der sich selber säcularisirt hatte, ward dabei geschützt; er gesellte sich nun den Landeseingesessenen zu, denen er sonst gegenübergestanden. Markgraf Albrecht endlich gründete nicht allein eine erbliche Herrschaft, er glaubte auch seinem Lande einen Dienst zu erweisen, indem er ihm den Frieden verschaffte, und dem Evangelium die Bahn frei machte.
Am 10ten April 1525 geschah die feierliche Belehnung auf dem Ringe zu Cracau. Der König, in seinem priester- lichen Krönungsornate, umgeben von seinen Bischöfen, über- trug dem neuen Herzog in dem Symbole der Fahne, an der zugleich Markgraf Georg anfaßte, denn auf die ganze Linie er- streckte sich die Belehnung, "das Land in Preußen, welches der Orden gehalten." Albrecht leistete den Huldigungseid mit einer Formel, in welcher der Heiligen nicht gedacht war.
In Königsberg begrüßte ihn ein evangelischer Predi- ger bei seinem Einzug mit einer geistlichen Rede. Mit alle den festlichen Ehrenbezeugungen, die einem gebornen Fürsten erwiesen werden, ward er empfangen. Die Glocken läute- ten, die Häuser an den Straßen waren mit Teppichen be- kleidet, die Wege mit Blumen bestreut.
Wie sich versteht, trugen nun die Stände kein Beden- ken, die Handlungen ihrer Abgeordneten zu genehmigen: sie bestätigten den Cracauer Vertrag und leisteten die Hul- digung. Das Original der Urkunde, durch welche Albrecht gleich dort in Cracau die Gerechtigkeiten Freiheiten und löb- lichen Herkommen des Landes bestätigt hatte, ward dem Altstädter Magistrat in Königsberg übergeben. An die Stelle der Großgebietiger traten Marschall, Landhofmeister, Oberburggraf und Canzler; alle diese Ämter sollten in Zu-
Preußen.
der ſich ſelber ſäculariſirt hatte, ward dabei geſchützt; er geſellte ſich nun den Landeseingeſeſſenen zu, denen er ſonſt gegenübergeſtanden. Markgraf Albrecht endlich gründete nicht allein eine erbliche Herrſchaft, er glaubte auch ſeinem Lande einen Dienſt zu erweiſen, indem er ihm den Frieden verſchaffte, und dem Evangelium die Bahn frei machte.
Am 10ten April 1525 geſchah die feierliche Belehnung auf dem Ringe zu Cracau. Der König, in ſeinem prieſter- lichen Krönungsornate, umgeben von ſeinen Biſchöfen, über- trug dem neuen Herzog in dem Symbole der Fahne, an der zugleich Markgraf Georg anfaßte, denn auf die ganze Linie er- ſtreckte ſich die Belehnung, „das Land in Preußen, welches der Orden gehalten.“ Albrecht leiſtete den Huldigungseid mit einer Formel, in welcher der Heiligen nicht gedacht war.
In Königsberg begrüßte ihn ein evangeliſcher Predi- ger bei ſeinem Einzug mit einer geiſtlichen Rede. Mit alle den feſtlichen Ehrenbezeugungen, die einem gebornen Fürſten erwieſen werden, ward er empfangen. Die Glocken läute- ten, die Häuſer an den Straßen waren mit Teppichen be- kleidet, die Wege mit Blumen beſtreut.
Wie ſich verſteht, trugen nun die Stände kein Beden- ken, die Handlungen ihrer Abgeordneten zu genehmigen: ſie beſtätigten den Cracauer Vertrag und leiſteten die Hul- digung. Das Original der Urkunde, durch welche Albrecht gleich dort in Cracau die Gerechtigkeiten Freiheiten und löb- lichen Herkommen des Landes beſtätigt hatte, ward dem Altſtädter Magiſtrat in Königsberg übergeben. An die Stelle der Großgebietiger traten Marſchall, Landhofmeiſter, Oberburggraf und Canzler; alle dieſe Ämter ſollten in Zu-
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Preußen.
der ſich ſelber ſäculariſirt hatte, ward dabei geſchützt; er
geſellte ſich nun den Landeseingeſeſſenen zu, denen er ſonſt
gegenübergeſtanden. Markgraf Albrecht endlich gründete
nicht allein eine erbliche Herrſchaft, er glaubte auch ſeinem
Lande einen Dienſt zu erweiſen, indem er ihm den Frieden
verſchaffte, und dem Evangelium die Bahn frei machte.
Am 10ten April 1525 geſchah die feierliche Belehnung
auf dem Ringe zu Cracau. Der König, in ſeinem prieſter-
lichen Krönungsornate, umgeben von ſeinen Biſchöfen, über-
trug dem neuen Herzog in dem Symbole der Fahne, an der
zugleich Markgraf Georg anfaßte, denn auf die ganze Linie er-
ſtreckte ſich die Belehnung, „das Land in Preußen, welches
der Orden gehalten.“ Albrecht leiſtete den Huldigungseid
mit einer Formel, in welcher der Heiligen nicht gedacht war.
In Königsberg begrüßte ihn ein evangeliſcher Predi-
ger bei ſeinem Einzug mit einer geiſtlichen Rede. Mit alle
den feſtlichen Ehrenbezeugungen, die einem gebornen Fürſten
erwieſen werden, ward er empfangen. Die Glocken läute-
ten, die Häuſer an den Straßen waren mit Teppichen be-
kleidet, die Wege mit Blumen beſtreut.
Wie ſich verſteht, trugen nun die Stände kein Beden-
ken, die Handlungen ihrer Abgeordneten zu genehmigen:
ſie beſtätigten den Cracauer Vertrag und leiſteten die Hul-
digung. Das Original der Urkunde, durch welche Albrecht
gleich dort in Cracau die Gerechtigkeiten Freiheiten und löb-
lichen Herkommen des Landes beſtätigt hatte, ward dem
Altſtädter Magiſtrat in Königsberg übergeben. An die
Stelle der Großgebietiger traten Marſchall, Landhofmeiſter,
Oberburggraf und Canzler; alle dieſe Ämter ſollten in Zu-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/485>, abgerufen am 05.12.2024.
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