cottbus und Peitz
Raum zu machen, das ſetzte er, auf dieſen Rückhalt gelehnt,
nunmehr um ſo nachdrücklicher fort. 1


1 In dem Berliner Archiv finden ſich die Briefe die Mark-
10*
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[147/0159] Reformation in der Mark Brandenburg. Mitglieder des halliſchen Bundes, welche die Schlichtung derſelben übernahmen und dem ältern Bruder Recht gaben, beeinträchtigt, beleidigt. Unwillig entfernte er ſich von einer in dieſer Sache nach Halle berufenen Tagſatzung; mit ſei- nem Schwiegervater Heinrich von Braunſchweig hielt er noch einmal eine beſondre Zuſammenkunft, auf dem Wege zwi- ſchen Naumburg und Weißenfels; aber auch mit dem allein konnte er ſich nicht verſtändigen. Nun war Johann von den evangeliſchen Meinungen ſchon längſt ergriffen: man hatte wohl noch bei ſeines Vaters Lebzeiten bemerkt, wie er ſich von dem Hochamt, zu dem ihn dieſer mitnahm, heim- lich entfernte; allmählig ward er von der Wahrheit nicht einer und der andern Lehre, ſondern des ganzen Syſtems, wie es in Wittenberg gepredigt ward, durchdrungen. Darf es uns Wunder nehmen, wenn er einem Bunde nicht mehr angehören wollte, von dem er ſich in geiſtlichen Dingen be- ſchränkt, in weltlichen nicht beſchützt ſah? Er war in alle ſeinem Thun entſchieden bis zum Eigenſinn, durchgreifend und muthig: er wollte auch etwas ſeyn, und den Weg einſchlagen den er für den rechten hielt. Und ſo riß er ſich nicht allein von dem halliſchen Bunde los, ſondern er trat zu dem ent- gegengeſetzten, dem ſchmalkaldiſchen über. Er that dieß, wie er ſagt, weil er keine andre Möglichkeit ſehe, bei dem gött- lichen Wort und der einmal erkannten Wahrheit zu bleiben. Was er ſchon begonnen, der veränderten Religion in ſeinem Landestheile — der Neumark mit Cottbus und Peitz — Raum zu machen, das ſetzte er, auf dieſen Rückhalt gelehnt, nunmehr um ſo nachdrücklicher fort. 1 1 In dem Berliner Archiv finden ſich die Briefe die Mark- 10*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/159>, abgerufen am 27.11.2024.