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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Drittes Capitel.
in der Nähe, und alle Nacht gab man ihm drei Mal
vom Castell das Zeichen, daß man sich noch halte. Aber
er schien zu fürchten, die Deutschen möchten sich besser
vertheidigen, als ihnen Widerstand geleistet worden. 1 Und
sollte er wohl für den Papst etwas zu wagen geneigt seyn?
War er nicht vor wenig Jahren von dem Hause Medici
auf Leben und Tod bekämpft, aus seinem Lande verjagt
worden? Er entfernte sich wieder, ohne das Mindeste ge-
than zu haben. Hierauf mußte der Papst doch endlich
die Bedingungen eingehn, die er so oft zurückgewiesen, und
die ihm jetzt, aber noch um Vieles gesteigert, vorgelegt wur-
den. Er versprach jetzt, in verschiednen Terminen 400000
Sc. zu zahlen; zum Unterpfand ließ er einige der festesten
Plätze die sich noch hielten, in der Lombardei Modena
Parma und Piacenza, in der Nähe Ostia und Civitavec-
chia von den Kaiserlichen besetzen. Am 5ten Juni ward
dieser Vertrag geschlossen: den Tag darauf zogen Spanier
und Deutsche in dem Castell S. Angelo auf die Wache.
Zweihundert der schönsten und stärksten Landsknechte wur-
den ausgewählt, um bei dem Papste den Dienst zu thun.

Der Kaiser glaubte nunmehr mit Italien bald am Ziele
zu seyn. Er zweifelte nicht daß es seiner Armee gelingen
werde, mit den Florentinern, die in diesen Bewegungen das
Haus Medici verjagt hatten und vom Papst abgefallen wa-
ren, eine vortheilhafte Convention zu schließen: dann sollte sie

sich
1 Die Deutschen waren wenigstens sehr geneigt ihm entge-
genzugehn. Schwegler schreibt (bei Hormayr a. a. O. p. 446), im
Lager der Feinde sey Hunger und Unwille: kommen sie näher, so
wollen wir sie im Feld aufsuchen.

Viertes Buch. Drittes Capitel.
in der Nähe, und alle Nacht gab man ihm drei Mal
vom Caſtell das Zeichen, daß man ſich noch halte. Aber
er ſchien zu fürchten, die Deutſchen möchten ſich beſſer
vertheidigen, als ihnen Widerſtand geleiſtet worden. 1 Und
ſollte er wohl für den Papſt etwas zu wagen geneigt ſeyn?
War er nicht vor wenig Jahren von dem Hauſe Medici
auf Leben und Tod bekämpft, aus ſeinem Lande verjagt
worden? Er entfernte ſich wieder, ohne das Mindeſte ge-
than zu haben. Hierauf mußte der Papſt doch endlich
die Bedingungen eingehn, die er ſo oft zurückgewieſen, und
die ihm jetzt, aber noch um Vieles geſteigert, vorgelegt wur-
den. Er verſprach jetzt, in verſchiednen Terminen 400000
Sc. zu zahlen; zum Unterpfand ließ er einige der feſteſten
Plätze die ſich noch hielten, in der Lombardei Modena
Parma und Piacenza, in der Nähe Oſtia und Civitavec-
chia von den Kaiſerlichen beſetzen. Am 5ten Juni ward
dieſer Vertrag geſchloſſen: den Tag darauf zogen Spanier
und Deutſche in dem Caſtell S. Angelo auf die Wache.
Zweihundert der ſchönſten und ſtärkſten Landsknechte wur-
den ausgewählt, um bei dem Papſte den Dienſt zu thun.

Der Kaiſer glaubte nunmehr mit Italien bald am Ziele
zu ſeyn. Er zweifelte nicht daß es ſeiner Armee gelingen
werde, mit den Florentinern, die in dieſen Bewegungen das
Haus Medici verjagt hatten und vom Papſt abgefallen wa-
ren, eine vortheilhafte Convention zu ſchließen: dann ſollte ſie

ſich
1 Die Deutſchen waren wenigſtens ſehr geneigt ihm entge-
genzugehn. Schwegler ſchreibt (bei Hormayr a. a. O. p. 446), im
Lager der Feinde ſey Hunger und Unwille: kommen ſie naͤher, ſo
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[400/0410] Viertes Buch. Drittes Capitel. in der Nähe, und alle Nacht gab man ihm drei Mal vom Caſtell das Zeichen, daß man ſich noch halte. Aber er ſchien zu fürchten, die Deutſchen möchten ſich beſſer vertheidigen, als ihnen Widerſtand geleiſtet worden. 1 Und ſollte er wohl für den Papſt etwas zu wagen geneigt ſeyn? War er nicht vor wenig Jahren von dem Hauſe Medici auf Leben und Tod bekämpft, aus ſeinem Lande verjagt worden? Er entfernte ſich wieder, ohne das Mindeſte ge- than zu haben. Hierauf mußte der Papſt doch endlich die Bedingungen eingehn, die er ſo oft zurückgewieſen, und die ihm jetzt, aber noch um Vieles geſteigert, vorgelegt wur- den. Er verſprach jetzt, in verſchiednen Terminen 400000 Sc. zu zahlen; zum Unterpfand ließ er einige der feſteſten Plätze die ſich noch hielten, in der Lombardei Modena Parma und Piacenza, in der Nähe Oſtia und Civitavec- chia von den Kaiſerlichen beſetzen. Am 5ten Juni ward dieſer Vertrag geſchloſſen: den Tag darauf zogen Spanier und Deutſche in dem Caſtell S. Angelo auf die Wache. Zweihundert der ſchönſten und ſtärkſten Landsknechte wur- den ausgewählt, um bei dem Papſte den Dienſt zu thun. Der Kaiſer glaubte nunmehr mit Italien bald am Ziele zu ſeyn. Er zweifelte nicht daß es ſeiner Armee gelingen werde, mit den Florentinern, die in dieſen Bewegungen das Haus Medici verjagt hatten und vom Papſt abgefallen wa- ren, eine vortheilhafte Convention zu ſchließen: dann ſollte ſie ſich 1 Die Deutſchen waren wenigſtens ſehr geneigt ihm entge- genzugehn. Schwegler ſchreibt (bei Hormayr a. a. O. p. 446), im Lager der Feinde ſey Hunger und Unwille: kommen ſie naͤher, ſo wollen wir ſie im Feld aufſuchen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/410>, abgerufen am 27.11.2024.