zendem Harnisch, blasende Trompeter vorauf. Daß das Glück ihnen bisher so günstig gewesen, gab ihnen Ver- trauen auf die Zukunft.
Und vor allem suchten sie nun in Lübeck selbst Her- ren zu werden.
Noch immer saßen in dem Rath einige ältere Mit- glieder, und diese stimmten denn, wie sich denken läßt, nicht in alle Vorschläge der Neuerer ein. Ostern 1834 wur- den sie geradezu abgesetzt, wie sehr dies Verfahren auch ge- gen die Grundsätze laufen mochte, welche Luther predigte. Der Superintendent Bonnus wollte es nicht länger mit ansehn, daß man die Obrigkeit antaste, absetze, verweise; 1 auch er erhielt seinen Abschied.
Ihr nächstes Ziel mußte hierauf seyn in Politik und Krieg freie Hand zu haben; und so entschlossen sie sich, ob- wohl nach einigem Zögern, zu einem Stillstand mit den Hol- ländern auf vier Jahre, selbst unter der Bedingung der freien Durchfahrt durch den Sund, die Holland forderte.
Und nun konnten sich alle ihre Gedanken und Pläne nach dem Norden richten, wo die Dinge die günstigste Gestalt für sie annahmen.
In den dänischen Städten, ja selbst in der schwedischen Hauptstadt, gab es eben so gut, wie diesseit der Ostsee, Bürgerschaften, die nach Befreiung von einer sie beschrän- kenden Aristokratie trachteten.
In Dänemark hatten die Bürger im Laufe der Zeit erkannt, daß Christiern II nicht ihnen zum Heil vertrieben worden war. Alle Erleichterungen, die ihnen dieser Kö-
1 Hermanni Bonni Schrift an den unordentlichen Rath, 4. Mai 1536. Bei Starke lübeckische Kirchenhistorie I, Beilage Nr. V.
Sechstes Buch. Zehntes Capitel.
zendem Harniſch, blaſende Trompeter vorauf. Daß das Glück ihnen bisher ſo günſtig geweſen, gab ihnen Ver- trauen auf die Zukunft.
Und vor allem ſuchten ſie nun in Lübeck ſelbſt Her- ren zu werden.
Noch immer ſaßen in dem Rath einige ältere Mit- glieder, und dieſe ſtimmten denn, wie ſich denken läßt, nicht in alle Vorſchläge der Neuerer ein. Oſtern 1834 wur- den ſie geradezu abgeſetzt, wie ſehr dies Verfahren auch ge- gen die Grundſätze laufen mochte, welche Luther predigte. Der Superintendent Bonnus wollte es nicht länger mit anſehn, daß man die Obrigkeit antaſte, abſetze, verweiſe; 1 auch er erhielt ſeinen Abſchied.
Ihr nächſtes Ziel mußte hierauf ſeyn in Politik und Krieg freie Hand zu haben; und ſo entſchloſſen ſie ſich, ob- wohl nach einigem Zögern, zu einem Stillſtand mit den Hol- ländern auf vier Jahre, ſelbſt unter der Bedingung der freien Durchfahrt durch den Sund, die Holland forderte.
Und nun konnten ſich alle ihre Gedanken und Pläne nach dem Norden richten, wo die Dinge die günſtigſte Geſtalt für ſie annahmen.
In den däniſchen Städten, ja ſelbſt in der ſchwediſchen Hauptſtadt, gab es eben ſo gut, wie dieſſeit der Oſtſee, Bürgerſchaften, die nach Befreiung von einer ſie beſchrän- kenden Ariſtokratie trachteten.
In Dänemark hatten die Bürger im Laufe der Zeit erkannt, daß Chriſtiern II nicht ihnen zum Heil vertrieben worden war. Alle Erleichterungen, die ihnen dieſer Kö-
1 Hermanni Bonni Schrift an den unordentlichen Rath, 4. Mai 1536. Bei Starke luͤbeckiſche Kirchenhiſtorie I, Beilage Nr. V.
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Sechstes Buch. Zehntes Capitel.
zendem Harniſch, blaſende Trompeter vorauf. Daß das
Glück ihnen bisher ſo günſtig geweſen, gab ihnen Ver-
trauen auf die Zukunft.
Und vor allem ſuchten ſie nun in Lübeck ſelbſt Her-
ren zu werden.
Noch immer ſaßen in dem Rath einige ältere Mit-
glieder, und dieſe ſtimmten denn, wie ſich denken läßt, nicht
in alle Vorſchläge der Neuerer ein. Oſtern 1834 wur-
den ſie geradezu abgeſetzt, wie ſehr dies Verfahren auch ge-
gen die Grundſätze laufen mochte, welche Luther predigte.
Der Superintendent Bonnus wollte es nicht länger mit
anſehn, daß man die Obrigkeit antaſte, abſetze, verweiſe; 1
auch er erhielt ſeinen Abſchied.
Ihr nächſtes Ziel mußte hierauf ſeyn in Politik und
Krieg freie Hand zu haben; und ſo entſchloſſen ſie ſich, ob-
wohl nach einigem Zögern, zu einem Stillſtand mit den Hol-
ländern auf vier Jahre, ſelbſt unter der Bedingung der freien
Durchfahrt durch den Sund, die Holland forderte.
Und nun konnten ſich alle ihre Gedanken und Pläne
nach dem Norden richten, wo die Dinge die günſtigſte
Geſtalt für ſie annahmen.
In den däniſchen Städten, ja ſelbſt in der ſchwediſchen
Hauptſtadt, gab es eben ſo gut, wie dieſſeit der Oſtſee,
Bürgerſchaften, die nach Befreiung von einer ſie beſchrän-
kenden Ariſtokratie trachteten.
In Dänemark hatten die Bürger im Laufe der Zeit
erkannt, daß Chriſtiern II nicht ihnen zum Heil vertrieben
worden war. Alle Erleichterungen, die ihnen dieſer Kö-
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Mai 1536. Bei Starke luͤbeckiſche Kirchenhiſtorie I, Beilage Nr. V.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/594>, abgerufen am 22.11.2024.
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