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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Achtes Capitel.
war der, auf welchen das Meiste ankam, der Churfürst
von Sachsen, auch der Erste der in Augsburg eintraf. Er
versäumte nicht, dem Kaiser, der in denselben Tagen die
Alpen überstiegen, zu seiner Ankunft im Reiche Glück zu
wünschen, die er "mit unterthäniger Freude" vernommen;
er werde Sr. Majestät, seines einigen Obern und Herrn,
zu Augsburg in Unterthänigkeit warten. 1 Er hatte auch
seine Bundesgenossen aufgefordert, ihm zu folgen; denn der
Reichstag zu Augsburg scheine das Nationalconcilium zu
seyn, das man so lange erwartet, das man schon so oft
vergebens gefordert habe; wo man nun die Beilegung des
religiösen Zwiespaltes hoffen könne. 2

Die Unterhandlungen des Churfürsten mit König Fer-
dinand hatten, wie man schon nach obigen Aeußerungen
vermuthen kann, zu keinem Abschluß geführt, doch waren
sie eben so wenig abgebrochen worden. Auch Churf. Johann
hatte gar manche anderweite Geschäfte mit dem kaiserli-
chen Hofe: auch von ihm erschien ein Gesandter in Ins-
bruck. Sollte es da nicht möglich seyn, ihn zu gewin-
nen? Man machte einen Versuch, ihn selber nach Ins-
bruck zu ziehn. Der Kaiser ließ ihm sagen, er möge
sich aller Freundschaft zu ihm versehen, ihn auffordern,

1 An Nassau und Waldkirch, 14. Mai bei Förstemann I,
162. 164.
2 13. März ibid. p. 24. Vgl. das Gutachten von Brück,
p. 11. In einer Ermanung reymenweiß von Hans Marschalk 1530,
wird Gott gebeten offenbar zu machen sein Wort, "damit es komme
an ein Ort in diesem Reichstag und Concilio." Da erscheinen noch
einmal die Hoffnungen der frühern Jahre. Der Kaiser wird ermahnt
sich des göttlichen Wortes anzunehmen, "damit nicht weyter werd ge-
plent das arm volk der Christenheit, welches lang auf schmaler weyd
des Glaubens halb irr gangen ist."

Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
war der, auf welchen das Meiſte ankam, der Churfürſt
von Sachſen, auch der Erſte der in Augsburg eintraf. Er
verſäumte nicht, dem Kaiſer, der in denſelben Tagen die
Alpen überſtiegen, zu ſeiner Ankunft im Reiche Glück zu
wünſchen, die er „mit unterthäniger Freude“ vernommen;
er werde Sr. Majeſtät, ſeines einigen Obern und Herrn,
zu Augsburg in Unterthänigkeit warten. 1 Er hatte auch
ſeine Bundesgenoſſen aufgefordert, ihm zu folgen; denn der
Reichstag zu Augsburg ſcheine das Nationalconcilium zu
ſeyn, das man ſo lange erwartet, das man ſchon ſo oft
vergebens gefordert habe; wo man nun die Beilegung des
religiöſen Zwieſpaltes hoffen könne. 2

Die Unterhandlungen des Churfürſten mit König Fer-
dinand hatten, wie man ſchon nach obigen Aeußerungen
vermuthen kann, zu keinem Abſchluß geführt, doch waren
ſie eben ſo wenig abgebrochen worden. Auch Churf. Johann
hatte gar manche anderweite Geſchäfte mit dem kaiſerli-
chen Hofe: auch von ihm erſchien ein Geſandter in Ins-
bruck. Sollte es da nicht möglich ſeyn, ihn zu gewin-
nen? Man machte einen Verſuch, ihn ſelber nach Ins-
bruck zu ziehn. Der Kaiſer ließ ihm ſagen, er möge
ſich aller Freundſchaft zu ihm verſehen, ihn auffordern,

1 An Naſſau und Waldkirch, 14. Mai bei Foͤrſtemann I,
162. 164.
2 13. Maͤrz ibid. p. 24. Vgl. das Gutachten von Bruͤck,
p. 11. In einer Ermanung reymenweiß von Hans Marſchalk 1530,
wird Gott gebeten offenbar zu machen ſein Wort, „damit es komme
an ein Ort in dieſem Reichstag und Concilio.“ Da erſcheinen noch
einmal die Hoffnungen der fruͤhern Jahre. Der Kaiſer wird ermahnt
ſich des göttlichen Wortes anzunehmen, „damit nicht weyter werd ge-
plent das arm volk der Chriſtenheit, welches lang auf ſchmaler weyd
des Glaubens halb irr gangen iſt.“
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[232/0248] Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel. war der, auf welchen das Meiſte ankam, der Churfürſt von Sachſen, auch der Erſte der in Augsburg eintraf. Er verſäumte nicht, dem Kaiſer, der in denſelben Tagen die Alpen überſtiegen, zu ſeiner Ankunft im Reiche Glück zu wünſchen, die er „mit unterthäniger Freude“ vernommen; er werde Sr. Majeſtät, ſeines einigen Obern und Herrn, zu Augsburg in Unterthänigkeit warten. 1 Er hatte auch ſeine Bundesgenoſſen aufgefordert, ihm zu folgen; denn der Reichstag zu Augsburg ſcheine das Nationalconcilium zu ſeyn, das man ſo lange erwartet, das man ſchon ſo oft vergebens gefordert habe; wo man nun die Beilegung des religiöſen Zwieſpaltes hoffen könne. 2 Die Unterhandlungen des Churfürſten mit König Fer- dinand hatten, wie man ſchon nach obigen Aeußerungen vermuthen kann, zu keinem Abſchluß geführt, doch waren ſie eben ſo wenig abgebrochen worden. Auch Churf. Johann hatte gar manche anderweite Geſchäfte mit dem kaiſerli- chen Hofe: auch von ihm erſchien ein Geſandter in Ins- bruck. Sollte es da nicht möglich ſeyn, ihn zu gewin- nen? Man machte einen Verſuch, ihn ſelber nach Ins- bruck zu ziehn. Der Kaiſer ließ ihm ſagen, er möge ſich aller Freundſchaft zu ihm verſehen, ihn auffordern, 1 An Naſſau und Waldkirch, 14. Mai bei Foͤrſtemann I, 162. 164. 2 13. Maͤrz ibid. p. 24. Vgl. das Gutachten von Bruͤck, p. 11. In einer Ermanung reymenweiß von Hans Marſchalk 1530, wird Gott gebeten offenbar zu machen ſein Wort, „damit es komme an ein Ort in dieſem Reichstag und Concilio.“ Da erſcheinen noch einmal die Hoffnungen der fruͤhern Jahre. Der Kaiſer wird ermahnt ſich des göttlichen Wortes anzunehmen, „damit nicht weyter werd ge- plent das arm volk der Chriſtenheit, welches lang auf ſchmaler weyd des Glaubens halb irr gangen iſt.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/248>, abgerufen am 22.11.2024.