Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Einwirkung der religiösen Verhältnisse. aller christlichen Nationen die Rede ist, 1 schwerlich in andermSinne verstanden wurde, als wie man es an den deutschen Reichstagen meinte. Und noch unzweifelhafter, ohne alle Zweideutigkeit Nachdem sie auf einer Ständeversammlung zu Leob- 1 Excerpt der in die Landtafel eingetragnen Artikel bei Bucholtz II, p. 420. 2 Die Worte der Instruction lauten bei Bukisch: Religions-
acten MS Tom I, f. 206. "Und nachdem der allm. Gott aus sei- ner göttlichen Verordnung geschickt und verliehen, daß wir S. Kön. Mt zu unserm Erbkönige einträchtiglich angenommen, welcher einmüt- tigen und tröstlichen Meinung wir s. Allmächtigkeit billig Lob und Dank sagen, so befinden wir nun in Notturft unser Seel und Leibs glückseliger Wolfahrt, die jetzige vorfallende Irrung und Zwiespalt so sich in dem h. christl. Glauben zugetragen, bei S. K. M. anzure- gen, damit dieselb aus solchem Irrthum und Zertrennung erhaben, und nach Verordnung der h. christl. Kirchen dem Evangelio und Worte Gottes gemäß nach S. K. Mt. Außsatz und durch unser al- ler einmüthig und freundliches Vergleichen in recht christl. Bestand und gleichförmigen Gebrauch gebracht würde, welches E. L. ihn u. E. F. Gn. bei S. K. Mt alles in Unterthänigkeit bitten werden, auf daß S. K. Mt dasselbe als ein christl. König zu Trost und Heil un- srer Seelen Seligkeit, auch zu Dempfung erfolgenden Unraths nach dem h. Evangelio gnädiglich zu verordnen und zu verschaffen geruhe. Einwirkung der religioͤſen Verhaͤltniſſe. aller chriſtlichen Nationen die Rede iſt, 1 ſchwerlich in andermSinne verſtanden wurde, als wie man es an den deutſchen Reichstagen meinte. Und noch unzweifelhafter, ohne alle Zweideutigkeit Nachdem ſie auf einer Ständeverſammlung zu Leob- 1 Excerpt der in die Landtafel eingetragnen Artikel bei Bucholtz II, p. 420. 2 Die Worte der Inſtruction lauten bei Bukiſch: Religions-
acten MS Tom I, f. 206. „Und nachdem der allm. Gott aus ſei- ner goͤttlichen Verordnung geſchickt und verliehen, daß wir S. Koͤn. Mt zu unſerm Erbkoͤnige eintraͤchtiglich angenommen, welcher einmuͤt- tigen und troͤſtlichen Meinung wir ſ. Allmaͤchtigkeit billig Lob und Dank ſagen, ſo befinden wir nun in Notturft unſer Seel und Leibs gluͤckſeliger Wolfahrt, die jetzige vorfallende Irrung und Zwieſpalt ſo ſich in dem h. chriſtl. Glauben zugetragen, bei S. K. M. anzure- gen, damit dieſelb aus ſolchem Irrthum und Zertrennung erhaben, und nach Verordnung der h. chriſtl. Kirchen dem Evangelio und Worte Gottes gemaͤß nach S. K. Mt. Außſatz und durch unſer al- ler einmuͤthig und freundliches Vergleichen in recht chriſtl. Beſtand und gleichfoͤrmigen Gebrauch gebracht wuͤrde, welches E. L. ihn u. E. F. Gn. bei S. K. Mt alles in Unterthaͤnigkeit bitten werden, auf daß S. K. Mt daſſelbe als ein chriſtl. Koͤnig zu Troſt und Heil un- ſrer Seelen Seligkeit, auch zu Dempfung erfolgenden Unraths nach dem h. Evangelio gnaͤdiglich zu verordnen und zu verſchaffen geruhe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0431" n="421"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einwirkung der religioͤſen Verhaͤltniſſe</hi>.</fw><lb/> aller chriſtlichen Nationen die Rede iſt, <note place="foot" n="1">Excerpt der in die Landtafel eingetragnen Artikel bei Bucholtz<lb/><hi rendition="#aq">II, p.</hi> 420.</note> ſchwerlich in anderm<lb/> Sinne verſtanden wurde, als wie man es an den deutſchen<lb/> Reichstagen meinte.</p><lb/> <p>Und noch unzweifelhafter, ohne alle Zweideutigkeit<lb/> drückten ſich die Schleſier aus.</p><lb/> <p>Nachdem ſie auf einer Ständeverſammlung zu Leob-<lb/> ſchütz 4 Dez. 1526 das Erbrecht Ferdinands, wiewohl<lb/> nicht ohne den Schein einer gewiſſen Freiheit, anerkannt,<lb/> beauftragten ſie die Abgeordneten welche dieſe Botſchaft<lb/> nach Wien zu bringen übernahmen, bei der ein paar ſehr<lb/> entſchieden evangeliſche Fürſten waren, Friedrich von Lieg-<lb/> nitz und Georg von Brandenburg, bei dem neuen König<lb/> und oberſten Herzog die Beilegung der Religionsirrungen<lb/> in Anregung zu bringen „dem Evangelio und Worte Got-<lb/> tes gemäß.“ <note place="foot" n="2">Die Worte der Inſtruction lauten bei Bukiſch: Religions-<lb/> acten <hi rendition="#aq">MS Tom I, f.</hi> 206. „Und nachdem der allm. Gott aus ſei-<lb/> ner goͤttlichen Verordnung geſchickt und verliehen, daß wir S. Koͤn.<lb/> Mt zu unſerm Erbkoͤnige eintraͤchtiglich angenommen, welcher einmuͤt-<lb/> tigen und troͤſtlichen Meinung wir ſ. Allmaͤchtigkeit billig Lob und<lb/> Dank ſagen, ſo befinden wir nun in Notturft unſer Seel und Leibs<lb/> gluͤckſeliger Wolfahrt, die jetzige vorfallende Irrung und Zwieſpalt ſo<lb/> ſich in dem h. chriſtl. Glauben zugetragen, bei S. K. M. anzure-<lb/> gen, damit dieſelb aus ſolchem Irrthum und Zertrennung erhaben,<lb/> und nach Verordnung der h. chriſtl. Kirchen dem Evangelio und<lb/> Worte Gottes gemaͤß nach S. K. Mt. Außſatz und durch unſer al-<lb/> ler einmuͤthig und freundliches Vergleichen in recht chriſtl. Beſtand<lb/> und gleichfoͤrmigen Gebrauch gebracht wuͤrde, welches E. L. ihn u.<lb/> E. F. Gn. bei S. K. Mt alles in Unterthaͤnigkeit bitten werden, auf<lb/> daß S. K. Mt daſſelbe als ein chriſtl. Koͤnig zu Troſt und Heil un-<lb/> ſrer Seelen Seligkeit, auch zu Dempfung erfolgenden Unraths nach<lb/> dem h. Evangelio gnaͤdiglich zu verordnen und zu verſchaffen geruhe.</note> So erſuchten denn auch die Abgeordneten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [421/0431]
Einwirkung der religioͤſen Verhaͤltniſſe.
aller chriſtlichen Nationen die Rede iſt, 1 ſchwerlich in anderm
Sinne verſtanden wurde, als wie man es an den deutſchen
Reichstagen meinte.
Und noch unzweifelhafter, ohne alle Zweideutigkeit
drückten ſich die Schleſier aus.
Nachdem ſie auf einer Ständeverſammlung zu Leob-
ſchütz 4 Dez. 1526 das Erbrecht Ferdinands, wiewohl
nicht ohne den Schein einer gewiſſen Freiheit, anerkannt,
beauftragten ſie die Abgeordneten welche dieſe Botſchaft
nach Wien zu bringen übernahmen, bei der ein paar ſehr
entſchieden evangeliſche Fürſten waren, Friedrich von Lieg-
nitz und Georg von Brandenburg, bei dem neuen König
und oberſten Herzog die Beilegung der Religionsirrungen
in Anregung zu bringen „dem Evangelio und Worte Got-
tes gemäß.“ 2 So erſuchten denn auch die Abgeordneten
1 Excerpt der in die Landtafel eingetragnen Artikel bei Bucholtz
II, p. 420.
2 Die Worte der Inſtruction lauten bei Bukiſch: Religions-
acten MS Tom I, f. 206. „Und nachdem der allm. Gott aus ſei-
ner goͤttlichen Verordnung geſchickt und verliehen, daß wir S. Koͤn.
Mt zu unſerm Erbkoͤnige eintraͤchtiglich angenommen, welcher einmuͤt-
tigen und troͤſtlichen Meinung wir ſ. Allmaͤchtigkeit billig Lob und
Dank ſagen, ſo befinden wir nun in Notturft unſer Seel und Leibs
gluͤckſeliger Wolfahrt, die jetzige vorfallende Irrung und Zwieſpalt ſo
ſich in dem h. chriſtl. Glauben zugetragen, bei S. K. M. anzure-
gen, damit dieſelb aus ſolchem Irrthum und Zertrennung erhaben,
und nach Verordnung der h. chriſtl. Kirchen dem Evangelio und
Worte Gottes gemaͤß nach S. K. Mt. Außſatz und durch unſer al-
ler einmuͤthig und freundliches Vergleichen in recht chriſtl. Beſtand
und gleichfoͤrmigen Gebrauch gebracht wuͤrde, welches E. L. ihn u.
E. F. Gn. bei S. K. Mt alles in Unterthaͤnigkeit bitten werden, auf
daß S. K. Mt daſſelbe als ein chriſtl. Koͤnig zu Troſt und Heil un-
ſrer Seelen Seligkeit, auch zu Dempfung erfolgenden Unraths nach
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