Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Widerspruch der Evangelischen. auf. Ihre Abgeordneten in dem Ausschuß bemerkten, wieFaber besonders dadurch auf die Fürsten gewirkt, daß er die gefährlichen Folgen jenes früheren Zugeständnisses her- vorhob und übertrieb. 1 Diesem Argumente setzten sie nun die Bemerkung entgegen, daß es eben dem letzten Abschiede zu verdanken sey, wenn seitdem in Deutschland Ruhe ge- blieben. Wolle man aber "so ernstliche Satzung in die- sen geschwinden Zeiten" vornehmen, so müsse Zertrennung und unbeschreibliche Beschwerde daraus erfolgen. 2 Noch waren sie alle einmüthig, die, welche katholisch geblieben, mit denen, die evangelisch geworden. Die erwähnte Entgegnung ist ihr gemeinschaftliches Werk. Vergebens hielt Pfalzgraf Friedrich den Evangelischen vor, daß sie ja dem kaiserlichen Edict ungehorsam, ihre Neuerungen mehr zu Unfrieden, als zu Gottes Ehre dienlich seyen; sie entgegneten: was sie gethan, sey nicht dem Kaiser zuwider geschehn, sondern nur um den Frieden unter den Ihren zu erhalten und um des Gewissens willen; Empörung könne Niemand we- niger leiden, als eben sie. König Ferdinand selbst bat sie zwei oder drei Mal, das vorgetragene Gutachten zu billi- gen, der Kaiser werde ihnen das zu allen Gnaden geden- ken; sie antworteten ihm, sie würden dem Kaiser in alle dem gehorsam seyn, was zur Erhaltung des Friedens und zur Ehre Gottes diene. 3 1 Matthias Pfarrer bei Jung nr. VII. Der Doctor Faber bildt mit solcher Unworheit und Lügen in die Fürsten -- was uß der Ler gefolgt hab und noch folgen werd, das do frilich in keines menschen gedanken ich geswige thun file und verbittert die Fürsten mit solchen Reden. 2 Der erbern Frei und Reichsstäte Gesandten Bedenken (8. April) bei Jung nr. 26. 3 Fürstenberg Montag nach Quasimodogeniti (7. Apr.) Key-
Widerſpruch der Evangeliſchen. auf. Ihre Abgeordneten in dem Ausſchuß bemerkten, wieFaber beſonders dadurch auf die Fürſten gewirkt, daß er die gefährlichen Folgen jenes früheren Zugeſtändniſſes her- vorhob und übertrieb. 1 Dieſem Argumente ſetzten ſie nun die Bemerkung entgegen, daß es eben dem letzten Abſchiede zu verdanken ſey, wenn ſeitdem in Deutſchland Ruhe ge- blieben. Wolle man aber „ſo ernſtliche Satzung in die- ſen geſchwinden Zeiten“ vornehmen, ſo müſſe Zertrennung und unbeſchreibliche Beſchwerde daraus erfolgen. 2 Noch waren ſie alle einmüthig, die, welche katholiſch geblieben, mit denen, die evangeliſch geworden. Die erwähnte Entgegnung iſt ihr gemeinſchaftliches Werk. Vergebens hielt Pfalzgraf Friedrich den Evangeliſchen vor, daß ſie ja dem kaiſerlichen Edict ungehorſam, ihre Neuerungen mehr zu Unfrieden, als zu Gottes Ehre dienlich ſeyen; ſie entgegneten: was ſie gethan, ſey nicht dem Kaiſer zuwider geſchehn, ſondern nur um den Frieden unter den Ihren zu erhalten und um des Gewiſſens willen; Empörung könne Niemand we- niger leiden, als eben ſie. König Ferdinand ſelbſt bat ſie zwei oder drei Mal, das vorgetragene Gutachten zu billi- gen, der Kaiſer werde ihnen das zu allen Gnaden geden- ken; ſie antworteten ihm, ſie würden dem Kaiſer in alle dem gehorſam ſeyn, was zur Erhaltung des Friedens und zur Ehre Gottes diene. 3 1 Matthias Pfarrer bei Jung nr. VII. Der Doctor Faber bildt mit ſolcher Unworheit und Luͤgen in die Fuͤrſten — was uß der Ler gefolgt hab und noch folgen werd, das do frilich in keines menſchen gedanken ich geſwige thun file und verbittert die Fuͤrſten mit ſolchen Reden. 2 Der erbern Frei und Reichsſtaͤte Geſandten Bedenken (8. April) bei Jung nr. 26. 3 Fuͤrſtenberg Montag nach Quaſimodogeniti (7. Apr.) Key-
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Widerſpruch der Evangeliſchen.
auf. Ihre Abgeordneten in dem Ausſchuß bemerkten, wie
Faber beſonders dadurch auf die Fürſten gewirkt, daß er
die gefährlichen Folgen jenes früheren Zugeſtändniſſes her-
vorhob und übertrieb. 1 Dieſem Argumente ſetzten ſie nun
die Bemerkung entgegen, daß es eben dem letzten Abſchiede
zu verdanken ſey, wenn ſeitdem in Deutſchland Ruhe ge-
blieben. Wolle man aber „ſo ernſtliche Satzung in die-
ſen geſchwinden Zeiten“ vornehmen, ſo müſſe Zertrennung
und unbeſchreibliche Beſchwerde daraus erfolgen. 2 Noch
waren ſie alle einmüthig, die, welche katholiſch geblieben, mit
denen, die evangeliſch geworden. Die erwähnte Entgegnung
iſt ihr gemeinſchaftliches Werk. Vergebens hielt Pfalzgraf
Friedrich den Evangeliſchen vor, daß ſie ja dem kaiſerlichen
Edict ungehorſam, ihre Neuerungen mehr zu Unfrieden,
als zu Gottes Ehre dienlich ſeyen; ſie entgegneten: was
ſie gethan, ſey nicht dem Kaiſer zuwider geſchehn, ſondern
nur um den Frieden unter den Ihren zu erhalten und
um des Gewiſſens willen; Empörung könne Niemand we-
niger leiden, als eben ſie. König Ferdinand ſelbſt bat ſie
zwei oder drei Mal, das vorgetragene Gutachten zu billi-
gen, der Kaiſer werde ihnen das zu allen Gnaden geden-
ken; ſie antworteten ihm, ſie würden dem Kaiſer in alle
dem gehorſam ſeyn, was zur Erhaltung des Friedens und
zur Ehre Gottes diene. 3
1 Matthias Pfarrer bei Jung nr. VII. Der Doctor Faber
bildt mit ſolcher Unworheit und Luͤgen in die Fuͤrſten — was uß
der Ler gefolgt hab und noch folgen werd, das do frilich in keines
menſchen gedanken ich geſwige thun file und verbittert die Fuͤrſten
mit ſolchen Reden.
2 Der erbern Frei und Reichsſtaͤte Geſandten Bedenken (8. April)
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