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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Achtes Capitel.
besondern Farbe und Rüstung. Nach der Hierarchie des
Reiches hätten die Baiern nicht hieher gehört. Aber sie
hatten, ehe man sie verhindern konnte, ihren Platz sich sel-
ber genommen; und wenigstens stellten sie sich vortrefflich
dar. Sie waren alle in lichtem Harnisch, rothen Leibröcken
gekleidet; je fünfe ritten in einem Gliede; große Federbüsche
kündigten sie von fern an: es mochten 450 Pferde seyn.

Man bemerkte den Unterschied, als nun nach dieser
so durchaus kriegerischen Pracht die Höfe des Kaisers und
des Königs anlangten; voran die Pagen, in gelbem oder
rothem Sammet gekleidet, dann die spanischen, böhmischen
und deutschen Herrn, in sammetnen und seidnen Kleidern,
mit großen goldnen Ketten, aber fast alle ohne Harnisch.
Dagegen ritten sie die schönsten Pferde; türkische, spanische
und polnische. Die Böhmen versäumten nicht, ihre Hengste
wacker zu tummeln.

Dem Geleite folgten nun die Herren selbst.

Ein paar Reihen Trompeter, zum Theil in des Kö-
nigs, zum Theil in des Kaisers Farben, Heerpauker mit
ihren Trommelschlägern, Persevanten und Herolde kündig-
ten sie an.

Es waren alle die mächtigen Herren, die in ihren wei-
ten Gebieten fast ohne Widerspruch herrschten, deren nach-
barliche Entzweiungen Deutschland mit Getümmel und Krieg
zu erfüllen pflegten; Ernst von Lüneburg und Heinrich von
Braunschweig, die noch wegen der Hildesheimischen Fehde
in unausgetragenem Zwiste lagen; Georg von Sachsen und
sein Schwiegersohn Philipp von Hessen, die aber vor Kur-
zem in den Packischen Unruhen so hart an einander gera-

Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
beſondern Farbe und Rüſtung. Nach der Hierarchie des
Reiches hätten die Baiern nicht hieher gehört. Aber ſie
hatten, ehe man ſie verhindern konnte, ihren Platz ſich ſel-
ber genommen; und wenigſtens ſtellten ſie ſich vortrefflich
dar. Sie waren alle in lichtem Harniſch, rothen Leibröcken
gekleidet; je fünfe ritten in einem Gliede; große Federbüſche
kündigten ſie von fern an: es mochten 450 Pferde ſeyn.

Man bemerkte den Unterſchied, als nun nach dieſer
ſo durchaus kriegeriſchen Pracht die Höfe des Kaiſers und
des Königs anlangten; voran die Pagen, in gelbem oder
rothem Sammet gekleidet, dann die ſpaniſchen, böhmiſchen
und deutſchen Herrn, in ſammetnen und ſeidnen Kleidern,
mit großen goldnen Ketten, aber faſt alle ohne Harniſch.
Dagegen ritten ſie die ſchönſten Pferde; türkiſche, ſpaniſche
und polniſche. Die Böhmen verſäumten nicht, ihre Hengſte
wacker zu tummeln.

Dem Geleite folgten nun die Herren ſelbſt.

Ein paar Reihen Trompeter, zum Theil in des Kö-
nigs, zum Theil in des Kaiſers Farben, Heerpauker mit
ihren Trommelſchlägern, Perſevanten und Herolde kündig-
ten ſie an.

Es waren alle die mächtigen Herren, die in ihren wei-
ten Gebieten faſt ohne Widerſpruch herrſchten, deren nach-
barliche Entzweiungen Deutſchland mit Getümmel und Krieg
zu erfüllen pflegten; Ernſt von Lüneburg und Heinrich von
Braunſchweig, die noch wegen der Hildesheimiſchen Fehde
in unausgetragenem Zwiſte lagen; Georg von Sachſen und
ſein Schwiegerſohn Philipp von Heſſen, die aber vor Kur-
zem in den Packiſchen Unruhen ſo hart an einander gera-

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[236/0252] Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel. beſondern Farbe und Rüſtung. Nach der Hierarchie des Reiches hätten die Baiern nicht hieher gehört. Aber ſie hatten, ehe man ſie verhindern konnte, ihren Platz ſich ſel- ber genommen; und wenigſtens ſtellten ſie ſich vortrefflich dar. Sie waren alle in lichtem Harniſch, rothen Leibröcken gekleidet; je fünfe ritten in einem Gliede; große Federbüſche kündigten ſie von fern an: es mochten 450 Pferde ſeyn. Man bemerkte den Unterſchied, als nun nach dieſer ſo durchaus kriegeriſchen Pracht die Höfe des Kaiſers und des Königs anlangten; voran die Pagen, in gelbem oder rothem Sammet gekleidet, dann die ſpaniſchen, böhmiſchen und deutſchen Herrn, in ſammetnen und ſeidnen Kleidern, mit großen goldnen Ketten, aber faſt alle ohne Harniſch. Dagegen ritten ſie die ſchönſten Pferde; türkiſche, ſpaniſche und polniſche. Die Böhmen verſäumten nicht, ihre Hengſte wacker zu tummeln. Dem Geleite folgten nun die Herren ſelbſt. Ein paar Reihen Trompeter, zum Theil in des Kö- nigs, zum Theil in des Kaiſers Farben, Heerpauker mit ihren Trommelſchlägern, Perſevanten und Herolde kündig- ten ſie an. Es waren alle die mächtigen Herren, die in ihren wei- ten Gebieten faſt ohne Widerſpruch herrſchten, deren nach- barliche Entzweiungen Deutſchland mit Getümmel und Krieg zu erfüllen pflegten; Ernſt von Lüneburg und Heinrich von Braunſchweig, die noch wegen der Hildesheimiſchen Fehde in unausgetragenem Zwiſte lagen; Georg von Sachſen und ſein Schwiegerſohn Philipp von Heſſen, die aber vor Kur- zem in den Packiſchen Unruhen ſo hart an einander gera-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/252>, abgerufen am 22.11.2024.