Unmöglich konnte der Kaiser geneigt seyn, es hiebei bewen- den, den Reichstag auf diese Weise auseinandergehn zu lassen.
Gleich im Anfange der Berathungen hatte die katho- lische Majorität die alte Forderung eines Conciliums wie- derholt und der Kaiser darüber an den Papst geschrieben. Clemens VII legte die Forderung einer Congregation vor, die er für die Glaubenssachen niedergesetzt. Hier sprachen sich jedoch noch Viele dagegen aus und zwar hauptsächlich aus zwei Gründen: einmal weil Leute, welche die frühern Con- cilien verworfen, sich auch einem neuen nicht fügen wür- den, sodann weil ein etwaniger Anfall der Türken, wäh- rend man seine ganze Aufmerksamkeit auf diese inneren Sa- chen wende, um so gefährlicher werden müsse. Allein der Papst war durch vorläufigen Zusagen, die noch von sei- ner Gefangenschaft im Castell herrührten, so wie durch mündliche Erörterungen, die zu Bologna vorgekommen, ge- bunden; er bat zwar den Kaiser die Sache ja noch einmal auf allen Seiten zu erwägen: sollte aber S. Majestät, die am Orte und so gut katholisch sey, es für unumgänglich nothwendig erachten, so willige auch er ein; jedoch nur unter der Bedingung, die von Kaiser und Ständen selbst angegeben worden, daß die Protestanten bis dahin zu dem Ritus und den Lehren der heil. Mutter Kirche gehorsam zurückkehren müßten. Als den geeignetsten Ort für die Ver- sammlung brachte er Rom in Vorschlag. 1
1All' imperatore di man propria di Clemente (L. di pr. II, 197) Pregatala prima che esamini maturamente -- dico a V.
Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
Verhandlungen des Kaiſers.
Unmöglich konnte der Kaiſer geneigt ſeyn, es hiebei bewen- den, den Reichstag auf dieſe Weiſe auseinandergehn zu laſſen.
Gleich im Anfange der Berathungen hatte die katho- liſche Majorität die alte Forderung eines Conciliums wie- derholt und der Kaiſer darüber an den Papſt geſchrieben. Clemens VII legte die Forderung einer Congregation vor, die er für die Glaubensſachen niedergeſetzt. Hier ſprachen ſich jedoch noch Viele dagegen aus und zwar hauptſächlich aus zwei Gründen: einmal weil Leute, welche die frühern Con- cilien verworfen, ſich auch einem neuen nicht fügen wür- den, ſodann weil ein etwaniger Anfall der Türken, wäh- rend man ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf dieſe inneren Sa- chen wende, um ſo gefährlicher werden müſſe. Allein der Papſt war durch vorläufigen Zuſagen, die noch von ſei- ner Gefangenſchaft im Caſtell herrührten, ſo wie durch mündliche Erörterungen, die zu Bologna vorgekommen, ge- bunden; er bat zwar den Kaiſer die Sache ja noch einmal auf allen Seiten zu erwägen: ſollte aber S. Majeſtät, die am Orte und ſo gut katholiſch ſey, es für unumgänglich nothwendig erachten, ſo willige auch er ein; jedoch nur unter der Bedingung, die von Kaiſer und Ständen ſelbſt angegeben worden, daß die Proteſtanten bis dahin zu dem Ritus und den Lehren der heil. Mutter Kirche gehorſam zurückkehren müßten. Als den geeignetſten Ort für die Ver- ſammlung brachte er Rom in Vorſchlag. 1
1All’ imperatore di man propria di Clemente (L. di pr. II, 197) Pregatala prima che esamini maturamente — dico a V.
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Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
Verhandlungen des Kaiſers.
Unmöglich konnte der Kaiſer geneigt ſeyn, es hiebei bewen-
den, den Reichstag auf dieſe Weiſe auseinandergehn zu laſſen.
Gleich im Anfange der Berathungen hatte die katho-
liſche Majorität die alte Forderung eines Conciliums wie-
derholt und der Kaiſer darüber an den Papſt geſchrieben.
Clemens VII legte die Forderung einer Congregation vor,
die er für die Glaubensſachen niedergeſetzt. Hier ſprachen ſich
jedoch noch Viele dagegen aus und zwar hauptſächlich aus
zwei Gründen: einmal weil Leute, welche die frühern Con-
cilien verworfen, ſich auch einem neuen nicht fügen wür-
den, ſodann weil ein etwaniger Anfall der Türken, wäh-
rend man ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf dieſe inneren Sa-
chen wende, um ſo gefährlicher werden müſſe. Allein der
Papſt war durch vorläufigen Zuſagen, die noch von ſei-
ner Gefangenſchaft im Caſtell herrührten, ſo wie durch
mündliche Erörterungen, die zu Bologna vorgekommen, ge-
bunden; er bat zwar den Kaiſer die Sache ja noch einmal
auf allen Seiten zu erwägen: ſollte aber S. Majeſtät, die
am Orte und ſo gut katholiſch ſey, es für unumgänglich
nothwendig erachten, ſo willige auch er ein; jedoch nur
unter der Bedingung, die von Kaiſer und Ständen ſelbſt
angegeben worden, daß die Proteſtanten bis dahin zu dem
Ritus und den Lehren der heil. Mutter Kirche gehorſam
zurückkehren müßten. Als den geeignetſten Ort für die Ver-
ſammlung brachte er Rom in Vorſchlag. 1
1 All’ imperatore di man propria di Clemente (L. di pr.
II, 197) Pregatala prima che esamini maturamente — dico a V.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/298>, abgerufen am 23.11.2024.
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