und als das erste aller symbolischen Bücher der evangeli- schen Kirche betrachtet werden kann.
So riß sich Zürich von dem Bisthum und damit von dem ganzen Complex der lateinischen Hierarchie los, und unternahm eine neue Kirchenverfassung auf die Idee der Gemeinde zu gründen.
Wir müssen zwar anerkennen, daß diese Idee nicht vollkommen nach ihrem theoretischen Inhalt realisirt ward. Im Grunde trat sie nur in so weit hervor, als sie politi- sche Bedeutung gewonnen. Aber unläugbar ist doch, daß Stadt und Land den größten selbstthätigen Antheil an der Um- wandlung nahmen. Keine Neuerung ward ins Werk gesetzt, die nicht durch den ausgesprochenen Beifall der städtischen Gemeinde ihres Erfolges sicher gewesen wäre: der große Rath rief die Meinung nicht hervor, er folgte ihr nur nach. Schon früher hatte die Geistlichkeit des Zürcher Capitels die Beschlüsse der Stadt wiederholt. 1 Später sprachen die ein- zelnen Gemeinden in eigenen Adhäsionsurkunden ihre Ueber- einstimmung mit dem Vorgange der Bürgerschaft aus. Die ganze Bevölkerung erfüllte sich mit dem positiven evange- lischen Geiste, der ihr seitdem eigen geblieben, und der seine uralte Spontaneität von Zeit zu Zeit auf das merkwürdigste kund gegeben hat.
Verhältniß zu Luther. Abendmahlsstreitigkeit.
Es leuchtet ein, daß hier keine Wiederholung der Wit- tenberger Doctrinen zum Vorschein gekommen war. Wie die persönliche Entwickelung der beiden Reformatoren, so
1 Hottinger Helvetische Kirchengeschichte III, 109.
Verhaͤltniß zu Luther.
und als das erſte aller ſymboliſchen Bücher der evangeli- ſchen Kirche betrachtet werden kann.
So riß ſich Zürich von dem Bisthum und damit von dem ganzen Complex der lateiniſchen Hierarchie los, und unternahm eine neue Kirchenverfaſſung auf die Idee der Gemeinde zu gründen.
Wir müſſen zwar anerkennen, daß dieſe Idee nicht vollkommen nach ihrem theoretiſchen Inhalt realiſirt ward. Im Grunde trat ſie nur in ſo weit hervor, als ſie politi- ſche Bedeutung gewonnen. Aber unläugbar iſt doch, daß Stadt und Land den größten ſelbſtthätigen Antheil an der Um- wandlung nahmen. Keine Neuerung ward ins Werk geſetzt, die nicht durch den ausgeſprochenen Beifall der ſtädtiſchen Gemeinde ihres Erfolges ſicher geweſen wäre: der große Rath rief die Meinung nicht hervor, er folgte ihr nur nach. Schon früher hatte die Geiſtlichkeit des Zürcher Capitels die Beſchlüſſe der Stadt wiederholt. 1 Später ſprachen die ein- zelnen Gemeinden in eigenen Adhäſionsurkunden ihre Ueber- einſtimmung mit dem Vorgange der Bürgerſchaft aus. Die ganze Bevölkerung erfüllte ſich mit dem poſitiven evange- liſchen Geiſte, der ihr ſeitdem eigen geblieben, und der ſeine uralte Spontaneität von Zeit zu Zeit auf das merkwürdigſte kund gegeben hat.
Verhältniß zu Luther. Abendmahlsſtreitigkeit.
Es leuchtet ein, daß hier keine Wiederholung der Wit- tenberger Doctrinen zum Vorſchein gekommen war. Wie die perſönliche Entwickelung der beiden Reformatoren, ſo
1 Hottinger Helvetiſche Kirchengeſchichte III, 109.
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Verhaͤltniß zu Luther.
und als das erſte aller ſymboliſchen Bücher der evangeli-
ſchen Kirche betrachtet werden kann.
So riß ſich Zürich von dem Bisthum und damit
von dem ganzen Complex der lateiniſchen Hierarchie los,
und unternahm eine neue Kirchenverfaſſung auf die Idee
der Gemeinde zu gründen.
Wir müſſen zwar anerkennen, daß dieſe Idee nicht
vollkommen nach ihrem theoretiſchen Inhalt realiſirt ward.
Im Grunde trat ſie nur in ſo weit hervor, als ſie politi-
ſche Bedeutung gewonnen. Aber unläugbar iſt doch, daß
Stadt und Land den größten ſelbſtthätigen Antheil an der Um-
wandlung nahmen. Keine Neuerung ward ins Werk geſetzt,
die nicht durch den ausgeſprochenen Beifall der ſtädtiſchen
Gemeinde ihres Erfolges ſicher geweſen wäre: der große
Rath rief die Meinung nicht hervor, er folgte ihr nur nach.
Schon früher hatte die Geiſtlichkeit des Zürcher Capitels die
Beſchlüſſe der Stadt wiederholt. 1 Später ſprachen die ein-
zelnen Gemeinden in eigenen Adhäſionsurkunden ihre Ueber-
einſtimmung mit dem Vorgange der Bürgerſchaft aus. Die
ganze Bevölkerung erfüllte ſich mit dem poſitiven evange-
liſchen Geiſte, der ihr ſeitdem eigen geblieben, und der ſeine
uralte Spontaneität von Zeit zu Zeit auf das merkwürdigſte
kund gegeben hat.
Verhältniß zu Luther. Abendmahlsſtreitigkeit.
Es leuchtet ein, daß hier keine Wiederholung der Wit-
tenberger Doctrinen zum Vorſchein gekommen war. Wie
die perſönliche Entwickelung der beiden Reformatoren, ſo
1 Hottinger Helvetiſche Kirchengeſchichte III, 109.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/93>, abgerufen am 23.11.2024.
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