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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Einwirkung des Kaisers.

Den fünf Orten waren im Lager am Zuger Berg
einige italienische Fähnlein zugezogen; wir erfahren aus dem
Briefe, daß dieß mit Vorwissen des Kaisers geschehn war;
er meint, daß auch jede künftige Hülfe im Namen des
Papstes geschehen müsse. 1

Indessen blieb er hiebei nicht stehen. Unverzüglich ließ
er den König von Frankreich auffordern, die fünf Orte zu
unterstützen, und den ungläubigen Cantonen förmlich den
Krieg zu machen.

Bei König Franz aber, der die enge Verbindung der
fünf Orte mit Oestreich sehr ungern gesehen, ein Gegen-
gewicht gegen dieselben in den übrigen Cantonen zu erhal-
ten wünschte, mit diesen sogar noch kurz vor der Kata-
strophe in Unterhandlung getreten war, fand er wenig An-
klang. Der König rechnete dem Gesandten alle die Zahlun-
gen her, die er in Folge seiner Verpflichtungen von Cam-
brai habe machen müssen. Habe er jetzt von seiner Mut-
ter etwas geerbt, so wolle er das zur Vertheidigung seines
Reiches aufbewahren. Der Kaiser, fuhr er dann immer
bitterer und gereizter fort, habe ihm die Hände für alle
Dinge gebunden, wo etwas zu gewinnen seyn würde;
nur da finde er ihn gut, wo es nichts davon zu tragen
gebe als Schläge und Kosten, gegen die Türken und die
Schweizer. 2

Auch mit dem venezianischen Gesandten in Mailand
ward unterhandelt. Der päpstliche Nuntius, Bischof von

1 Bruxelles 2 Nov. 1531. Archiv zu Brüssel.
2 Lettre du roi a Mr. d'Auxerre21 Nov. MS. Bethune 8477.
Pour la guerre du Turc ou des Suisses, ou il n'y a que coups
et despenses d'argent.
Ranke d. Gesch. III. 24
Einwirkung des Kaiſers.

Den fünf Orten waren im Lager am Zuger Berg
einige italieniſche Fähnlein zugezogen; wir erfahren aus dem
Briefe, daß dieß mit Vorwiſſen des Kaiſers geſchehn war;
er meint, daß auch jede künftige Hülfe im Namen des
Papſtes geſchehen müſſe. 1

Indeſſen blieb er hiebei nicht ſtehen. Unverzüglich ließ
er den König von Frankreich auffordern, die fünf Orte zu
unterſtützen, und den ungläubigen Cantonen förmlich den
Krieg zu machen.

Bei König Franz aber, der die enge Verbindung der
fünf Orte mit Oeſtreich ſehr ungern geſehen, ein Gegen-
gewicht gegen dieſelben in den übrigen Cantonen zu erhal-
ten wünſchte, mit dieſen ſogar noch kurz vor der Kata-
ſtrophe in Unterhandlung getreten war, fand er wenig An-
klang. Der König rechnete dem Geſandten alle die Zahlun-
gen her, die er in Folge ſeiner Verpflichtungen von Cam-
brai habe machen müſſen. Habe er jetzt von ſeiner Mut-
ter etwas geerbt, ſo wolle er das zur Vertheidigung ſeines
Reiches aufbewahren. Der Kaiſer, fuhr er dann immer
bitterer und gereizter fort, habe ihm die Hände für alle
Dinge gebunden, wo etwas zu gewinnen ſeyn würde;
nur da finde er ihn gut, wo es nichts davon zu tragen
gebe als Schläge und Koſten, gegen die Türken und die
Schweizer. 2

Auch mit dem venezianiſchen Geſandten in Mailand
ward unterhandelt. Der päpſtliche Nuntius, Biſchof von

1 Bruxelles 2 Nov. 1531. Archiv zu Bruͤſſel.
2 Lettre du roi a Mr. d’Auxerre21 Nov. MS. Bethune 8477.
Pour la guerre du Turc ou des Suisses, ou il n’y a que coups
et despenses d’argent.
Ranke d. Geſch. III. 24
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[369/0385] Einwirkung des Kaiſers. Den fünf Orten waren im Lager am Zuger Berg einige italieniſche Fähnlein zugezogen; wir erfahren aus dem Briefe, daß dieß mit Vorwiſſen des Kaiſers geſchehn war; er meint, daß auch jede künftige Hülfe im Namen des Papſtes geſchehen müſſe. 1 Indeſſen blieb er hiebei nicht ſtehen. Unverzüglich ließ er den König von Frankreich auffordern, die fünf Orte zu unterſtützen, und den ungläubigen Cantonen förmlich den Krieg zu machen. Bei König Franz aber, der die enge Verbindung der fünf Orte mit Oeſtreich ſehr ungern geſehen, ein Gegen- gewicht gegen dieſelben in den übrigen Cantonen zu erhal- ten wünſchte, mit dieſen ſogar noch kurz vor der Kata- ſtrophe in Unterhandlung getreten war, fand er wenig An- klang. Der König rechnete dem Geſandten alle die Zahlun- gen her, die er in Folge ſeiner Verpflichtungen von Cam- brai habe machen müſſen. Habe er jetzt von ſeiner Mut- ter etwas geerbt, ſo wolle er das zur Vertheidigung ſeines Reiches aufbewahren. Der Kaiſer, fuhr er dann immer bitterer und gereizter fort, habe ihm die Hände für alle Dinge gebunden, wo etwas zu gewinnen ſeyn würde; nur da finde er ihn gut, wo es nichts davon zu tragen gebe als Schläge und Koſten, gegen die Türken und die Schweizer. 2 Auch mit dem venezianiſchen Geſandten in Mailand ward unterhandelt. Der päpſtliche Nuntius, Biſchof von 1 Bruxelles 2 Nov. 1531. Archiv zu Bruͤſſel. 2 Lettre du roi a Mr. d’Auxerre21 Nov. MS. Bethune 8477. Pour la guerre du Turc ou des Suisses, ou il n’y a que coups et despenses d’argent. Ranke d. Geſch. III. 24

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/385>, abgerufen am 28.11.2024.