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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Zweites Capitel.
gen von Mecheln und Antwerpen sicher gestellt. 1 Seit-
dem finden wir den Erzbischof, der schon immer am we-
nigsten geschwankt hatte, doppelt eifrig für Östreich: das
ganze Gewicht das ihm die Würde eines Erzcanzlers in
Germanien gab, warf er in die Waagschale für König Carl.

Auf ähnliche Weise war auch der Churfürst von der
Pfalz festgehalten worden. Er hatte wohl nur darum ge-
schwankt, weil sich die Publication seiner neuen Erbeinung
mit Östreich verzögerte, der schwäbische Bund dagegen Miene
machte, sich jener Geldansprüche rheinischer Kaufleute ge-
gen ihn anzunehmen. Die östreichischen Bevollmächtigten
eilten jede Irrung beizulegen: jene Kaufleute befriedigten
sie auf ihre Kosten. Ohnehin verwandte Pfalzgraf Frie-
drich alle seinen Einfluß bei seinem Bruder zu Gunsten
Östreichs; dem einen wie dem andern wurden bedeutende
Geldbewilligungen gemacht. 2 Allmählig ließ auch die Pfalz
jede Hinneigung zu Frankreich fahren.

Mindere Schwierigkeiten hatte es mit Cölln. Der Graf
von Nassau, der in diesen Gegenden die Unterhandlung
führte, wußte, wie die rheinischen Grafen überhaupt, so
auch den Erzbischof, der aus ihnen hervorgegangen, zu ge-
winnen. Die Zugeständnisse die ihm zu Augsburg gemacht
worden, erweiterte man ihm noch. Wir haben einen Brief
von ihm vom 6ten Juni, worin er die Sache für abgemacht
hält, wofern es nur gelinge auch Böhmen zu gewinnen. 3


1 Carolus ad Albertum 12 Martii bei Gudenus IV, 607.
Jean de le Sauch a Marguer.
29 April bei Mone p. 403.
2 Correspondenz bei Mone p. 34. Vgl. Hubert Thomas Leo-
dius Vita Friderici Palatini IV, p. 100 sq.
3 Bei Bucholtz III, 671.

Zweites Buch. Zweites Capitel.
gen von Mecheln und Antwerpen ſicher geſtellt. 1 Seit-
dem finden wir den Erzbiſchof, der ſchon immer am we-
nigſten geſchwankt hatte, doppelt eifrig für Öſtreich: das
ganze Gewicht das ihm die Würde eines Erzcanzlers in
Germanien gab, warf er in die Waagſchale für König Carl.

Auf ähnliche Weiſe war auch der Churfürſt von der
Pfalz feſtgehalten worden. Er hatte wohl nur darum ge-
ſchwankt, weil ſich die Publication ſeiner neuen Erbeinung
mit Öſtreich verzögerte, der ſchwäbiſche Bund dagegen Miene
machte, ſich jener Geldanſprüche rheiniſcher Kaufleute ge-
gen ihn anzunehmen. Die öſtreichiſchen Bevollmächtigten
eilten jede Irrung beizulegen: jene Kaufleute befriedigten
ſie auf ihre Koſten. Ohnehin verwandte Pfalzgraf Frie-
drich alle ſeinen Einfluß bei ſeinem Bruder zu Gunſten
Öſtreichs; dem einen wie dem andern wurden bedeutende
Geldbewilligungen gemacht. 2 Allmählig ließ auch die Pfalz
jede Hinneigung zu Frankreich fahren.

Mindere Schwierigkeiten hatte es mit Cölln. Der Graf
von Naſſau, der in dieſen Gegenden die Unterhandlung
führte, wußte, wie die rheiniſchen Grafen überhaupt, ſo
auch den Erzbiſchof, der aus ihnen hervorgegangen, zu ge-
winnen. Die Zugeſtändniſſe die ihm zu Augsburg gemacht
worden, erweiterte man ihm noch. Wir haben einen Brief
von ihm vom 6ten Juni, worin er die Sache für abgemacht
hält, wofern es nur gelinge auch Böhmen zu gewinnen. 3


1 Carolus ad Albertum 12 Martii bei Gudenus IV, 607.
Jean de le Sauch à Marguer.
29 April bei Mone p. 403.
2 Correſpondenz bei Mone p. 34. Vgl. Hubert Thomas Leo-
dius Vita Friderici Palatini IV, p. 100 sq.
3 Bei Bucholtz III, 671.
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[370/0388] Zweites Buch. Zweites Capitel. gen von Mecheln und Antwerpen ſicher geſtellt. 1 Seit- dem finden wir den Erzbiſchof, der ſchon immer am we- nigſten geſchwankt hatte, doppelt eifrig für Öſtreich: das ganze Gewicht das ihm die Würde eines Erzcanzlers in Germanien gab, warf er in die Waagſchale für König Carl. Auf ähnliche Weiſe war auch der Churfürſt von der Pfalz feſtgehalten worden. Er hatte wohl nur darum ge- ſchwankt, weil ſich die Publication ſeiner neuen Erbeinung mit Öſtreich verzögerte, der ſchwäbiſche Bund dagegen Miene machte, ſich jener Geldanſprüche rheiniſcher Kaufleute ge- gen ihn anzunehmen. Die öſtreichiſchen Bevollmächtigten eilten jede Irrung beizulegen: jene Kaufleute befriedigten ſie auf ihre Koſten. Ohnehin verwandte Pfalzgraf Frie- drich alle ſeinen Einfluß bei ſeinem Bruder zu Gunſten Öſtreichs; dem einen wie dem andern wurden bedeutende Geldbewilligungen gemacht. 2 Allmählig ließ auch die Pfalz jede Hinneigung zu Frankreich fahren. Mindere Schwierigkeiten hatte es mit Cölln. Der Graf von Naſſau, der in dieſen Gegenden die Unterhandlung führte, wußte, wie die rheiniſchen Grafen überhaupt, ſo auch den Erzbiſchof, der aus ihnen hervorgegangen, zu ge- winnen. Die Zugeſtändniſſe die ihm zu Augsburg gemacht worden, erweiterte man ihm noch. Wir haben einen Brief von ihm vom 6ten Juni, worin er die Sache für abgemacht hält, wofern es nur gelinge auch Böhmen zu gewinnen. 3 1 Carolus ad Albertum 12 Martii bei Gudenus IV, 607. Jean de le Sauch à Marguer. 29 April bei Mone p. 403. 2 Correſpondenz bei Mone p. 34. Vgl. Hubert Thomas Leo- dius Vita Friderici Palatini IV, p. 100 sq. 3 Bei Bucholtz III, 671.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/388>, abgerufen am 15.08.2024.