Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Franz I in Italien. großem Nachtheil. Sie konnten sich jetzt nicht einmal aufMailand verlassen, wo die Pest ausgebrochen war. Franz Sforza sagte: er sey kein Vogel, um sich in diesen Bauer sperren zu lassen. Nur das Castell hielten sie besetzt. Die übrigen Truppen vertheilten sich nach Pavia, Lodi und Cre- mona. Diese gewaltige Kriegsmacht, die noch vor ein paar Monaten den Kaiser zum Herrn der Welt machen zu wollen schien, war plötzlich aus dem Felde verschwunden. Mei- ster Pasquin zu Rom ließ sich nicht unwitzig vernehmen: es sey ein kaiserliches Heer in den Alpen verloren gegan- gen, der ehrliche Finder werde gebeten, es gegen eine gute Belohnung abzuliefern. Dagegen hatten die Franzosen un- bestritten das Land inne. Sie machten sich daran, nun auch die Festungen zu erobern, zunächst Pavia. Der An- fall auf Frankreich, der Franz I jenseit der Alpen fesseln sollte, hatte nur gedient, alle Kräfte seines Reiches noch einmal zu entbinden, und ihm das Übergewicht in Ober- italien zu verschaffen. Schlacht bei Pavia. Allein noch war auch die Sache des Kaisers nicht Als Franz I es unternahm von den Festungen in der Ranke d. Gesch. II. 20
Franz I in Italien. großem Nachtheil. Sie konnten ſich jetzt nicht einmal aufMailand verlaſſen, wo die Peſt ausgebrochen war. Franz Sforza ſagte: er ſey kein Vogel, um ſich in dieſen Bauer ſperren zu laſſen. Nur das Caſtell hielten ſie beſetzt. Die übrigen Truppen vertheilten ſich nach Pavia, Lodi und Cre- mona. Dieſe gewaltige Kriegsmacht, die noch vor ein paar Monaten den Kaiſer zum Herrn der Welt machen zu wollen ſchien, war plötzlich aus dem Felde verſchwunden. Mei- ſter Pasquin zu Rom ließ ſich nicht unwitzig vernehmen: es ſey ein kaiſerliches Heer in den Alpen verloren gegan- gen, der ehrliche Finder werde gebeten, es gegen eine gute Belohnung abzuliefern. Dagegen hatten die Franzoſen un- beſtritten das Land inne. Sie machten ſich daran, nun auch die Feſtungen zu erobern, zunächſt Pavia. Der An- fall auf Frankreich, der Franz I jenſeit der Alpen feſſeln ſollte, hatte nur gedient, alle Kräfte ſeines Reiches noch einmal zu entbinden, und ihm das Übergewicht in Ober- italien zu verſchaffen. Schlacht bei Pavia. Allein noch war auch die Sache des Kaiſers nicht Als Franz I es unternahm von den Feſtungen in der Ranke d. Geſch. II. 20
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Franz I in Italien.
großem Nachtheil. Sie konnten ſich jetzt nicht einmal auf
Mailand verlaſſen, wo die Peſt ausgebrochen war. Franz
Sforza ſagte: er ſey kein Vogel, um ſich in dieſen Bauer
ſperren zu laſſen. Nur das Caſtell hielten ſie beſetzt. Die
übrigen Truppen vertheilten ſich nach Pavia, Lodi und Cre-
mona. Dieſe gewaltige Kriegsmacht, die noch vor ein paar
Monaten den Kaiſer zum Herrn der Welt machen zu wollen
ſchien, war plötzlich aus dem Felde verſchwunden. Mei-
ſter Pasquin zu Rom ließ ſich nicht unwitzig vernehmen:
es ſey ein kaiſerliches Heer in den Alpen verloren gegan-
gen, der ehrliche Finder werde gebeten, es gegen eine gute
Belohnung abzuliefern. Dagegen hatten die Franzoſen un-
beſtritten das Land inne. Sie machten ſich daran, nun
auch die Feſtungen zu erobern, zunächſt Pavia. Der An-
fall auf Frankreich, der Franz I jenſeit der Alpen feſſeln
ſollte, hatte nur gedient, alle Kräfte ſeines Reiches noch
einmal zu entbinden, und ihm das Übergewicht in Ober-
italien zu verſchaffen.
Schlacht bei Pavia.
Allein noch war auch die Sache des Kaiſers nicht
ſo ganz verloren, wie es ausſah. Wenn jemals ſo kam
es ihm jetzt zu Statten, daß er Deutſche in ſeinen Dien-
ſten hatte und ohne Mühe andre herbeiziehen konnte.
Als Franz I es unternahm von den Feſtungen in der
Lombardei zunächſt Pavia zu belagern, ſoll ihn dazu die
Hofnung vermocht haben, die Deutſchen, welche daſelbſt die
Beſatzung bildeten, zum Abfall zu bewegen. Allein er ſollte
ſie anders kennen lernen. Die beiden Oberſten, Zollern
Ranke d. Geſch. II. 20
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