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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Zweites Capitel.
liche Äußerungen, eventuelle Zusicherungen für sich. Genug er
entschloß sich, die Anweisung die er empfangen nicht weiter
zu berücksichtigen, den juridischen Gesichtspunct auch gegen
den momentanen Willen des Kaisers zu verfolgen. Er ver-
mied es, sich erst mit König Ferdinand zu berathen; unter dem
Vorwand, durch die Kürze der Zeit dazu genöhigt zu seyn,
eilte er die gerade Straße nach Schmalkalden fort, und führte
nun hier die Sprache deren wir gedachten.

In dem Grade nun, in welchem Eröffnungen wie sie
der Kaiser beabsichtigte, alles befriedigt hätten, mußten die,
welche wirklich geschahen, alles aufregen und in widerwärtige
Bewegung bringen. Die Protestanten konnten nicht anders
als das, was sie vernahmen, für den wahren Ausdruck des
kaiserlichen Willens halten. Sie glaubten mit Händen zu
greifen daß man sie bisher nur habe täuschen wollen.

Es versteht sich daß sie die Haltung der Opposition,
die sie bereits aufgegeben, auf der Stelle wieder ergriffen.
Wie hätten sie auch geneigt seyn sollen, zur Erhaltung ei-
nes Gerichts, in dem sie ihren gefährlichsten Feind sahen,
Beiträge zu leisten, oder wozu der Orator sie aufforderte,
die Türkensteuer zu erlegen. Sie meinten, nicht in den Os-
manen liege die Gefahr die ihnen furchtbar sey, sondern
diesseit in der Christenheit. Sie ließen Held wissen, nach
allem was er gesagt, müsse ihnen der Friede der bisher be-
standen, aufgehoben scheinen. 1

Der ganze Zwiespalt, der 1532 vorläufig beseitigt wor-

1 Reponse des princes: "que la proposition et declaration
du Docteur Matthias donne ung tel sens par le quel icelle paix
seroit non seulement tournee en mesintelligence, mais aussi to-
talement abolie."

Siebentes Buch. Zweites Capitel.
liche Äußerungen, eventuelle Zuſicherungen für ſich. Genug er
entſchloß ſich, die Anweiſung die er empfangen nicht weiter
zu berückſichtigen, den juridiſchen Geſichtspunct auch gegen
den momentanen Willen des Kaiſers zu verfolgen. Er ver-
mied es, ſich erſt mit König Ferdinand zu berathen; unter dem
Vorwand, durch die Kürze der Zeit dazu genöhigt zu ſeyn,
eilte er die gerade Straße nach Schmalkalden fort, und führte
nun hier die Sprache deren wir gedachten.

In dem Grade nun, in welchem Eröffnungen wie ſie
der Kaiſer beabſichtigte, alles befriedigt hätten, mußten die,
welche wirklich geſchahen, alles aufregen und in widerwärtige
Bewegung bringen. Die Proteſtanten konnten nicht anders
als das, was ſie vernahmen, für den wahren Ausdruck des
kaiſerlichen Willens halten. Sie glaubten mit Händen zu
greifen daß man ſie bisher nur habe täuſchen wollen.

Es verſteht ſich daß ſie die Haltung der Oppoſition,
die ſie bereits aufgegeben, auf der Stelle wieder ergriffen.
Wie hätten ſie auch geneigt ſeyn ſollen, zur Erhaltung ei-
nes Gerichts, in dem ſie ihren gefährlichſten Feind ſahen,
Beiträge zu leiſten, oder wozu der Orator ſie aufforderte,
die Türkenſteuer zu erlegen. Sie meinten, nicht in den Os-
manen liege die Gefahr die ihnen furchtbar ſey, ſondern
dieſſeit in der Chriſtenheit. Sie ließen Held wiſſen, nach
allem was er geſagt, müſſe ihnen der Friede der bisher be-
ſtanden, aufgehoben ſcheinen. 1

Der ganze Zwieſpalt, der 1532 vorläufig beſeitigt wor-

1 Réponse des princes: „que la proposition et declaration
du Docteur Matthias donne ung tel sens par le quel icelle paix
seroit non seulement tournée en mesintelligence, mais aussi to-
talement abolie.“
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[106/0118] Siebentes Buch. Zweites Capitel. liche Äußerungen, eventuelle Zuſicherungen für ſich. Genug er entſchloß ſich, die Anweiſung die er empfangen nicht weiter zu berückſichtigen, den juridiſchen Geſichtspunct auch gegen den momentanen Willen des Kaiſers zu verfolgen. Er ver- mied es, ſich erſt mit König Ferdinand zu berathen; unter dem Vorwand, durch die Kürze der Zeit dazu genöhigt zu ſeyn, eilte er die gerade Straße nach Schmalkalden fort, und führte nun hier die Sprache deren wir gedachten. In dem Grade nun, in welchem Eröffnungen wie ſie der Kaiſer beabſichtigte, alles befriedigt hätten, mußten die, welche wirklich geſchahen, alles aufregen und in widerwärtige Bewegung bringen. Die Proteſtanten konnten nicht anders als das, was ſie vernahmen, für den wahren Ausdruck des kaiſerlichen Willens halten. Sie glaubten mit Händen zu greifen daß man ſie bisher nur habe täuſchen wollen. Es verſteht ſich daß ſie die Haltung der Oppoſition, die ſie bereits aufgegeben, auf der Stelle wieder ergriffen. Wie hätten ſie auch geneigt ſeyn ſollen, zur Erhaltung ei- nes Gerichts, in dem ſie ihren gefährlichſten Feind ſahen, Beiträge zu leiſten, oder wozu der Orator ſie aufforderte, die Türkenſteuer zu erlegen. Sie meinten, nicht in den Os- manen liege die Gefahr die ihnen furchtbar ſey, ſondern dieſſeit in der Chriſtenheit. Sie ließen Held wiſſen, nach allem was er geſagt, müſſe ihnen der Friede der bisher be- ſtanden, aufgehoben ſcheinen. 1 Der ganze Zwieſpalt, der 1532 vorläufig beſeitigt wor- 1 Réponse des princes: „que la proposition et declaration du Docteur Matthias donne ung tel sens par le quel icelle paix seroit non seulement tournée en mesintelligence, mais aussi to- talement abolie.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/118>, abgerufen am 27.11.2024.