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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Aufbruch der Osmanen.
ten Jagdhunde an Leitriemen, die Andern führten Fal-
ken zur Vogelbaize; alle waren mit Bogen bewaffnet. In
deren Mitte nun ritt Suleiman in goldverbrämtem carmo-
sinen Gewand, mit schneeweißem edelsteinbesetzten Turban;
Dolch und Schwert an seiner Seite, auf kastanienbraunem
Roß. Dem Sultan folgten die vier Wesire, unter denen man
Ibrahim bemerkte, der sich obersten Rathgeber des Sul-
tans nannte, Befehlshaber des ganzen Reichs desselben
und aller seiner Sklaven und Baronen; und diesen dann
die übrigen Herren des Hofes mit ihren Dienern. Der An-
blick drückte Zucht und Gehorsam aus; ohne Geräusch, in
stiller Ordnung bewegte der Zug sich vorwärts.

So erhob sich die hohe Pforte von ihrem Sitz, um
das Kaiserthum der Welt an sich zu bringen. Von allen
Seiten eilten die bewaffneten Schaaren des Reichs ihr
zu. Man berechnete das Heer, als es im Juni die Grenze
von Ungarn überschritt, auf dritthalbhundertausend Mann.

Da waren endlich auch jene Gesandten in dem Lager
eingetroffen. Aber wie hätten jetzt noch Unterhandlungen
den daherfluthenden Strom aufhalten können?

Ich finde nicht, daß sich die Gesandten sehr genau
an ihre Instruction gehalten hätten. Aber so weit gin-
gen sie wirklich, daß sie sowohl dem Sultan als dem
Wesir eine jährliche Zahlung für denjenigen Theil von Un-
garn versprachen, der noch in Ferdinands Händen sey. Auf
den Wesir machten sie damit allerdings einigen Eindruck;
der Sultan wies aber auch dies Erbieten von sich. Denn
wer wolle ihm dafür gut sagen, daß nicht, während er
mit Ferdinand Frieden habe, der Bruder desselben, der Kö-

Aufbruch der Osmanen.
ten Jagdhunde an Leitriemen, die Andern führten Fal-
ken zur Vogelbaize; alle waren mit Bogen bewaffnet. In
deren Mitte nun ritt Suleiman in goldverbrämtem carmo-
ſinen Gewand, mit ſchneeweißem edelſteinbeſetzten Turban;
Dolch und Schwert an ſeiner Seite, auf kaſtanienbraunem
Roß. Dem Sultan folgten die vier Weſire, unter denen man
Ibrahim bemerkte, der ſich oberſten Rathgeber des Sul-
tans nannte, Befehlshaber des ganzen Reichs deſſelben
und aller ſeiner Sklaven und Baronen; und dieſen dann
die übrigen Herren des Hofes mit ihren Dienern. Der An-
blick drückte Zucht und Gehorſam aus; ohne Geräuſch, in
ſtiller Ordnung bewegte der Zug ſich vorwärts.

So erhob ſich die hohe Pforte von ihrem Sitz, um
das Kaiſerthum der Welt an ſich zu bringen. Von allen
Seiten eilten die bewaffneten Schaaren des Reichs ihr
zu. Man berechnete das Heer, als es im Juni die Grenze
von Ungarn überſchritt, auf dritthalbhundertauſend Mann.

Da waren endlich auch jene Geſandten in dem Lager
eingetroffen. Aber wie hätten jetzt noch Unterhandlungen
den daherfluthenden Strom aufhalten können?

Ich finde nicht, daß ſich die Geſandten ſehr genau
an ihre Inſtruction gehalten hätten. Aber ſo weit gin-
gen ſie wirklich, daß ſie ſowohl dem Sultan als dem
Weſir eine jährliche Zahlung für denjenigen Theil von Un-
garn verſprachen, der noch in Ferdinands Händen ſey. Auf
den Weſir machten ſie damit allerdings einigen Eindruck;
der Sultan wies aber auch dies Erbieten von ſich. Denn
wer wolle ihm dafür gut ſagen, daß nicht, während er
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[409/0425] Aufbruch der Osmanen. ten Jagdhunde an Leitriemen, die Andern führten Fal- ken zur Vogelbaize; alle waren mit Bogen bewaffnet. In deren Mitte nun ritt Suleiman in goldverbrämtem carmo- ſinen Gewand, mit ſchneeweißem edelſteinbeſetzten Turban; Dolch und Schwert an ſeiner Seite, auf kaſtanienbraunem Roß. Dem Sultan folgten die vier Weſire, unter denen man Ibrahim bemerkte, der ſich oberſten Rathgeber des Sul- tans nannte, Befehlshaber des ganzen Reichs deſſelben und aller ſeiner Sklaven und Baronen; und dieſen dann die übrigen Herren des Hofes mit ihren Dienern. Der An- blick drückte Zucht und Gehorſam aus; ohne Geräuſch, in ſtiller Ordnung bewegte der Zug ſich vorwärts. So erhob ſich die hohe Pforte von ihrem Sitz, um das Kaiſerthum der Welt an ſich zu bringen. Von allen Seiten eilten die bewaffneten Schaaren des Reichs ihr zu. Man berechnete das Heer, als es im Juni die Grenze von Ungarn überſchritt, auf dritthalbhundertauſend Mann. Da waren endlich auch jene Geſandten in dem Lager eingetroffen. Aber wie hätten jetzt noch Unterhandlungen den daherfluthenden Strom aufhalten können? Ich finde nicht, daß ſich die Geſandten ſehr genau an ihre Inſtruction gehalten hätten. Aber ſo weit gin- gen ſie wirklich, daß ſie ſowohl dem Sultan als dem Weſir eine jährliche Zahlung für denjenigen Theil von Un- garn verſprachen, der noch in Ferdinands Händen ſey. Auf den Weſir machten ſie damit allerdings einigen Eindruck; der Sultan wies aber auch dies Erbieten von ſich. Denn wer wolle ihm dafür gut ſagen, daß nicht, während er mit Ferdinand Frieden habe, der Bruder deſſelben, der Kö-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/425>, abgerufen am 24.11.2024.