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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Fünftes Capitel.
gegen Luther und das Wormser Edict den beschränkenden
Reichsabschieden zum Trotz in Vollziehung zu setzen. Gar
mancherlei Vorschläge sind da vorgekommen, z. B. den
Herzog Friedrich von Sachsen der Chur zu berauben, wor-
auf Aleander antrug, -- oder bei den Königen von
England und von Spanien die Drohung hervorzurufen,
allen Handelsverkehr mit den deutschen Städten abbrechen
zu wollen, wovon sich der Papst Erfolg versprach; am
Ende aber blieb man hauptsächlich dabei stehen, daß man
sich der Versammlung in Speier widersetzen müsse: sowohl
bei dem Kaiser, als bei den deutschen Ständen, welche der
Legat zu bearbeiten und gegen die Versammlung zu stim-
men beauftragt wurde. 1

Darauf kam es nun zunächst an, und das ist auch
unsre Frage, ob sich Stände in Deuschland finden wür-
den, die es vorzögen, sich mit dem Papste zu vereinigen,
statt die Beschlüsse einer allgemeinen Versammlung zu er-
warten.

Der päpstliche Stuhl hatte schon dafür gesorgt, daß
er auf Verbündete in Deutschland rechnen durfte: eins der
mächtigsten Fürstenhäuser, die Herzoge von Baiern hatte
er gewonnen.

Früher hatte man auch in Baiern von Seiten der
Regierung sowohl wie von Seiten der Unterthanen die all-
gemeine antirömische Stimmung der deutschen Nation ge-
theilt: man hatte dort weder der Bulle Leos X Folge ge-
geben, noch das Wormser Edict beobachtet: 2 die Herzöge

1 Pallavicini lib. II, c. X, p. 227.
2 Winter: Geschichte der Schicksale der evangelischen Lehre
in und durch Baiern I, p. 62. 76.

Drittes Buch. Fuͤnftes Capitel.
gegen Luther und das Wormſer Edict den beſchränkenden
Reichsabſchieden zum Trotz in Vollziehung zu ſetzen. Gar
mancherlei Vorſchläge ſind da vorgekommen, z. B. den
Herzog Friedrich von Sachſen der Chur zu berauben, wor-
auf Aleander antrug, — oder bei den Königen von
England und von Spanien die Drohung hervorzurufen,
allen Handelsverkehr mit den deutſchen Städten abbrechen
zu wollen, wovon ſich der Papſt Erfolg verſprach; am
Ende aber blieb man hauptſächlich dabei ſtehen, daß man
ſich der Verſammlung in Speier widerſetzen müſſe: ſowohl
bei dem Kaiſer, als bei den deutſchen Ständen, welche der
Legat zu bearbeiten und gegen die Verſammlung zu ſtim-
men beauftragt wurde. 1

Darauf kam es nun zunächſt an, und das iſt auch
unſre Frage, ob ſich Stände in Deuſchland finden wür-
den, die es vorzögen, ſich mit dem Papſte zu vereinigen,
ſtatt die Beſchlüſſe einer allgemeinen Verſammlung zu er-
warten.

Der päpſtliche Stuhl hatte ſchon dafür geſorgt, daß
er auf Verbündete in Deutſchland rechnen durfte: eins der
mächtigſten Fürſtenhäuſer, die Herzoge von Baiern hatte
er gewonnen.

Früher hatte man auch in Baiern von Seiten der
Regierung ſowohl wie von Seiten der Unterthanen die all-
gemeine antirömiſche Stimmung der deutſchen Nation ge-
theilt: man hatte dort weder der Bulle Leos X Folge ge-
geben, noch das Wormſer Edict beobachtet: 2 die Herzöge

1 Pallavicini lib. II, c. X, p. 227.
2 Winter: Geſchichte der Schickſale der evangeliſchen Lehre
in und durch Baiern I, p. 62. 76.
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[150/0160] Drittes Buch. Fuͤnftes Capitel. gegen Luther und das Wormſer Edict den beſchränkenden Reichsabſchieden zum Trotz in Vollziehung zu ſetzen. Gar mancherlei Vorſchläge ſind da vorgekommen, z. B. den Herzog Friedrich von Sachſen der Chur zu berauben, wor- auf Aleander antrug, — oder bei den Königen von England und von Spanien die Drohung hervorzurufen, allen Handelsverkehr mit den deutſchen Städten abbrechen zu wollen, wovon ſich der Papſt Erfolg verſprach; am Ende aber blieb man hauptſächlich dabei ſtehen, daß man ſich der Verſammlung in Speier widerſetzen müſſe: ſowohl bei dem Kaiſer, als bei den deutſchen Ständen, welche der Legat zu bearbeiten und gegen die Verſammlung zu ſtim- men beauftragt wurde. 1 Darauf kam es nun zunächſt an, und das iſt auch unſre Frage, ob ſich Stände in Deuſchland finden wür- den, die es vorzögen, ſich mit dem Papſte zu vereinigen, ſtatt die Beſchlüſſe einer allgemeinen Verſammlung zu er- warten. Der päpſtliche Stuhl hatte ſchon dafür geſorgt, daß er auf Verbündete in Deutſchland rechnen durfte: eins der mächtigſten Fürſtenhäuſer, die Herzoge von Baiern hatte er gewonnen. Früher hatte man auch in Baiern von Seiten der Regierung ſowohl wie von Seiten der Unterthanen die all- gemeine antirömiſche Stimmung der deutſchen Nation ge- theilt: man hatte dort weder der Bulle Leos X Folge ge- geben, noch das Wormſer Edict beobachtet: 2 die Herzöge 1 Pallavicini lib. II, c. X, p. 227. 2 Winter: Geſchichte der Schickſale der evangeliſchen Lehre in und durch Baiern I, p. 62. 76.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/160>, abgerufen am 24.11.2024.