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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Rüstungen in den Kreisen.
burg erklärte sich auf der Stelle bereit, sein Geschütz nach
Wien abgehen zu lassen. Aus einem Schreiben des Frank-
furter Gesandten sehen wir, daß die feste Haltung, die der
Kaiser der Majorität gegenüber genommen, auf die Städte
den größten Eindruck machte. 1 Einen Augenblick warfen
die Protestanten die Frage auf, ob es für sie nicht rathsam
sey, sich zusammenzuhalten und unter Einem Hauptmann zu
stehn; allein bald wies man diesen Gedanken von sich; es
hätte darin eine neue Trennung gelegen: man unterwarf sich
der Ordnung der Kreise. Allenthalben wurden die Kreistage
gehalten. Es ward ein Hauptmann ernannt, dem jeder
Stand im Kreise ein Verzeichniß der Leute überlieferte, die
er stellen wollte; der denn darauf sah, daß sie vollständig
waren. Der Stand wies sie an, dem ernannten Haupt-
mann gehorsam zu seyn. Dieser hatte das Recht, die Aem-
ter mit den tüchtigsten Leuten des Kreises zu besetzen. Es
ward bestimmt, von wem er seine Besoldung empfangen,
wie diese dann hinwiederum den Zahlenden zu Gute kom-
men sollte. 2 In dem niedersächsischen Kreise konnte man
es, ohne Zweifel der täglich überhandnehmenden religiösen
Irrungen wegen, nicht zur einmüthigen Wahl eines Haupt-
manns bringen; der Kaiser ernannte, kraft seines in die-
sem Fall eintretenden Rechtes, den jungen Markgrafen Joa-
chim von Brandenburg. Anfang August war das ganze
Reich in kriegerischer Bewegung. Täglich sehen wir, schreibt

1 Es erwindet fürwahr nicht an Ks. Mt. und wird J. Mt.
gnedig Gemüth und Herz auch von den Städten dermaaßen gespürt,
daß sie J. Mt. mehr als ihre gebührliche Hülfe senden.
2 Verhandlungen des oberrheinischen Kreistags, wo Philipp
von Ohun ernannt ward, in den frankfurter Acten.

Ruͤſtungen in den Kreiſen.
burg erklärte ſich auf der Stelle bereit, ſein Geſchütz nach
Wien abgehen zu laſſen. Aus einem Schreiben des Frank-
furter Geſandten ſehen wir, daß die feſte Haltung, die der
Kaiſer der Majorität gegenüber genommen, auf die Städte
den größten Eindruck machte. 1 Einen Augenblick warfen
die Proteſtanten die Frage auf, ob es für ſie nicht rathſam
ſey, ſich zuſammenzuhalten und unter Einem Hauptmann zu
ſtehn; allein bald wies man dieſen Gedanken von ſich; es
hätte darin eine neue Trennung gelegen: man unterwarf ſich
der Ordnung der Kreiſe. Allenthalben wurden die Kreistage
gehalten. Es ward ein Hauptmann ernannt, dem jeder
Stand im Kreiſe ein Verzeichniß der Leute überlieferte, die
er ſtellen wollte; der denn darauf ſah, daß ſie vollſtändig
waren. Der Stand wies ſie an, dem ernannten Haupt-
mann gehorſam zu ſeyn. Dieſer hatte das Recht, die Aem-
ter mit den tüchtigſten Leuten des Kreiſes zu beſetzen. Es
ward beſtimmt, von wem er ſeine Beſoldung empfangen,
wie dieſe dann hinwiederum den Zahlenden zu Gute kom-
men ſollte. 2 In dem niederſächſiſchen Kreiſe konnte man
es, ohne Zweifel der täglich überhandnehmenden religiöſen
Irrungen wegen, nicht zur einmüthigen Wahl eines Haupt-
manns bringen; der Kaiſer ernannte, kraft ſeines in die-
ſem Fall eintretenden Rechtes, den jungen Markgrafen Joa-
chim von Brandenburg. Anfang Auguſt war das ganze
Reich in kriegeriſcher Bewegung. Täglich ſehen wir, ſchreibt

1 Es erwindet fuͤrwahr nicht an Kſ. Mt. und wird J. Mt.
gnedig Gemuͤth und Herz auch von den Staͤdten dermaaßen geſpuͤrt,
daß ſie J. Mt. mehr als ihre gebuͤhrliche Huͤlfe ſenden.
2 Verhandlungen des oberrheiniſchen Kreistags, wo Philipp
von Ohun ernannt ward, in den frankfurter Acten.
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[427/0443] Ruͤſtungen in den Kreiſen. burg erklärte ſich auf der Stelle bereit, ſein Geſchütz nach Wien abgehen zu laſſen. Aus einem Schreiben des Frank- furter Geſandten ſehen wir, daß die feſte Haltung, die der Kaiſer der Majorität gegenüber genommen, auf die Städte den größten Eindruck machte. 1 Einen Augenblick warfen die Proteſtanten die Frage auf, ob es für ſie nicht rathſam ſey, ſich zuſammenzuhalten und unter Einem Hauptmann zu ſtehn; allein bald wies man dieſen Gedanken von ſich; es hätte darin eine neue Trennung gelegen: man unterwarf ſich der Ordnung der Kreiſe. Allenthalben wurden die Kreistage gehalten. Es ward ein Hauptmann ernannt, dem jeder Stand im Kreiſe ein Verzeichniß der Leute überlieferte, die er ſtellen wollte; der denn darauf ſah, daß ſie vollſtändig waren. Der Stand wies ſie an, dem ernannten Haupt- mann gehorſam zu ſeyn. Dieſer hatte das Recht, die Aem- ter mit den tüchtigſten Leuten des Kreiſes zu beſetzen. Es ward beſtimmt, von wem er ſeine Beſoldung empfangen, wie dieſe dann hinwiederum den Zahlenden zu Gute kom- men ſollte. 2 In dem niederſächſiſchen Kreiſe konnte man es, ohne Zweifel der täglich überhandnehmenden religiöſen Irrungen wegen, nicht zur einmüthigen Wahl eines Haupt- manns bringen; der Kaiſer ernannte, kraft ſeines in die- ſem Fall eintretenden Rechtes, den jungen Markgrafen Joa- chim von Brandenburg. Anfang Auguſt war das ganze Reich in kriegeriſcher Bewegung. Täglich ſehen wir, ſchreibt 1 Es erwindet fuͤrwahr nicht an Kſ. Mt. und wird J. Mt. gnedig Gemuͤth und Herz auch von den Staͤdten dermaaßen geſpuͤrt, daß ſie J. Mt. mehr als ihre gebuͤhrliche Huͤlfe ſenden. 2 Verhandlungen des oberrheiniſchen Kreistags, wo Philipp von Ohun ernannt ward, in den frankfurter Acten.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/443>, abgerufen am 24.11.2024.