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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Reformation in dem albertinischen Sachsen.
graf Philipp berechnet in einem Schreiben an Carlowitz, daß
er über 20,000 M. z. F., 4000 z. Pf. gebieten könne.

So geschah, daß das protestantische Element, repräsen-
tirt in dem Fürsten und freudig bewillkommt von der Menge,
auf der Stelle das Übergewicht erlangte.

Ohne Säumen schritt Herzog Heinrich zum Werk. Als
er die Huldigung in Leipzig einnahm, erschienen die Witten-
berger Professoren, Luther an ihrer Spitze, wie 20 Jahre
früher zu jener Disputation. Wie hatte der keimende Ge-
danke der damals zu Tage kam, sich seitdem entwickelt: in
sich selbst, und über die Welt hin! Am ersten Pfingsttag
predigte Luther und setzte seinen Begriff von Kirche und in-
nerer Gemeinschaft, der hier zu Lande nun siegreich blieb, der
römischen Lehre darüber noch einmal entgegen. Bald erhob
sich auch in Dresden ein protestantischer Prediger. Überall
begannen die Reformen. Bereits am 6ten Juli ward eine Vi-
sitation des ganzen Landes angeordnet: nach einer Ordnung
die sich ausdrücklich auf die Augsburger Confession bezog
und bei der die ernestinischen Einrichtungen überall zum Mu-
ster genommen waren. 1

Natürlich fand der Herzog damit lebhaften und hart-
näckigen Widerspruch. Die Geistlichen wollten "das freie
Pfaffenleben" dessen sie genossen, nicht aufgeben; die Bischöfe
waren empört daß man ihnen ihre Jurisdiction nehmen wolle,
und erboten sich nun auch zu Reformen, in einem Sinne
wie sie schon zu Zeiten Herzog Georgs in Anregung gekom-
men, der aber freilich den Ansprüchen des Protestantismus

1 Instruction der Visitatoren bei Hering: Geschichte der Ein-
führung der Reformation in Meißen und Thüringen p. 38.

Reformation in dem albertiniſchen Sachſen.
graf Philipp berechnet in einem Schreiben an Carlowitz, daß
er über 20,000 M. z. F., 4000 z. Pf. gebieten könne.

So geſchah, daß das proteſtantiſche Element, repräſen-
tirt in dem Fürſten und freudig bewillkommt von der Menge,
auf der Stelle das Übergewicht erlangte.

Ohne Säumen ſchritt Herzog Heinrich zum Werk. Als
er die Huldigung in Leipzig einnahm, erſchienen die Witten-
berger Profeſſoren, Luther an ihrer Spitze, wie 20 Jahre
früher zu jener Disputation. Wie hatte der keimende Ge-
danke der damals zu Tage kam, ſich ſeitdem entwickelt: in
ſich ſelbſt, und über die Welt hin! Am erſten Pfingſttag
predigte Luther und ſetzte ſeinen Begriff von Kirche und in-
nerer Gemeinſchaft, der hier zu Lande nun ſiegreich blieb, der
römiſchen Lehre darüber noch einmal entgegen. Bald erhob
ſich auch in Dresden ein proteſtantiſcher Prediger. Überall
begannen die Reformen. Bereits am 6ten Juli ward eine Vi-
ſitation des ganzen Landes angeordnet: nach einer Ordnung
die ſich ausdrücklich auf die Augsburger Confeſſion bezog
und bei der die erneſtiniſchen Einrichtungen überall zum Mu-
ſter genommen waren. 1

Natürlich fand der Herzog damit lebhaften und hart-
näckigen Widerſpruch. Die Geiſtlichen wollten „das freie
Pfaffenleben“ deſſen ſie genoſſen, nicht aufgeben; die Biſchöfe
waren empört daß man ihnen ihre Jurisdiction nehmen wolle,
und erboten ſich nun auch zu Reformen, in einem Sinne
wie ſie ſchon zu Zeiten Herzog Georgs in Anregung gekom-
men, der aber freilich den Anſprüchen des Proteſtantismus

1 Inſtruction der Viſitatoren bei Hering: Geſchichte der Ein-
fuͤhrung der Reformation in Meißen und Thuͤringen p. 38.
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[143/0155] Reformation in dem albertiniſchen Sachſen. graf Philipp berechnet in einem Schreiben an Carlowitz, daß er über 20,000 M. z. F., 4000 z. Pf. gebieten könne. So geſchah, daß das proteſtantiſche Element, repräſen- tirt in dem Fürſten und freudig bewillkommt von der Menge, auf der Stelle das Übergewicht erlangte. Ohne Säumen ſchritt Herzog Heinrich zum Werk. Als er die Huldigung in Leipzig einnahm, erſchienen die Witten- berger Profeſſoren, Luther an ihrer Spitze, wie 20 Jahre früher zu jener Disputation. Wie hatte der keimende Ge- danke der damals zu Tage kam, ſich ſeitdem entwickelt: in ſich ſelbſt, und über die Welt hin! Am erſten Pfingſttag predigte Luther und ſetzte ſeinen Begriff von Kirche und in- nerer Gemeinſchaft, der hier zu Lande nun ſiegreich blieb, der römiſchen Lehre darüber noch einmal entgegen. Bald erhob ſich auch in Dresden ein proteſtantiſcher Prediger. Überall begannen die Reformen. Bereits am 6ten Juli ward eine Vi- ſitation des ganzen Landes angeordnet: nach einer Ordnung die ſich ausdrücklich auf die Augsburger Confeſſion bezog und bei der die erneſtiniſchen Einrichtungen überall zum Mu- ſter genommen waren. 1 Natürlich fand der Herzog damit lebhaften und hart- näckigen Widerſpruch. Die Geiſtlichen wollten „das freie Pfaffenleben“ deſſen ſie genoſſen, nicht aufgeben; die Biſchöfe waren empört daß man ihnen ihre Jurisdiction nehmen wolle, und erboten ſich nun auch zu Reformen, in einem Sinne wie ſie ſchon zu Zeiten Herzog Georgs in Anregung gekom- men, der aber freilich den Anſprüchen des Proteſtantismus 1 Inſtruction der Viſitatoren bei Hering: Geſchichte der Ein- fuͤhrung der Reformation in Meißen und Thuͤringen p. 38.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/155>, abgerufen am 27.11.2024.