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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Johann Zapolya.
lichen, zu schildern, 1 wie die Grenzen ohne Vertheidigung
lagen, während ihre bewaffneten Schaaren die Straßen
der Hauptstadt enge machten, wie die lauten Trompeten
zum Mittagsmal der Magnaten riefen, während es um
den König einsam war: -- alle Stellen wurden nach Gunst
vertheilt, die Münze ward verschlechtert. Zuletzt dachte
wohl wenigstens die geistreiche Königinn daran, die Staats-
gewalt zu erneuern; allein schon hatte sich dem Hofe gegen-
über eine Macht gebildet die ihm Widerstand leistete.

Unter König Matthias war besonders das Haus Za-
polly emporgekommen, so genannt von einem slawischen
Dorfe bei Poschega, von wo es stammte. Diesem Hause
vor allem verdankte König Wladislaw seine Thronbestei-
gung, aber eben darum nahm es auch einen Antheil an
der Gewalt, eine gewisse Aussicht auf die Krone selber in
Anspruch. Es war wohl das reichste von allen Magna-
tenhäusern: man zählt 72 Schlösser die ihm eigenthümlich
gehörten: 2 seinen vornehmsten Sitz hatte es auf der Burg
Trentsin auf einem steilen Bergfelsen an der Waag: da
waren die schönsten Gärten angelegt, gefangene Türken hat-
ten einen bei hundert Klaftern tiefen Brunnen gegraben:
alles war durch starke Befestigungen geschützt. Man sagt,
dem jungen Johann Zapolya sey schon sehr früh der Be-
sitz der Krone geweissagt worden. Mächtig durch sein rei-
ches Erbe wie er war, Graf von Zips, Woiwode von
Siebenbirgen, sammelte er sehr bald eine starke Partei um

1 Rerum Moscoviticarum Commentarii Basil. 1571 p. 146.
2 Nach Turnschwamb bei Engel I, 193 wären viele davon
dem Vater Johanns, Stephan Zapolya, blos zu treuen Handen an-
vertraut gewesen.

Johann Zapolya.
lichen, zu ſchildern, 1 wie die Grenzen ohne Vertheidigung
lagen, während ihre bewaffneten Schaaren die Straßen
der Hauptſtadt enge machten, wie die lauten Trompeten
zum Mittagsmal der Magnaten riefen, während es um
den König einſam war: — alle Stellen wurden nach Gunſt
vertheilt, die Münze ward verſchlechtert. Zuletzt dachte
wohl wenigſtens die geiſtreiche Königinn daran, die Staats-
gewalt zu erneuern; allein ſchon hatte ſich dem Hofe gegen-
über eine Macht gebildet die ihm Widerſtand leiſtete.

Unter König Matthias war beſonders das Haus Za-
polly emporgekommen, ſo genannt von einem ſlawiſchen
Dorfe bei Poſchega, von wo es ſtammte. Dieſem Hauſe
vor allem verdankte König Wladislaw ſeine Thronbeſtei-
gung, aber eben darum nahm es auch einen Antheil an
der Gewalt, eine gewiſſe Ausſicht auf die Krone ſelber in
Anſpruch. Es war wohl das reichſte von allen Magna-
tenhäuſern: man zählt 72 Schlöſſer die ihm eigenthümlich
gehörten: 2 ſeinen vornehmſten Sitz hatte es auf der Burg
Trentſin auf einem ſteilen Bergfelſen an der Waag: da
waren die ſchönſten Gärten angelegt, gefangene Türken hat-
ten einen bei hundert Klaftern tiefen Brunnen gegraben:
alles war durch ſtarke Befeſtigungen geſchützt. Man ſagt,
dem jungen Johann Zapolya ſey ſchon ſehr früh der Be-
ſitz der Krone geweiſſagt worden. Mächtig durch ſein rei-
ches Erbe wie er war, Graf von Zips, Woiwode von
Siebenbirgen, ſammelte er ſehr bald eine ſtarke Partei um

1 Rerum Moscoviticarum Commentarii Basil. 1571 p. 146.
2 Nach Turnſchwamb bei Engel I, 193 waͤren viele davon
dem Vater Johanns, Stephan Zapolya, blos zu treuen Handen an-
vertraut geweſen.
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[405/0415] Johann Zapolya. lichen, zu ſchildern, 1 wie die Grenzen ohne Vertheidigung lagen, während ihre bewaffneten Schaaren die Straßen der Hauptſtadt enge machten, wie die lauten Trompeten zum Mittagsmal der Magnaten riefen, während es um den König einſam war: — alle Stellen wurden nach Gunſt vertheilt, die Münze ward verſchlechtert. Zuletzt dachte wohl wenigſtens die geiſtreiche Königinn daran, die Staats- gewalt zu erneuern; allein ſchon hatte ſich dem Hofe gegen- über eine Macht gebildet die ihm Widerſtand leiſtete. Unter König Matthias war beſonders das Haus Za- polly emporgekommen, ſo genannt von einem ſlawiſchen Dorfe bei Poſchega, von wo es ſtammte. Dieſem Hauſe vor allem verdankte König Wladislaw ſeine Thronbeſtei- gung, aber eben darum nahm es auch einen Antheil an der Gewalt, eine gewiſſe Ausſicht auf die Krone ſelber in Anſpruch. Es war wohl das reichſte von allen Magna- tenhäuſern: man zählt 72 Schlöſſer die ihm eigenthümlich gehörten: 2 ſeinen vornehmſten Sitz hatte es auf der Burg Trentſin auf einem ſteilen Bergfelſen an der Waag: da waren die ſchönſten Gärten angelegt, gefangene Türken hat- ten einen bei hundert Klaftern tiefen Brunnen gegraben: alles war durch ſtarke Befeſtigungen geſchützt. Man ſagt, dem jungen Johann Zapolya ſey ſchon ſehr früh der Be- ſitz der Krone geweiſſagt worden. Mächtig durch ſein rei- ches Erbe wie er war, Graf von Zips, Woiwode von Siebenbirgen, ſammelte er ſehr bald eine ſtarke Partei um 1 Rerum Moscoviticarum Commentarii Basil. 1571 p. 146. 2 Nach Turnſchwamb bei Engel I, 193 waͤren viele davon dem Vater Johanns, Stephan Zapolya, blos zu treuen Handen an- vertraut geweſen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/415>, abgerufen am 27.11.2024.