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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.
was einen Käufer fand: mit dem Geld schickte er dann
einen Abgeordneten unmittelbar an Georg Frundsberg. Dem
lag die italienische Macht des Kaisers, die er mit grün-
den helfen, wie eine eigne Sache am Herzen: ein neuer
Beweggrund war es für ihn, daß er seinen Sohn zu ent-
setzen hatte. Am 3ten Weihnachtsfeiertag musterte auch er
11 Fähnlein zu Meran: 25 nahmhafte Hauptleute, viele
Kriegsgefährten aus guten Häusern umgaben ihn, es wa-
ren die Junker, die kein Bleiben zu Hause hatten, und
denen die überzähligen Bauernsöhne folgten. Am 24sten
Januar 1 vereinigten sich die beiden Haufen mit dem ita-
lienischen Heere in Lodi.

Sie sahen sich in der Nothwendigkeit, unmittelbar ins
Feld zu gehn. Trotz aller jener Anstrengungen war doch
nicht Geld genug vorhanden, um die Truppen lange zu-
frieden zu stellen. Die Meisten hatten nichts weiter als
das Laufgeld empfangen, sie versprachen nur auf eine be-
stimmte Zeit ohne Sold zu dienen. Auch mußte Pavia
errettet werden. Schon am 4ten Februar langte das Heer
in der Nähe dieser Stadt an, warf einige Leute mit Mu-
nition hinein, und that alles, um den König zu reizen, aus
seinem festen Lager hervorzukommen.

Dieß waren jedoch vergebliche Anstrengungen. Der
König wollte die starke Stellung, die er im Park vor Pavia
genommen, nicht verlassen; da hatte man sich auf das beste
befestigt: 2 man lebte bereits ziemlich bequem: man hatte Le-

1 Reisner: Historia Herrn Georgens und Herrn Casparen von
Frundsberg p. 38. Vgl. G. Bartholds Frundsberg.
2 Extrait des lettres ecrites en Allemand a Monseigneur
l'archiduc Ferdinand par Messire George de Fronsberg.
Urkun-
denbuch zu Bucholtz: Ferdinand I, p. 1.

Viertes Buch. Erſtes Capitel.
was einen Käufer fand: mit dem Geld ſchickte er dann
einen Abgeordneten unmittelbar an Georg Frundsberg. Dem
lag die italieniſche Macht des Kaiſers, die er mit grün-
den helfen, wie eine eigne Sache am Herzen: ein neuer
Beweggrund war es für ihn, daß er ſeinen Sohn zu ent-
ſetzen hatte. Am 3ten Weihnachtsfeiertag muſterte auch er
11 Fähnlein zu Meran: 25 nahmhafte Hauptleute, viele
Kriegsgefährten aus guten Häuſern umgaben ihn, es wa-
ren die Junker, die kein Bleiben zu Hauſe hatten, und
denen die überzähligen Bauernſöhne folgten. Am 24ſten
Januar 1 vereinigten ſich die beiden Haufen mit dem ita-
lieniſchen Heere in Lodi.

Sie ſahen ſich in der Nothwendigkeit, unmittelbar ins
Feld zu gehn. Trotz aller jener Anſtrengungen war doch
nicht Geld genug vorhanden, um die Truppen lange zu-
frieden zu ſtellen. Die Meiſten hatten nichts weiter als
das Laufgeld empfangen, ſie verſprachen nur auf eine be-
ſtimmte Zeit ohne Sold zu dienen. Auch mußte Pavia
errettet werden. Schon am 4ten Februar langte das Heer
in der Nähe dieſer Stadt an, warf einige Leute mit Mu-
nition hinein, und that alles, um den König zu reizen, aus
ſeinem feſten Lager hervorzukommen.

Dieß waren jedoch vergebliche Anſtrengungen. Der
König wollte die ſtarke Stellung, die er im Park vor Pavia
genommen, nicht verlaſſen; da hatte man ſich auf das beſte
befeſtigt: 2 man lebte bereits ziemlich bequem: man hatte Le-

1 Reisner: Hiſtoria Herrn Georgens und Herrn Casparen von
Frundsberg p. 38. Vgl. G. Bartholds Frundsberg.
2 Extrait des lettres ecrites en Allemand à Monseigneur
l’archiduc Ferdinand par Messire George de Fronsberg.
Urkun-
denbuch zu Bucholtz: Ferdinand I, p. 1.
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[308/0318] Viertes Buch. Erſtes Capitel. was einen Käufer fand: mit dem Geld ſchickte er dann einen Abgeordneten unmittelbar an Georg Frundsberg. Dem lag die italieniſche Macht des Kaiſers, die er mit grün- den helfen, wie eine eigne Sache am Herzen: ein neuer Beweggrund war es für ihn, daß er ſeinen Sohn zu ent- ſetzen hatte. Am 3ten Weihnachtsfeiertag muſterte auch er 11 Fähnlein zu Meran: 25 nahmhafte Hauptleute, viele Kriegsgefährten aus guten Häuſern umgaben ihn, es wa- ren die Junker, die kein Bleiben zu Hauſe hatten, und denen die überzähligen Bauernſöhne folgten. Am 24ſten Januar 1 vereinigten ſich die beiden Haufen mit dem ita- lieniſchen Heere in Lodi. Sie ſahen ſich in der Nothwendigkeit, unmittelbar ins Feld zu gehn. Trotz aller jener Anſtrengungen war doch nicht Geld genug vorhanden, um die Truppen lange zu- frieden zu ſtellen. Die Meiſten hatten nichts weiter als das Laufgeld empfangen, ſie verſprachen nur auf eine be- ſtimmte Zeit ohne Sold zu dienen. Auch mußte Pavia errettet werden. Schon am 4ten Februar langte das Heer in der Nähe dieſer Stadt an, warf einige Leute mit Mu- nition hinein, und that alles, um den König zu reizen, aus ſeinem feſten Lager hervorzukommen. Dieß waren jedoch vergebliche Anſtrengungen. Der König wollte die ſtarke Stellung, die er im Park vor Pavia genommen, nicht verlaſſen; da hatte man ſich auf das beſte befeſtigt: 2 man lebte bereits ziemlich bequem: man hatte Le- 1 Reisner: Hiſtoria Herrn Georgens und Herrn Casparen von Frundsberg p. 38. Vgl. G. Bartholds Frundsberg. 2 Extrait des lettres ecrites en Allemand à Monseigneur l’archiduc Ferdinand par Messire George de Fronsberg. Urkun- denbuch zu Bucholtz: Ferdinand I, p. 1.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/318>, abgerufen am 25.11.2024.