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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Italienischer Krieg im J. 1528.
scheinen möge, der Papst sey den Franzosen so geneigt,
wie jemals; es mißfalle ihm in seinem Herzen, daß die
Sachen so schlecht gegangen: hätte man seinen Rath be-
folgt, so wäre es nicht dahin gekommen. Ich wage zu
behaupten, fügt der Gesandte hinzu, daß dabei keine Täu-
schung obwaltet. 1 Cardinal Campeggi der nach England
gegangen, um den Proceß über des Königs Ehescheidung
zu führen, wiederholte dort unaufhörlich, der Kaiser sey
voll bösen Willens, entschlossen, so viel Uebel zu thun als
er könne; man müsse ihm ernstlich zu Leibe gehn; das sey
der wahre Weg, ihn zur Vernunft zu bringen; könnte man
ihm nur in Spanien wehe thun! aber sehr zu loben sey
auch eine Unternehmung in Deutschland wider ihn, möge
sie nun geführt werden wie sie wolle. 2

Noch hätte Niemand einen baldigen Frieden weissa-
gen können. Zwischen dem Kaiser und dem König kam
es zu einer förmlichen Herausforderung, und es lag in
der That nicht an dem Kaiser, daß nicht ein wirklicher
Zweikampf erfolgte. 3 In Italien war der König jenem
neapolitanischen Verluste zum Trotz, in den letzten Mona-
ten von 1528 und den ersten von 1529 noch immer sehr

1 Raince 14 Dec. 1528. qu'il n'y a fiction aucune.
2 Bellay 1 Janv. 1529. louant fort l'entreprise d'Allemagne
par quel moyen qu'elle se puisse conduire.
3 Relacion da Borgonna bei Sandoval 888. Er wird von
dem König feierlich empfangen: der ihm sagt: bringst du mir den
Kampfplatz? Der Herold antwortet: Sire die heil. Maj. des Kai-
sers. Der König fällt ein: ich sage dir, daß du mir von keiner Sache
redest, ehe du mir die Sicherheit des Kampfplatzes gebracht. Der
Herold konnte seinen Auftrag nicht völlig ausführen und es geschah
zuletzt was Wolsey gemeint: 21 July St. P. p. 320. I trust to God
these youg couragious passions shal be finally converted into fume.

Italieniſcher Krieg im J. 1528.
ſcheinen möge, der Papſt ſey den Franzoſen ſo geneigt,
wie jemals; es mißfalle ihm in ſeinem Herzen, daß die
Sachen ſo ſchlecht gegangen: hätte man ſeinen Rath be-
folgt, ſo wäre es nicht dahin gekommen. Ich wage zu
behaupten, fügt der Geſandte hinzu, daß dabei keine Täu-
ſchung obwaltet. 1 Cardinal Campeggi der nach England
gegangen, um den Proceß über des Königs Eheſcheidung
zu führen, wiederholte dort unaufhörlich, der Kaiſer ſey
voll böſen Willens, entſchloſſen, ſo viel Uebel zu thun als
er könne; man müſſe ihm ernſtlich zu Leibe gehn; das ſey
der wahre Weg, ihn zur Vernunft zu bringen; könnte man
ihm nur in Spanien wehe thun! aber ſehr zu loben ſey
auch eine Unternehmung in Deutſchland wider ihn, möge
ſie nun geführt werden wie ſie wolle. 2

Noch hätte Niemand einen baldigen Frieden weiſſa-
gen können. Zwiſchen dem Kaiſer und dem König kam
es zu einer förmlichen Herausforderung, und es lag in
der That nicht an dem Kaiſer, daß nicht ein wirklicher
Zweikampf erfolgte. 3 In Italien war der König jenem
neapolitaniſchen Verluſte zum Trotz, in den letzten Mona-
ten von 1528 und den erſten von 1529 noch immer ſehr

1 Raince 14 Dec. 1528. qu’il n’y a fiction aucune.
2 Bellay 1 Janv. 1529. louant fort l’entreprise d’Allemagne
par quel moyen qu’elle se puisse conduire.
3 Relacion da Borgoña bei Sandoval 888. Er wird von
dem Koͤnig feierlich empfangen: der ihm ſagt: bringſt du mir den
Kampfplatz? Der Herold antwortet: Sire die heil. Maj. des Kai-
ſers. Der Koͤnig faͤllt ein: ich ſage dir, daß du mir von keiner Sache
redeſt, ehe du mir die Sicherheit des Kampfplatzes gebracht. Der
Herold konnte ſeinen Auftrag nicht völlig ausfuͤhren und es geſchah
zuletzt was Wolſey gemeint: 21 July St. P. p. 320. I trust to God
these youg couragious passions shal be finally converted into fume.
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[29/0045] Italieniſcher Krieg im J. 1528. ſcheinen möge, der Papſt ſey den Franzoſen ſo geneigt, wie jemals; es mißfalle ihm in ſeinem Herzen, daß die Sachen ſo ſchlecht gegangen: hätte man ſeinen Rath be- folgt, ſo wäre es nicht dahin gekommen. Ich wage zu behaupten, fügt der Geſandte hinzu, daß dabei keine Täu- ſchung obwaltet. 1 Cardinal Campeggi der nach England gegangen, um den Proceß über des Königs Eheſcheidung zu führen, wiederholte dort unaufhörlich, der Kaiſer ſey voll böſen Willens, entſchloſſen, ſo viel Uebel zu thun als er könne; man müſſe ihm ernſtlich zu Leibe gehn; das ſey der wahre Weg, ihn zur Vernunft zu bringen; könnte man ihm nur in Spanien wehe thun! aber ſehr zu loben ſey auch eine Unternehmung in Deutſchland wider ihn, möge ſie nun geführt werden wie ſie wolle. 2 Noch hätte Niemand einen baldigen Frieden weiſſa- gen können. Zwiſchen dem Kaiſer und dem König kam es zu einer förmlichen Herausforderung, und es lag in der That nicht an dem Kaiſer, daß nicht ein wirklicher Zweikampf erfolgte. 3 In Italien war der König jenem neapolitaniſchen Verluſte zum Trotz, in den letzten Mona- ten von 1528 und den erſten von 1529 noch immer ſehr 1 Raince 14 Dec. 1528. qu’il n’y a fiction aucune. 2 Bellay 1 Janv. 1529. louant fort l’entreprise d’Allemagne par quel moyen qu’elle se puisse conduire. 3 Relacion da Borgoña bei Sandoval 888. Er wird von dem Koͤnig feierlich empfangen: der ihm ſagt: bringſt du mir den Kampfplatz? Der Herold antwortet: Sire die heil. Maj. des Kai- ſers. Der Koͤnig faͤllt ein: ich ſage dir, daß du mir von keiner Sache redeſt, ehe du mir die Sicherheit des Kampfplatzes gebracht. Der Herold konnte ſeinen Auftrag nicht völlig ausfuͤhren und es geſchah zuletzt was Wolſey gemeint: 21 July St. P. p. 320. I trust to God these youg couragious passions shal be finally converted into fume.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/45>, abgerufen am 28.03.2024.