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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Rüstungen des Bischofs u. der Nachbarn.
breiten, hätte sich nicht der Bischof, dieß Mal von den be-
nachbarten Fürsten unterstützt, mit einer ganz stattlichen
Macht um sie her gelagert.

In Cleve und Cöln hatte man anfangs gezweifelt,
ob man blos das eigne Land rein halten, oder den Bi-
schof unterstützen solle. Die Betrachtung, daß auch
der Landgraf von Hessen ihm zu Hülfe kommen, und
daß unter dessen Einfluß, nach dem Siege, irgend eine
Veränderung mit dem Stift überhaupt versucht werden
könne, bewog doch die beiden westlichen Nachbarn, eben-
falls Antheil zu nehmen. 1 Sie fanden, der Bischof sey
gar zu schlecht gerüstet, schlecht berathen; sie sahen wie ge-
fährlich es werden könne, wenn es den Wiedertäufern etwa
gelingen sollte, auch die kleinern Städte, die andern Unter-
thanen des Stiftes an sich zu ziehn; und so beschlossen sie,
zuerst mit Geschütz und Fußvolk, dann auch mit Reite-
rei Hülfe zu leisten: immer jedoch unter der Bedingung,
daß das Stift ihnen dereinst ihren Aufwand vergüte.
Hier strengte der Bischof alle seine Kräfte an. Es wur-
den neue Steuern ausgeschrieben; sämmtliche Kleinodien
aus den Kirchen sollten zum Krieg verwandt werden; die
Vasallen des Bischofs erschienen auf eigne Kosten im
Felde. Im April und May 1534 ward die Stadt auf
allen Seiten eingeschlossen. Wenn man, da sie mit
Kriegsbedürfnissen sehr gut versehn war, sich nicht schmei-
cheln durfte, sie sogleich zu erobern, so erreichte man doch,

1 Protocoll einer cleveschen Rathssitzung zu Berg (Düsseld.
A.). Nachdem zu besorgen, das Hessen mit underlouffen und viel-
leicht eine verennderung der stifte gescheen mochte.

Ruͤſtungen des Biſchofs u. der Nachbarn.
breiten, hätte ſich nicht der Biſchof, dieß Mal von den be-
nachbarten Fürſten unterſtützt, mit einer ganz ſtattlichen
Macht um ſie her gelagert.

In Cleve und Cöln hatte man anfangs gezweifelt,
ob man blos das eigne Land rein halten, oder den Bi-
ſchof unterſtützen ſolle. Die Betrachtung, daß auch
der Landgraf von Heſſen ihm zu Hülfe kommen, und
daß unter deſſen Einfluß, nach dem Siege, irgend eine
Veränderung mit dem Stift überhaupt verſucht werden
könne, bewog doch die beiden weſtlichen Nachbarn, eben-
falls Antheil zu nehmen. 1 Sie fanden, der Biſchof ſey
gar zu ſchlecht gerüſtet, ſchlecht berathen; ſie ſahen wie ge-
fährlich es werden könne, wenn es den Wiedertäufern etwa
gelingen ſollte, auch die kleinern Städte, die andern Unter-
thanen des Stiftes an ſich zu ziehn; und ſo beſchloſſen ſie,
zuerſt mit Geſchütz und Fußvolk, dann auch mit Reite-
rei Hülfe zu leiſten: immer jedoch unter der Bedingung,
daß das Stift ihnen dereinſt ihren Aufwand vergüte.
Hier ſtrengte der Biſchof alle ſeine Kräfte an. Es wur-
den neue Steuern ausgeſchrieben; ſämmtliche Kleinodien
aus den Kirchen ſollten zum Krieg verwandt werden; die
Vaſallen des Biſchofs erſchienen auf eigne Koſten im
Felde. Im April und May 1534 ward die Stadt auf
allen Seiten eingeſchloſſen. Wenn man, da ſie mit
Kriegsbedürfniſſen ſehr gut verſehn war, ſich nicht ſchmei-
cheln durfte, ſie ſogleich zu erobern, ſo erreichte man doch,

1 Protocoll einer cleveſchen Rathsſitzung zu Berg (Duͤſſeld.
A.). Nachdem zu beſorgen, das Heſſen mit underlouffen und viel-
leicht eine verennderung der ſtifte geſcheen mochte.
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[527/0543] Ruͤſtungen des Biſchofs u. der Nachbarn. breiten, hätte ſich nicht der Biſchof, dieß Mal von den be- nachbarten Fürſten unterſtützt, mit einer ganz ſtattlichen Macht um ſie her gelagert. In Cleve und Cöln hatte man anfangs gezweifelt, ob man blos das eigne Land rein halten, oder den Bi- ſchof unterſtützen ſolle. Die Betrachtung, daß auch der Landgraf von Heſſen ihm zu Hülfe kommen, und daß unter deſſen Einfluß, nach dem Siege, irgend eine Veränderung mit dem Stift überhaupt verſucht werden könne, bewog doch die beiden weſtlichen Nachbarn, eben- falls Antheil zu nehmen. 1 Sie fanden, der Biſchof ſey gar zu ſchlecht gerüſtet, ſchlecht berathen; ſie ſahen wie ge- fährlich es werden könne, wenn es den Wiedertäufern etwa gelingen ſollte, auch die kleinern Städte, die andern Unter- thanen des Stiftes an ſich zu ziehn; und ſo beſchloſſen ſie, zuerſt mit Geſchütz und Fußvolk, dann auch mit Reite- rei Hülfe zu leiſten: immer jedoch unter der Bedingung, daß das Stift ihnen dereinſt ihren Aufwand vergüte. Hier ſtrengte der Biſchof alle ſeine Kräfte an. Es wur- den neue Steuern ausgeſchrieben; ſämmtliche Kleinodien aus den Kirchen ſollten zum Krieg verwandt werden; die Vaſallen des Biſchofs erſchienen auf eigne Koſten im Felde. Im April und May 1534 ward die Stadt auf allen Seiten eingeſchloſſen. Wenn man, da ſie mit Kriegsbedürfniſſen ſehr gut verſehn war, ſich nicht ſchmei- cheln durfte, ſie ſogleich zu erobern, ſo erreichte man doch, 1 Protocoll einer cleveſchen Rathsſitzung zu Berg (Duͤſſeld. A.). Nachdem zu beſorgen, das Heſſen mit underlouffen und viel- leicht eine verennderung der ſtifte geſcheen mochte.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/543>, abgerufen am 22.11.2024.